EINSAMKEIT DER PRIMZAHLEN, DIE | La Solitudine dei Numeri Primi
Filmische Qualität:   
Regie: Saverio Costanzo
Darsteller: Alba Rohrwacher, Luca Marinelli, Isabella Rossellini, Martina Albano, Arianna Nastro, Tommaso Neri
Land, Jahr: Italien / Deutschland / Frankreich 2010
Laufzeit: 118 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: S
im Kino: 8/2011
Auf DVD: 3/2012


José García
Foto: NFP

Als sich die Wege von Alice (Arianna Nastro) und Mattia (Vittorio Lomatire) in der Schule kreuzen, erkennen sie ihre Seelenverwandtschaft, die auf traumatische Ereignisse in ihrer Kindheit jeweils zurückgeht: Alice erlitt als Achtjährige einen Skiunfall, der bei ihr nicht nur ein lebenslanges Hinken und eine große Narbe hinterhieß, weswegen sie in der Schule immer wieder gehänselt wird, sondern auch ihr Vertrauen zu ihrem Vater erschütterte.. Mattia fühlt sich schuld am Verschwinden seiner autistischen Zwillingsschwester Michela, die er allein im Park zurückließ, um das Geburtstagsfest eines Freundes zu besuchen. Seit einer Schulparty, zu der Alice Mattia mitbringt, verlieren sich die beiden nicht mehr aus den Augen. Jahre später, als Alice (nun von Alba Rohrwacher dargestellt) Fotografin geworden ist und Mattia (nun Luca Marinelli) studiert, sind sie zwar ein Paar geworden, bleiben aber für sich allein. Als Mattia sein Studium in Deutschland fortsetzt und Alice nach einer gescheiterten Ehe magersüchtig wird, schickt sie einen verzweifelten Hilferuf an Mattia, der sich im fernen Jena unverzüglich auf den Weg zu Alice macht.

Der auf dem gleichnamigen Roman von Paolo Giordano basierende Spielfilm „Die Einsamkeit der Primzahlen“, der seine Weltpremiere im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Venedig 2010 feierte, handelt von den Wunden der Kindheit, vom Sichentfernen vom geliebten Menschen und von der Sehnsucht nach Nähe. Regisseur Giordano erzählt keineswegs chronologisch. Sein Film springt vielmehr zwischen vier Zeitebenen hin und her, was dem Zuschauer ein hohes Maß an Aufmerksamkeit abverlangt. Obwohl die unterschiedlichen Erzählstränge visuell durchaus miteinander verknüpft werden, wirkt der Film dadurch eher episodisch. Durch eine mithilfe der klaustrophobisch wirkenden Handkamera-Einstellungen erzeugte, bedrückende, teilweise surreale Atmosphäre gelingt es Regisseur Saverio Constanzo, das belastete Innenleben, die Zerrissenheit der Protagonisten in Szene zu setzen. Ohne auf ein unglaubwürdiges Happy End rekurrieren zu müssen, hinterlässt der Film den Zuschauer bei allem Seelenschmerz allerdings nicht ohne Hoffnung. Als beeindruckend darf insbesondere die intensive Darstellung der Alice durch die sichtlich abgemagerte Alba Rohrwacher bezeichnet werden, die ihrer Figur auch mit ihren konzentrierten Blicken und Gesten höchste Authentizität verleiht.
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