BLUE VALENTINE | Blue Valentine
Filmische Qualität:   
Regie: Derek Cianfrance
Darsteller: Michelle Williams, Ryan Gosling, Faith Wladyka, John Doman, Mike Vogel, Marshall Johnson, Jen Jones, Maryann Plunkett, James Benatti, Barbara Troy, Carey Westbrook
Land, Jahr: USA 2010
Laufzeit: 112 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: Erwachsene
Einschränkungen: X ++
im Kino: 8/2011
Auf DVD: 12/2011


José García
Foto: Senator

In Derek Cianfrances „Blue Valentine“ stellt das Finden der Liebe lediglich die halbe Geschichte dar. Die andere Hälfte skizziert das Scheitern einer Ehe nach sechs gemeinsamen Jahren. Denn Drehbuch-Coautor und Regisseur Derek Cianfrance entwickelt seinen Film auf zwei Zeitebenen: Die Rahmenhandlung beschreibt den wohl letzten Tag in der Ehe von Cindy (Michelle Williams) und Dean (Ryan Gosling), mit dem die Anfänge ihrer Beziehung in Rückblenden verknüpft werden. Die beiden lernen sich in dem Altersheim kennen, in dem Cindy ihre Großmutter besucht und Dean als Umzugshelfer das Zimmer eines alten Mannes einrichtet. Obwohl sie Medizinstudentin ist und er sich mit diesem einfachen Gelegenheitsjob über Wasser hält, verlieben sich Cindy und Dean ineinander. Bald heiraten sie trotz der Bedenken von Cindys Eltern. Als sich die junge Frau in letzter Sekunde für das Kind entscheidet, das sie von einem anderen erwartet, steht Dean uneingeschränkt zu ihr. Er liebt die kleine Frankie wie sein eigenes Kind, und das Mädchen liebt ihn über alles. Vier Jahre später fühlt sich Cindy jedoch in ihrer Stelle als Frauenärztin überfordert. Mit der Zeit verliert in ihren Augen Deans lockere Lebenseinstellung den romantischen Charme von einst, ja sie wird für Cindy immer mehr zu Unzuverlässigkeit, so dass ihr Verhältnis zueinander immer gespannter wird.

Chronologisch erzählt, wäre „Blue Valentine“ wohl eine ziemlich konventionelle „Szenen einer Ehe“-Geschichte geworden. Der dramaturgische Kniff, das Hochgefühl des Anfangs mit der Ernüchterung des Verfalls parallel zu schneiden, erlaubt eine vielschichtige Beobachtung. Wie meisterhaft die Zusammensetzung der verschiedenen Mosaikstückchen in „Blue Valentine“ dank dem sorgfältigen Schnitt von Jim Helton und Ron Patane gelingt, zeigt etwa eine Einstellung mit Dean im Altersheim, die von einem scharfen Schnitt unterbrochen und erst in einer späteren Rückblende mit deren Gegeneinstellung aufgelöst wird. In der Zusammenarbeit mit dem Kameramann Andrij Parekh setzte Regisseur Derek Cianfrance verschiedene Techniken ein, die zu den unterschiedlichen Anmutungen führten: Die mit einer Super-16mm-Handkamera gedrehten Rückblenden verleihen eine mit der Verliebtheit der Protagonisten korrespondierende Unbeschwertheit. Für die Szenen, die den Verfall ihrer Ehe schildern, wurden feste digitale Kameras mit Teleobjektiven verwendet, die eine klaustrophobisch erdrückende Atmosphäre erzeugten.

„Blue Valentine“ beobachtet präzis, woran eine Ehe scheitern kann: an der Sprachlosigkeit, an den übermäßigen Erwartungen, letztlich aber am Egoismus. Deans Frage – „Was soll aus der kleinen Frankie werden?“ – verdeutlicht darüber hinaus, dass unter der Trennung am meisten die Kinder leiden.
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