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José GarcÃa Foto: Majestic Ein vereinsamter Mensch, der durch die eher unfreiwillig übernommene Verantwortung für ein Kind aus seiner Lähmung erwacht, steht immer wieder im Mittelpunkt von Kinofilmen, von Theo Angelopoulosâ âDie Ewigkeit und ein Tagâ (1998) über âBella Marthaâ (Sandra Nettelbeck, 2001) bis âDas Hals der Giraffeâ (Safy Nebbou, 2004), um nur einige Spielfilme mit diesem Sujet herauszugreifen. Im nun im regulären Kinoprogramm anlaufenden Spielfilm âDreiviertelmondâ von Drehbuchautor und Regisseur Christian Zübert heiÃt der mürrische alte Mann Hartmut Mackowiak (Elmar Wepper). Mackowiak hat allen Grund, auf die Welt im Allgemeinen und auf sich selbst im Besonderen missgelaunt zu sein: Nach dreiÃig Ehejahren verlässt ihn seine Frau Christa (Katja Rupé), um sich âneu zu findenâ â oder wohl wegen eines anderen Mannes? Bei seiner Tochter Verena (Marie Leuenberger) findet der Nürnberger Taxifahrer ohnehin kein Mitgefühl, da sie ihm für die Trennung die Schuld gibt. Zur Entfremdung von der Tochter trägt ebenfalls bei, dass Mackowiak für Verenas Geschäftsidee eines âSchuh-Cafésâ ebenso wenig Verständnis aufbringt. Nicht gerade in bester Stimmung nimmt Hartmut Mackowiak am Flughafen denn auch seine neuen Fahrgäste in Empfang: Die junge Gülen (Ivan Anderson) ist mit ihrer sechsjährigen Tochter Hayat (Mercan Türkoglu) aus der Türkei eingereist. Die Kleine spricht kein Wort Deutsch, was zu allerlei Missverständnissen führt, so beispielsweise als ihre Mutter eine abfällige Bemerkung des Taxifahrers gegenüber einem farbigen Kollegen trocken mit einem âNazi!â quittiert. Das Mädchen will natürlich wissen, was das heiÃt, und Gülen übersetzt: âNetter Onkelâ. Weil die junge Mutter beruflich zu einer längeren Reise aufbricht, bringt sie Hayat zu deren GroÃmutter. Nach Gülens Abreise bricht Hayats Oma zusammen und wird in die Intensivstation gebracht. Hayat vertreibt sich die Zeit am Krankenhauseingang, als sie den ânetten Onkelâ erblickt, der gerade einen Fahrgast abgeliefert hat. Widerwillig nimmt sich der grantige Taxifahrer des Kindes an. Während Mackowiak mithilfe eines Dönerverkäufers als Dolmetscher versucht, Hayats Verwandte ausfindig zu machen, beginnt das Kind allmählich, ihm ans Herz zu wachsen â irgendwann wird ihn seine Tochter fragen, warum er sich um ein fremdes Kind mehr als um seine eigene Familie kümmert. Bald erkennt der bärbeiÃige Taxifahrer, dass womöglich nicht er es ist, der Hayat hilft, sondern sie ihm. Hartmut Mackowiak beginnt, über sein verfahrenes Leben nachzudenken. Obwohl sich das Drehbuch an manchen Stellen zu konstruiert ausnimmt, überzeugt Christian Züberts Film insbesondere durch seine unaufgeregte Inszenierung. Die Kamera von Jana Marsik nimmt eine beobachtende Stellung ein, die Musik von Annette Focks unterstützt die Dramaturgie und spielt sich nicht in den Vordergrund. Christian Zübert setzt vor allem auf die feine Beobachtung vieler Details, die âDreiviertelmondâ authentisch wirken lassen. Dabei kam ihm zugute, dass er selbst aus Würzburg und seine Frau Ipek Zübert aus der Türkei stammt. Christian Zübert: âIm Zusammenleben fiel uns immer wieder auf, dass wohl kaum ein gröÃerer Gegensatz zu finden ist, als in der fränkischen und in der türkischen Mentalität.â Den Zusammenprall der Kulturen inszeniert er trotz aller Pointiertheit jedoch nicht mit schenkelklopfendem, sondern mit feinem Humor und ganz ohne Moralinsäure. âDreiviertelmondâ ist alles in allem ein Schauspielerfilm. Züberts Film steht und fällt mit dessen Hauptdarstellern, wobei Elmar Wepper in der Darstellung des grummeligen Taxifahrers an seine letzte groÃe Kinorolle in Doris Dörries âKirschblüten â Hanamiâ anschlieÃen kann: Auch damals verkörperte er einen (nach dem Tod seiner Frau) vereinsamten älteren Mann, der durch die Bekanntschaft eines viel jüngeren, aus einer ihm fremden Kultur stammenden Menschen aus der Starre erwachte. Besondere Erwähnung verdient jedoch die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten erst sechsjährige, aus Berlin stammende Mercan Türkoglu, die bei âDreiviertelmondâ erstmals vor der Kamera stand. Denn sie zeigt nicht nur viel Witz, sondern auch genügend Selbstbewusstsein, um sich dem erfahrenen Schauspieler Elmar Wepper gegenüber in jeder Szene zu behaupten. Der ebenfalls durchgängig anzumerkende, warmherzige Blick, mit dem Regisseur Christian Zübert auf seine Figuren schaut, macht darüber hinaus âDreiviertelmondâ zu seiner sehenswerten Tragikomödie, die bewusst auf jeglichen Hochglanz verzichtet. |
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