ANDUNI – FREMDE HEIMAT | Anduni – Fremde Heimat
Filmische Qualität:   
Regie: Samira Radsi
Darsteller: Irina Potapenko, Florian Lukas, Tilo Prückner, Berrin Alganer-Lenz, Günay Köse, Nursel Köse, Demet Gül, Peter Millowitsch
Land, Jahr: Deutschland 2011
Laufzeit: 90 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: X
im Kino: 12/2011


José García
Foto: Filmlichter

In ihrem Spielfilmdebüt „Anduni – Fremde Heimat“ erzählt Samira Radsi nach einem Drehbuch von Karin Kaçi von einer jungen Frau, die zwischen zwei Welten steht: Als Tochter von armenisch-türkischen Einwanderern fühlt sich Belinda (Irinia Potapenko) in Deutschland integriert: Sie studiert an der Kölner Universität und ist im Begriff, mit ihrem deutschen Freund Manuel (Florian Lukas) zusammenzuziehen – was sie allerdings ihren Eltern verheimlicht. Als aber ihr Vater plötzlich an einem Herzinfarkt stirbt, und darüber hinaus Manuel mit dem Gedanken spielt, fernab von Köln ein Photographie-Studium zu beginnen, gerät ihr Leben ins Wanken. Belinda wird bewusst, wie wenig sie von ihrer Familie und ihren Traditionen weiß. Mit Hilfe ihres Onkels Levon (Tilo Prückner) kümmert sich Belinda um die Rente und sonstige rechtliche Angelegenheiten. Dadurch gerät sie allerdings zunehmend in Berührung mit ihrer armenischen Familiengeschichte und begibt sich auf die Suche nach ihrer eigenen Identität.

Obwohl „Anduni – Fremde Heimat“ nicht frei von Klischees ist, gelingt es Regisseurin Samira Radsi dank ihrer überzeugenden Hauptdarstellerin Irinia Potapenko, insbesondere die Unsicherheit und Zerrissenheit Belindas zwischen den zwei Kulturen darzustellen. Die Mischung aus dramatischen und komischen Momenten, wenn auch einige Szenen wie Peter Millowitschs Kurzauftritt in Klamauk kippen, stimmt weitgehend. Im Vergleich zu ähnlichen Filmen wie zuletzt „Almanya – Willkommen in Deutschland“, der von einer türkischen Familie in Deutschland erzählte, verliert sich „Anduni – Fremde Heimat“ zu sehr in den Nebenhandlungen. Die in diesen Handlungssträngen im Mittelpunkt stehenden Figuren dienen lediglich dazu, verschiedene Gesichtspunkte anzusprechen, so etwa Belindas Cousine, die für ihre Heirat auf Selbstbestimmung verzichten musste.

In der armenischen Hauptstadt Jerewan konzentriert sich der Film allerdings wieder auf seine Hauptfigur. Dort steht erneut die eigentliche Frage des Films im Vordergrund: Was ist für Belinda Heimat? Nicht umsonst heißt Anduni auf Armenisch frei übersetzt „heimatlos“. Ein Thema, das historisch mit dem Völkermord an etwa 1,5 Millionen Armeniern in den Jahren 1915–17 durch die Türken zusammenhängt, und das in „Anduni – Fremde Heimat“ auch thematisiert wird.
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