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José GarcÃa Foto: mindjazz pictures Vor etwa fünf Jahren gewährte Sönke Wortmann mit seinem Dokumentarfilm âDeutschland. Ein Sommermärchenâ (siehe Filmarchiv) einen Einblick in die deutsche Nationalmannschaft während der FuÃball-Weltmeisterschaft im eigenen Land. Wortmanns Film legte sein Hauptaugenmerk auf das Gemeinschaftsgefühl unter Fans und Spielern sowie unter den Akteuren selbst. âDeutschland. Ein Sommermärchenâ kann als eine kollektive Momentaufnahme bezeichnet werden, was zweierlei bedeutet: âEin Sommermärchenâ hebt keine singuläre Persönlichkeit hervor. Eine wie auch immer geartete FuÃball-Karriere zeichnet Wortmanns Film erst recht nicht nach. Der Dokumentarfilm âTom Meets Zizou â Kein Sommermärchenâ von Aljoscha Pause, der im März 2011 das 8. Internationale FuÃballfilmfestival â11 mmâ in Berlin eröffnete und nun im regulären Kinoprogramm anläuft, setzt unter beiden Gesichtspunkten einen Kontrapunkt zu Sönke Wortmanns FuÃball-Märchen. Drehbuchautor und Regisseur Pause zeigt den Werdegang des FuÃballprofis Thomas Broich, der jedoch keineswegs märchenhaft verläuft. Drückt der Untertitel âKein Sommermärchenâ den Gegensatz zum gutgelaunten Film von Sönke Wortmann geradezu plakativ aus, so geht der Titel âTom Meets Zizouâ auf Broichs seit seiner Jugend etablierte Emailadresse tommeetszizou@aol.com zurück, durch die der junge Spieler seine Bewunderung für den französischen Ausnahmespieler Zinedine Zidane zum Ausdruck brachte. Aljoscha Pause begleitete Thomas Broich von 2003 bis 2011. Daraus wurde die erste Langzeit-Dokumentation über einen deutschen FuÃballprofi. Die Einblendung âAustralien, Januar 2011â zu Beginn führt in die Rahmenhandlung ein, in die Thomas Broichs FuÃballer-Biografie eingebettet wird. Ein ziemlich entspannter junger Mann macht zusammen mit einem Freund Urlaub und gibt offenherzig Auskunft über sein Leben als FuÃballprofi mit Höhen und Tiefen. Auch wenn die Dokumentation immer wieder von heutigen Bildern unterbrochen wird, zeichnet sie Broichs FuÃballer-Leben chronologisch nach: Als 2003 Aljoscha Pause mit den Dreharbeiten begann, spielte der damals 22-jährige Broich bei Wacker Burghausen in der 2. Bundesliga. Der junge Spieler galt neben Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski und Philipp Lahm als âHoffnungsträgerâ für die Nationalmannschaft, die drei Jahre später an der Weltmeisterschaft im eigenen Lande teilnehmen würde. Broich weckte das Interesse des Filmemachers deshalb, weil er kein typischer FuÃballer war: Broich las viel, hörte klassische Musik und spielte selbst Gitarre und Klavier, weshalb der junge Spieler von seinen Kameraden den Spitznamen âMozartâ verpasst bekam. Als er im Januar 2004 zu Borussia Mönchengladbach in die 1. Liga wechselte, wurde Broich von den Medien als neuer Günter Netzer gefeiert. Nachdem der junge Spieler in der U21-Auswahl und im Team 2006 mitgespielt hatte, schien seiner Berufung in die A-Nationalmannschaft nichts mehr im Wege zu stehen. Doch es kam anders: Eine Verletzung und die Differenzen mit dem neuen Trainer Dick Advocaat machten die dazu erforderliche Spielpraxis unmöglich. Nach dem Wechsel zum 1. FC Köln im Sommer 2006 schien Broich wieder Spaà am FuÃball zu bekommen. Als aber im November Christoph Daum 1. FC-Trainer wurde, wiederholte sich die Geschichte: Genauso wie unter dem autoritären Advocaat konnte Broich unter Daum in der Mannschaft keinen Fuà fassen. Nachdem auch im Jahre 2009 in Nürnberg ein letzter Versuch scheiterte, in einem Bundesligaclub Stammspieler zu werden, fühlte Thomas Broich die Symptome einer âFuÃball-Depressionâ. Der Spieler wollte weg, so weit weg wie nur möglich. So landet er in Australien, wo Thomas Broich mit Brisbane Roar im März 2011 in einem dramatischen Endspiel australischer Meister wird. Damit gewinnt Broich den ersten Titel in seiner nun elfjährigen FuÃballprofi-Karriere, und Aljoscha Pauses âTom Meets Zizou â Kein Sommermärchenâ findet ein Happy End. Die Prophezeiung, die Thomas' Emailadresse tommeetszizou@aol.com ausdrückte, erfüllte sich übrigens im doppelten Sinne nicht. Vor einiger Zeit legte Thomas Broich sie denn auch ab. Obwohl Pauses Film im Gegensatz etwa zu Sönke Wortmanns âSommermärchenâ kaum kinotaugliche Bilder liefert â die Bilder des Endspiels erhielt der Regisseur etwa vom australischen Sender âFox Sportsâ â, besticht âTom Meets Zizou â Kein Sommermärchenâ gerade durch die Offenherzigkeit seines Protagonisten. Denn Thomas Broich, der im Sportstudio Johannes B. Kerner erklärte, er habe keine Lust darauf, Hoffnungsträger für die Nationalmannschaft zu sein, zeigt sich heute selbstkritisch. Er habe dieses Image des âAndersseinâ selbst gepflegt: âIch habe mich natürlich geschmeichelt gefühlt. Durch die Mozart-Nummer konnte ich mich von anderen abheben.â Aljoscha Pauses Film zeigt eine bemerkenswerte Sicht auf den ProfifuÃball jenseits der Hochglanz-Reportagen über die Siegertypen aus den einschlägigen Magazinen und Fernseh-Sportsendungen. Hier steht ein junger Mensch aus Fleisch und Blut im Mittelpunkt, der zwar einen Traum leben will, aber sich auch die Frage stellt, welchen Preis er dafür zu zahlen bereit istâ oder eben nicht. |
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