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José García Foto: Tobis ![]() Im Morgengrauen flieht eine junge Frau aus einem typisch englischen Landhaus. Nachdem sie durch eine Moorlandschaft gewandert ist, bricht sie unter dem aufziehenden Gewitter zusammen. Jane Eyre (Mia Wasikowska) wird von Vikar St. John (Jamie Bell) und seinen beiden Schwestern aufgenommen. Im benachbarten Dorf findet sie unter falschem Namen eine Anstellung als Lehrerin. Der dramaturgische Kniff, die chronologische Erzählstruktur des Romans zu durchbrechen, erlaubt Regisseur Fukunaga, Kindheit und Jugend Jane Eyres mit einigen Pinselstrichen zu beschreiben und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Auf Janes Liebe zu Mr. Rochester (Michael Fassbender), dem Hausherrn von Thornfield Hall, wo sie als 19-Jährige eine Anstellung als Gouvernante fand. Diese teilweise Parallelerzählung auf mehreren Zeitebenen stellt allerdings die einzige Modernisierung von Charlotte Brontës Roman dar. Denn die Inszenierung von Fukunagas Film kann als überaus klassisch bezeichnet werden. Die Kamera von Adriano Goldman schwelgt zwar in den bis in die Details liebevoll rekonstruierten Dekors des Produktionsdesigners Will Hughes-Jones, liefert aber immer wieder Nahaufnahmen der Gesichter, in denen die hervorragenden Darsteller ihr Seelenleben ausdrücken: Mia Wasikowska gelingt es, die in der Kindheit erlittenen Verwundungen, ihr Verlangen nach Selbstständigkeit, vor allem aber ihre nach außen unterdrückte Liebe darzustellen. Michael Fassbender wiederum drückt die widersprüchlichen Gefühle aus vermeintlicher Schroffheit und Herzensgüte bestens aus. Die atmosphärisch dichte Inszenierung, die von der getragenen, aber nie pathetisch klingenden Diktion der Darsteller und darüber hinaus von der stimmigen Filmmusik von Dario Marianelli vortrefflich unterstützt wird, macht Fukunagas Jane Eyre zu einer herausragend zeitlosen Literaturverfilmung. |
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