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José GarcÃa Foto: X-Verleih Nachdem im Vorfeld der 60.-jährigen Wiederkehr des Zweiten- Weltkrieg-Endes im Jahre 2004 eine Reihe Spielfilme â Oliver Hirschbiegels âDer Untergangâ, Volker Schlöndorffs âDer neunte Tagâ, Marc Rothemunds âSophie Scholl â Die letzten Tageâ sowie Dennis Gansels âNapolaâ â in einprägsam-realistischer Darstellung verschiedene Aspekte der Nazi-Schreckensherrschaft auf die Leinwand brachten, folgten im Kino eher skurrile Geschichten aus der Zeit: Von Stefan Ruzowitzkys âDie Fälscherâ (2007) bis âMein bester Feindâ (Wolfgang Murnberger, 2011) handelt es sich dabei um ausgefallene Sujets, ja um Possenspiele, die etwa bei âMein Führer. Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitlerâ (Dani Levy, 2007) eindeutig in Parodie umschlugen. Mit â4 Tage im Maiâ startet nun ein Spielfilm, der nach einer wahren Begebenheit das Aufeinandertreffen von einem sowjetischen Spähtrupp mit versprengten Truppen der Wehrmacht in einem Kinderheim an der deutschen Ostseeküste naturalistisch-episch schildert. â4 Tage im Maiâ beginnt mit dem letzten dieser vier Tage: Am Kapitulationstag, dem 8. Mai 1945 versuchen an der deutschen Ostseeküste Menschen auf ein Boot zu kommen, das sie nach Dänemark bringen soll. Die kaum eine Minute lange erste Szene, ehe die Einblendung âVier Tage vorherâ erscheint, folgt nicht einer im Kino weit verbreiteten dramaturgischen Zeiterscheinung, eine entscheidende Episode an den Anfang zu stellen, um dann einen Sprung in die Vergangenheit zu tun, um bloà dadurch eine lineare Erzählung zu durchbrechen. Die aus panischer Angst vor âden Russenâ und fast teilnahmsloser Ergebenheit in ihr Schicksal, der Heimat den Rücken zu kehren, zusammengesetzte Stimmung besitzt einerseits einen allgemeingültigen Charakter weit über die in von Borriesâ Film geschilderte Episode am Rande des Krieges hinaus. Andererseits schwebt diese Gemütsverfassung über dem gesamten Film. Nach der Einblendung folgen die Ereignisse am 4. Mai, als die Rote Armee in einen nun als Waisenhaus dienenden, ehemaligen Gutshof einmarschiert. Die Differenzen zwischen dem die Einheit befehligenden Major (Merab Ninidze) und Hauptmann Kalmykov (Aleksei Guskov), der dort mit einem aus sieben Soldaten bestehenden Spähtrupp einen Stützpunkt bilden soll, um die Küste nach versprengten deutschen Truppen zu beobachten, treten von Anfang an spürbar zu Tage. Einziger männlicher Bewohner des Waisenhauses ist der 13-jährige Peter (Pavel Wenzel), der sich am Strand mit einer deutschen Uniform versorgt hat und sich, auch weil sein Vater im Krieg gefallen ist, den Russen entgegenstellen will. Bald tauchen am Strand tatsächlich deutsche Soldaten auf, deren Oberstleutnant (Alexander Held) entgegen allen Anfeuerungen durch Peter nichts anderes möchte, als nach Dänemark überzusetzen. Achim von Börries setzt vor allem auf persönliche Begegnungen und Konflikte. Dazu gehören sowohl die unmögliche Liebe zwischen einer jungen Deutschen und einem sensiblen, Musik liebenden russischen Soldat als etwa auch die zunächst nur von Vorurteilen, später vom gegenseitigen Respekt geprägte Beziehung zwischen der aus âSt. Petersburgâ stammenden Baronin (Gertrud Roll) und dem Hauptmann aus âLeningradâ. Zur Glaubwürdigkeit von â4 Tage im Maiâ tragen nicht nur die Schauplätze auf Rügen und in Schleswig-Holstein bei, sondern auch das detailverliebte Produktionsdesign von Agi Dawaachu â man vergleiche etwa dazu die verschlissenen Uniformen in von Borriesâ Film mit den nagelneuen KZ-Anzügen in âMein bester Feindâ â und insbesondere auch die Zweisprachigkeit: Die russischen Dialoge werden nicht einfach synchronisiert, sondern untertitelt. Die Kamera von Bernd Fischer setzt die gereizte Stimmung filmisch adäquat in durch bewegliche Kamerabewegungen aufgenommene, nervös wirkende Bilder um. Bei der Figurenzeichnung setzt Achim von Borries auf groÃartige Darsteller: Neben Aleksei Guskov, der als Ko-Produzent des Filmes auch die Hauptrolle spielt, verkörpert Alexander Held den kriegsmüden Offizier, Merab Ninidze den Offizier mit Machtgeltung, der mit Kalmykov noch eine offene Rechnung hat. Obwohl in â4 Tage im Maiâ der Krieg unsichtbar bleibt, ist er etwa durch die in der ersten Szene Fliehenden, durch die Toten am Strand oder auch durch die Angst der Frauen die ganze Filmzeit präsent. Die konsequente Erzählung aus der Perspektive eines 13-Jährigen lässt die Kampfspiele der Erwachsenen, etwa aus Rache, umso deutlicher als Irrsinn erscheinen. Die ganze Kriegsepisode, bei der â vom Filmverleih etwas schwülstig ausgedrückt â die Grenzen ânicht zwischen Freund und Feind, sondern allein zwischen Gut und Böseâ verlaufen, stellt sich als absoluter Wahnsinn heraus, in dem Menschlichkeit kaum eine Chance hat und dennoch einzelne Menschen ihren Humanismus bewahren können. Ganz ohne Pathos erweist sich â4 Tage im Maiâ durch die fein nuancierte Figurenzeichnung als ein eindrücklicher, den Irrsinn des Kriegs bloÃlegender Antikriegsfilm. |
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