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José GarcÃa Foto: filmaggregate Im März 2002 sprengte sich in einem Tel Aviver Restaurant der Selbstmordattentäter Shadi Tobassi in die Luft und riss 15 Menschen mit in den Tod. Unter ihnen befand sich Dov Chernobroda. Unter der Regie der jungen Filmemacherinnen Jule Ott und Steffi Bürger und produziert von Marcus Vetter, der 2008 beim preisgekrönten Dokumentarfilm âDas Herz von Jeninâ (siehe Filmarchiv) Regie geführt hatte, entstand ein hochemotionaler Dokumentarfilm über die Annährung zwischen Dov Chernobrodas Witwe Yael Armanet-Chernobroda und den Eltern von Shadi, Um Amjad und Abo Amjad Tobassi, die in eine ungewöhnliche Freundschaft mündete: âNach der Stilleâ zeigt eindrucksvoll, dass Versöhnung ein Zusammenleben im Nahen Osten möglich machen kann. Interview mit Produzent Marcus Vetter Wie ist die Idee zu âNach der Stilleâ entstanden? Den Anstoà kam 2008, als wir âDas Herz von Jeninâ uraufführten. Nach der Vorführung meldete sich eine Frau zu Wort. Sie sei von Ismael Khatib sehr beeindruckt, weil er, ein Palästinenser, die Organe seines getöteten Sohnes israelischen Kindern gespendet hatte. Deshalb wolle sie auch etwas zurückgeben: Auch sie habe ein schweres Schicksal erlitten, denn ihr Mann Dov sei bei einem Selbstmordattentat ums Leben gekommen. Hätte er überlebt, hätte Dov ganz gewiss die Familie des Attentäters kennenlernen wollen. Diese Aussage fiel bei mir auf fruchtbaren Boden. Denn nach meinem Dokumentarfilm âDas Herz von Jeninâ wurde der Vorwurf laut, er sei einseitig. Nun konnte ich die andere Seite erzählen. Yael Armanet-Chernobroda lieferte sozusagen die Antwort auf âDas Herz von Jeninâ. Wie kam es aber, dass Sie nicht selber Regie führten, sondern zwei jungen Frauen diese Aufgabe anvertrauten? Ein groÃes Problem in Palästina ist das mangelnde Vertrauen. Nun, dies kennen wir auch in Europa: Niemand vertraut niemandem. Ein solches Projekt führt aber dazu, dass über Vertrauen nachgedacht wird. Es war letztlich der palästinensische Mit-Produzent Fakhri Hamad, der sagte: âLasst uns den jungen deutschen Filmemacherinnen eine Chance gebenâ. Er war sehr glücklich über die Art und Weise, wie sie mit den Eltern des Selbstmordattentäters Shadi, Um Amjad und Abo Amjad Tobassi, umgegangen sind. Sie haben Vertrauen geschenkt, ohne etwas zu fordern. Dazu kommt, dass die Palästinenser sehr viel bekommen und dass sie kaum in der Lage sind, etwas zu geben. Ich meine aber, dass Geben auch zur Würde des Menschen gehört. Dadurch haben wir ihnen die Chance eingeräumt, selbst etwas zu geben. Als Sie angefangen haben zu drehen, war der Ausgang noch ungewiss. Wann wussten Sie, dass das Projekt ein gutes Ende nehmen würde? Jule Ott und Steffi Bürger haben, unterstützt von Manal Abdallah, zunächst drei Monate lang gedreht. Sie besuchten häufig die Familie Tobassi, sehr oft auch ohne Kamera. Dann kam der Tag, den wir alle fürchteten: Wir sollten Abo Amjad Tobassi endlich erzählen, dass die Geschichte auch eine andere, eine israelische Seite in der Person von Yael hatte. Das haben wir vor laufender Kamera getan. Und er antwortete: âJa, es ist kein Problemâ. Das war so ein Punkt, wo uns ein Stein vom Herzen fiel. Zwischendurch bekam allerdings Yael Armanet-Chernobroda Bedenken. In dem Film sieht man es nicht, aber sie hatte wirkliche Angst vor diesem Schritt, die Familie Tobassi zu treffen. Im April 2010 â es jährte sich zum achten Mal das Attentat, und dies hatte natürlich groÃe symbolische Bedeutung â habe ich zu ihr gesagt: âJetzt oder nie. Entweder gehst Du oder nicht.â Insgesamt bin ich aber glücklich, dass ich nicht selbst Regie geführt habe. Spielte dabei vielleicht eine Rolle, dass junge Frauen mehr Vertrauen erwecken? Yael hat ihnen von Anfang an vertraut. Das gleiche gilt auch für das Ehepaar Tobassi und deren Söhne: Insbesondere Shadis Vater war regelrecht in die beiden vernarrt. In der Tat konnten Jule Ott und Steffi Bürger mit ihrer offenen Art die Herzen der Menschen bewegen. Ob Yael es alleine geschafft hätte, weià ich nicht. Was kann ein solcher Film in einer so vertrackten Lage wie im Nahen Osten bewirken? Im Film sagt Yaels Tante, die Palästinenser seien gastfreundlich. Dass eine Israelin so etwas sagt und die Art, wie sie es sagt, wirken bei den Palästinensern ungemein positiv. Auf einer zweiten Ebene kann ein solcher Film den Zuschauern in Europa und in der Welt Hoffnung geben. Viele Europäer wollen kaum etwas über einen ewigen elendigen Konflikt hören, den sie auch nicht verstehen. Zusammen mit âDas Herz von Jeninâ und mit âCinema Jeninâ, der voraussichtlich im Februar 2012 ins Kino kommen wird, bildet âNach der Stilleâ eine Trilogie, die den Menschen hilft, über das Land einiges zu erfahren, den Konflikt besser zu verstehen. Damit sie sehen, dass zwar dort Terroristen leben, aber die meisten Palästinenser ganz normale Menschen sind. Erst recht wenn sie, wie bei Kinotouren geschehen, Yael und Ismael zusammen auf der Bühne erleben. Ein solcher Film kann den Menschen Hoffnung geben. In meinen Augen ist dies das Wichtigste, was âNach der Stilleâ bewirken kann. |
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