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José GarcÃa Foto: Cine Global ![]() Piccionis nächster Spielfilm âLicht meiner Augenâ (âLuce dei miei occhiâ, siehe Filmarchiv) handelte wiederum von einem leidenschaftlichen Leser von Science-Fiction-Romanen (Luigi Lo Cascio), der sich in seinem Leben wie auf einem fremden Planeten fühlt. Seine Liebe zu einer alleinerziehenden Mutter (Sandra Ceccarelli) bleibt deshalb unerwidert, weil diese genug Probleme damit hat, ihr eigenes Leben in den Griff zu bekommen. In âDas Leben, das ich immer wollteâ (âLa vita che vorreiâ, siehe Filmarchiv), den Giuseppe Piccioni mit denselben Hauptdarstellern Sandra Ceccarelli und Luigi Lo Cascio drehte, lotet der italienische Regisseur erneut die Chancen der Liebe in einer durch Isolation gekennzeichneten, modernen Welt aus. Eine Begegnung zwischen zwei einsamen Menschen steht im Mittelpunkt des aktuellen Spielfilms von Giuseppe Piccioni âGiulia geht abends nie ausâ (âGiulia non esce la seraâ), dessen Drehbuch der 1953 geborene italienische Filmregisseur selbst zusammen mit Federica Pontremoli verfasste. Der Schriftsteller Guido Montani (Valerio Mastandrea) ist zwar für einen wichtigen nationalen Literaturpreis nominiert, kann jedoch für sein neues Buchprojekt keine Inspiration finden. Dass niemand in Guidos Umgebung, nicht einmal seine Verlegerin, sein erstes Buch zu Ende gelesen hat, hängt wie ein Damoklesschwert über ihm. Weil er in seinem alten Umfeld konzentrierter zu arbeiten meint, bleibt der Autor in seinem schönen Haus auf dem Lande allein, während Frau Benedetta (Sonia Bergamasco) und Tochter Costanza (Domiziana Cardinali) nach Rom in eine geerbte Wohnung ziehen. Die Halbherzigkeit, mit der Guido seiner Frau nachzukommen verspricht, und die Bemerkung seiner pubertierenden Tochter, die Eltern aller ihrer Schulkameraden seien bereits geschieden, lassen den Zuschauer ahnen, dass Guido nicht nur beruflich vor einer wichtigen Entscheidung steht. In diesem Moment der Antriebslosigkeit kommt es Guido gerade recht, dass seine Tochter nicht mehr am Schwimmunterricht teilnehmen möchte. Er springt für sie ein, und verliebt sich bald in die Schwimmlehrerin Giulia (Valeria Golino). Im Wasser scheint Giulia in ihrem Element zu sein. Sonst bleibt die junge Frau allerdings verschlossen. Der Grund, warum Giulia abends nie ausgeht, bleibt etwa lange ihr Geheimnis. Das Schwimmbad als hauptsächlicher Ort der Handlung, in dem kaum verbale Kommunikation stattfindet, stellt eine Metapher für die abgeschlossene Welt dar, in der sich die Figuren von âGiulia geht abends nie ausâ befinden. Aus ihrer Abkapselung brechen sie hauptsächlich durch die Vorstellungskraft aus: Unterbrach Piccioni etwa die Handlung in âNicht von dieser Weltâ durch Gruppenaufnahmen, verknüpfte âDas Leben, das ich immer wollteâ die Liebesgeschichte zwischen zwei Schauspielern mit dem âFilm im Filmâ, an dem sie gerade arbeiteten, so entwickeln in âGiulia geht abends nie ausâ Guidos erdachte Figuren ein Eigenleben. Weil auch sie von Einsamkeit und Sehnsucht nach Liebe getrieben werden, und darüber hinaus Giulia in Guidos erdichtete Welt Einzug zu nehmen scheint, verwischt sich die Grenze zwischen Realität und Fiktion immer wieder. Was Guido wirklich erlebt oder nur erdacht hat, bleibt unaufgelöst. Trotz der reizvollen Nebenhandlung mit Guidos Tochter Costanza und ihrem geistreichen Freund Filippo ist âGiulia geht abends nie ausâ eigentlich ein Zwei-Personen-Stück, das von der glaubwürdigen Darstellung durch Valerio Mastandrea und Valeria Golino lebt. Die Kamera von Luca Bigazzi unterstützt ihr hervorragendes Schauspiel, indem sie die Hauptakteure immer wieder in GroÃaufnahme zeigt und ihnen dadurch die Möglichkeit bietet, durch Gesten und Blicke ihre Emotionen zu zeigen. In âGiulia geht abends nie ausâ umkreist Giuseppe Piccioni erneut die Einsamkeit moderner Menschen. Wie in âLicht meiner Augenâ und teilweise auch in âIn âDas Leben, das ich immer wollteâ kommen seine Figuren aus der Isolation nicht heraus: Giulia leidet unter der Tragödie in ihrer Vergangenheit, Guido unter der Unentschiedenheit im Beruflichen wie im privaten Leben. Wieder liegt über Piccionis Film eine melancholische Anmutung, eine schwermütige Sicht auf zwischenmenschliche Beziehungen. |
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