PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION | Rise of the Planet of the Apes
Filmische Qualität:   
Regie: Rupert Wyatt
Darsteller: James Franco, Freida Pinto, John Lithgow, Brian Cox, Tom Felton, Andy Serkis, Chelah Horsdal, David Hewlett, Tyler Labine
Land, Jahr: USA 2011
Laufzeit: 105 Minuten
Genre: Science-Fiction/Fantasy
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: G
im Kino: 8/2011
Auf DVD: 12/2011


José García
Foto: Fox

Der Science-Fiction-Film „Planet der Affen“ („Planet of the Apes“, 1968) gehört zu den Klassikern des Genres. Unter der Regie von Franklin J. Schaffner erzählte der auf dem Roman „Der Planet der Affen“ (La planete des singes, 1963) von Pierre Boulle basierende Film von drei Astronauten, die nach einer Zeitreise im Jahr 3978 auf einem fremden Planeten landen, auf dem primitive Menschen von vernunftbegabten Affen beherrscht werden. Der Film endet mit einer schockierenden Einstellung: Taylor (Charlton Heston) entdeckt die Ruine der Freiheitsstatue – Er ist in Wirklichkeit auf die Erde zurückgekehrt, die von einem Atomkrieg verwüstet wurde: Die Menschen haben selbst ihre Zivilisation zerstört. Nach vier verunglückten Fortsetzungen in den Jahren 1970 bis 1973 und einem ebenso unbefriedigenden „Remake“ von Tim Burton im Jahre 2001 startet nun im Kino „Planet der Affen: Prevolution“ von Regisseur Rupert Wyatt, der die Entwicklung der Affen zu intelligenten Wesen beschreibt. „Planet der Affen: Prevolution“ ist freilich ein eigenständiger Film, der die Kenntnis des Originalfilms nicht voraussetzt.Im Kern handelt Rupert Wyatts Film von einem modernen Doktor Frankenstein, dessen Wunsch, Krankheit und Tod zu besiegen, ein Monster mit unvorhersehbar zerstörerischen Folgen erschafft: Weil sein Vater Charles (John Lithgow) an Alzheimer leidet, sucht der junge, ehrgeizige Wissenschaftler Will Rodman (James Franco) umso verbissener nach einem Heilmittel gegen diese Krankheit. Will steht unmittelbar vor dem Durchbruch in der Entwicklung des Medikaments ALZ-112, als die Versuchsaffen plötzlich ein auffällig aggressives Verhalten zeigen. Sie müssen eingeschläfert werden, aber es bleibt ein gerade geborenes Affenbaby zurück, das Will zu sich nach Hause holt.

Weil sich das seiner Mutter verabreichte ALZ-112 offensichtlich auf das Baby übertragen hat, besitzt „Caesar“ – wie Will den Schimpansen nennt – von Anfang an eine außergewöhnliche Intelligenz: Er ist nicht nur in der Lage, komplexe Zusammenhänge zu begreifen. Darüber hinaus zeigt „Caesar“ ein menschenähnliches Verhalten, vor allem in der Beziehung zu Wills Vater Charles. Problematisch wird es jedoch ein paar Jahre später, als Caesars Beschützerinstinkt in Gewalttätigkeit umschlägt, so dass sich Will gezwungen sieht, sich von ihm zu trennen. Erstmals in seinem Leben erlebt Caesar in einem Tierheim sowohl seine Artgenossen als auch weniger gutgesinnte Menschen aus nächster Nähe.

„Planet der Affen: Prevolution“ überzeugt mit seinen atemberaubenden Spezialeffekten. Die WETA-Studios, die bereits für die exzellenten Effekte in den „Der Herr der Ringe“-Verfilmungen sowie in „Avatar“ verantwortlich zeichneten, setzen die sogenannte Motion-Capture-Technik (Darstellungsaufzeichnung) erstmals an realen Schauplätzen ein. Andy Serkis, der mit Hilfe dieser Technik in den „Der Herr der Ringe“-Verfilmungen Gollum verkörpert hatte, gelingt es, Caesars Mimik und Bewegungsabläufe mit erstaunlicher Natürlichkeit darzustellen. Dank dieser Gestik sowie einer Zeichensprache, die lediglich an ganz wenigen Stellen durch Untertitel ergänzt wird, kann der Zuschauer stets nachvollziehen, was Caesar und die anderen Affen„denken“ und „empfinden“. Darüber hinaus besticht insbesondere in den Actionszenen die Arbeit des Kameramanns Andrew Lesnie sowie der Verantwortlichen für den Schnitt, Conrad Buff IV und Mark Goldblatt.

Obwohl die Filmemacher viel in die Spezialeffekte investiert haben, sind diese in „Planet der Affen: Prevolution“ kein Selbstzweck. Sie stehen vielmehr stets im Dienst einer Handlung, die eindeutig dem Drehbuch von Rick Jaffa und Amanda Silver und damit der Figurenzeichnung den Vorrang einräumt – trotz der gegen Ende überhandnehmenden Actionsequenzen. Nach dem eigentlichen Ende läuft zwischen den Abspanntafeln eine kleine Sequenz, die als Einstieg in eine Fortsetzung des Filmes verstanden werden kann – wenn „Planet der Affen: Prevolution“ den Produzenten an der Kinokasse den erhofften Erfolg bringt.

Mit Franklin J. Schaffners „Planet der Affen“-Originalfilm hat der aktuelle Spielfilm von Rupert Wyatt den sozialkritischen Gestus gemein, der die selbstzerstörerischen Kräfte der menschlichen Zivilisation bloßlegt. Verdichtete sich diese Kritik im Jahre 1968 zeitgemäß in einem Atomkrieg, so hat sich 2011 der Fokus auf die Gentechnik verlagert: Ähnlich etlichen Spielfilmen aus letzter Zeit werden die Grenzen der Wissenschaft aufgezeigt: „Wie weit darf man damit gehen, bevor man anfängt, mit der Natur herumzupfuschen? Wo sind die Grenzen?“ (so Produzent Peter Chernin). In einer Hinsicht steht indes Rupert Wyatts in krassem Gegensatz zum Originalfilm: Wurde 1968 die Position der herrschenden Klasse hinterfragt, die ihre Autorität durch die Wissenschaft gefährdet sah, so zeigt sich „Planet der Affen: Prevolution“ gegenüber einer Wissenschaft ausgesprochen skeptisch, die keine ethischen Grenzen kennt. Dazu führt Drehbuch-Coautor Rick Jaffa aus: „Will hat eine Grenze überschritten. Er denkt sich: Wir können Alzheimer heilen und die Intelligenz fördern. Doch wenn du anfängst, Gott zu spielen, wird das Ganze prekär.“
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