TYRANNOSAUR – EINE LIEBESGESCHICHTE | Tyrannosaur
Filmische Qualität:   
Regie: Paddy Considine
Darsteller: Peter Mullan, Olivia Colman, Eddie Marsan, Paul Popplewell, Ned Dennehy, Samuel Bottomley, Sally Carman
Land, Jahr: Großbritannien 2011
Laufzeit: 89 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: D, G
im Kino: 10/2011
Auf DVD: 2/2012


José García
Foto: Kino Kontrovers

In der Tradition des sozialen Realismus eines Ken Loach siedelt der britische Filmregisseur Paddy Considine sein Spielfilmdebüt „Tyrannosaur – Eine Liebesgeschichte“ mitten unter Sozialwohnungen in einer englischen Stadt an. Dort lebt der jähzornige Joseph (Peter Mullan), der im Alkoholrausch seinen geliebten Hund zu Tode tritt. Nachdem er sich mit einigen Halbwüchsigen in einer Kneipe eine Schlägerei geliefert hat, flüchtet er sich in den Wohltätigkeitsladen von Hannah (Olivia Colman). Sie kümmert sich trotz anfänglicher Angst um ihn, betet für den verzweifelten Mann. Obwohl Joseph auf Hannahs Religiosität mit ironischen bis bissigen Bemerkungen reagiert, wird er die fromme Frau später aufsuchen, damit sie am Todesbett seines krebskranken Freundes ein Gebet spricht.

Mit ihrer selbstlosen Art beginnt Hannah, Josephs harten Panzer aufzubrechen. Nach und nach fühlt sich der brutale Schläger zur aus der oberen Mittelklasse gehörenden, eleganten Frau hingezogen, auch weil Hannah von ihrem sadistischen Ehemann James (Eddie Marsan) erpresst, gedemütigt und schließlich auch misshandelt wird. Joseph mag primitiv sein, James ist weitaus schlimmer. Regisseur Paddy Considine und Darsteller Peter Mullan gelingt die nicht gerade einfache Gratwanderung, beim Zuschauer Sympathie für einen Menschen zu wecken, der auf den ersten Blick nur Abscheu hervorruft. Die beinah dokumentarisch anmutende Atmosphäre entsteht allerdings nicht durch eine Authentizität vorgaukelnde Handkamera, sondern durch das glaubwürdige Produktionsdesign mit den typisch britischen Farben grün-braun und grau, insbesondere aber durch eine fein abgestimmte Dramaturgie und durch das nuancierte Spiel der Protagonisten: Die Körpersprache Peter Mullans, die breite Palette von teils widersprüchlichen Empfindungen, die Olivia Colman allein durch ihre Blicke ausdrückt, verleihen dem Drama große Intensität. Für ihre Darstellung wurden sie auf dem Sundance-Filmfestival 2011 mit dem Preis für die beste Darstellerin und den besten Darsteller jeweils ausgezeichnet – darüber hinaus gewann Paddy Considine den Preis für die beste Regie.

„Tyrannosaur“ ist nicht nur eine außergewöhnliche Liebesgeschichte zwischen zwei sehr unterschiedlichen Menschen, sondern auch ein Film über die Chance, Schuld und Rache zu überwinden.
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