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José García Foto: Wild Bunch ![]() Mit Jonglieren umschreibt Kate Reddy (Sarah Jessica Parker) selbst den Spagat zwischen Karriere und Familie, den sie täglich zu bewältigen hat. Ihr geliebter Beruf als Investment-Managerin in einer Bostoner Finanzfirma und ihre Tätigkeiten als Ehefrau und Mutter seien die Bälle, die sie ständig in der Luft halten muss. Manchmal wird es zusätzlich schwierig, wenn sie etwa von einer Geschäftsreise abends nach Hause kommt, und am nächsten Morgen zur Schule ihrer bald sechsjährigen Tochter Emily (Emma Rayne Lyle) einen selbstgebackenen Kuchen mitbringen soll. Kate versteht es aber, einen gekauften Kuchen leicht zu verunstalten, sodass er wie selbstgemacht aussieht. Außer den in schlaflosen Nächten selbstgestrickten To-Do-Listen, die der Film auch visualisiert, ist es für Kate eine große Hilfe, dass sich ihr verständnisvoller Ehemann Richard (Greg Kinnear) gerade selbstständig gemacht hat und noch unter Auftragsflaute leidet, weswegen er sich um die Kinder kümmern kann, etwa wenn die Babysitterin zu spät oder gar nicht kommt. Eine echte Freude in all dem Stress bereitet der berufstätigen Mutter insbesondere ihr kleiner Sonnenschein, der noch nicht ganz zweijährige Ben (Theodore und Julius Goldberg). Noch kann Kate verhältnismäßig leicht mit den Bällen jonglieren. Komplizierter wird es jedoch, als ihr Konzept für einen neuen Investmentfonds bei einer größeren New Yorker Firma auf Begeisterung stößt. Denn die Zusammenarbeit mit deren Chef Jack Abelhammer (Pierce Brosnan) führt dazu, dass sie immer öfter nach New York fliegen muss, um an der vorgesehenen Präsentation des neuen Fonds für einen Großkunden zu arbeiten. Dass Richard ausgerechnet in dieser Phase einen ersten größeren Auftrag bekommt, der seinen Durchbruch als Selbstständiger bedeuten kann, unterzieht das Familienleben der Reddy einer Zerreißprobe. Als sich der verwitwete Jack Abelhammer als der perfekte Gentleman erweist, der sich etwa nicht Kates Ideen aneignet, sondern ihre Urheberschaft vor dem wichtigen Kunden anerkennt, und nach und nach auch persönliches Interesse an Kate anmeldet, steht plötzlich ihr ganzes privates Leben kopf. Autorin Aline Brosh McKenna und Regisseur Douglas McGrath (Regie) entwerfen ein ganzes Beziehungsgeflecht, um Kates Zwischen-den-Stühlen-Sitzen zu verdeutlichen: Ihre Schwiegermutter giftet sie an, weil sie ihrer Familie den Beruf vorziehe, der Vorgesetzte und die männlichen Kollegen haben für ihre familiäre Situation genauso wenig Verständnis wie ihre Workaholic-Assistentin Momo (Olivia Munn), die von Familie und Kindern nichts wissen will. Auf der anderen Seite steht die von Kate so genannte Vollmutter-Mafia, die ihr ständig vorführen will, was für eine Rabenmutter sie sei. Klischees? Vielleicht, vielleicht aber Zuspitzungen von gut beobachteten Situationen. Um die Dramaturgie aufzupeppen, führen die Filmemacher Scheininterviews etwa mit Kates bester Freundin, der Berufstätigen und Alleinerziehenden Allison (Christina Hendricks), oder mit ihren Kollegen. Zwar wirken diese Pseudointerviews etwas aufgesetzt, sie helfen aber das bei Buchverfilmungen übliche Übermaß an Off-Stimme verringern. Andere dramaturgische Kniffe bringen in den Film die nötige Prise Humor ein, damit keine Moralinsäure entsteht. Erinnern einige Bilder des Kameramanns Stuart Dryburgh an Der Teufel trägt Prada, so besticht insbesondere das Produktionsdesign von Santo Loquasto, der seit 1980 für mehr als zwanzig Woody Allen-Filme in dieser Position verantwortlich zeichnete. Im Unterschied zu den meisten Hollywood-Komödien fällt Aaron Zigmans Filmmusik durch weitgehende Zurückhaltung auf. Trotz der teilweise klischeehaften Handlung und des vor allem im Nebenstrang zu versöhnlichen Endes regt Der ganz normale Wahnsinn zum Nachdenken über ein sehr aktuelles Thema an. Nebenbei bietet er außerdem ein Plädoyer für eheliche Treue und die Mutterschaft, exemplifiziert an Momos Figur, die zunächst eine Abtreibung erwägt, sich aber für das Kind entscheidet und dann ihr Glück kaum fassen kann. |
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