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José GarcÃa Foto: Delphi ![]() Christian Ulmen ist jedoch der einzige Schauspieler in diesem âfilmischen Experimentâ. Denn âJonasâ wurde als âDokufiktionâ, als eine Art Mischform von Fiktion und Dokumentation, während des normalen Unterrichts in einer 10. Klasse der Gesamtschule in Zeuthen nahe Berlin, mit den echten Lehrern und den echten Schülern, gedreht. Laut Filmproduktion waren sowohl die Schuldirektion als auch die Lehrer, nicht aber die Schüler eingeweiht. Ihnen wurde lediglich gesagt, dass der âNeueâ für eine Reportage von einer Kamera begleitet werden sollte. Zu Beginn werden denn auch nach und nach die Namen und Fächer der jeweiligen Lehrer, etwa Frau Schröder LER, Frau Maschke Musik, Herr Look Mathematik, eingeblendet. Im Unterschied zu Laurent Cantets Spielfilm âDie Klasseâ (siehe Filmarchiv), der bei seiner Schilderung des Alltags in einer Pariser Schule ebenfalls echte Schüler trotz Improvisation einem festgelegten Drehbuch folgen lieÃ, wurde âJonasâ nicht nach einem fertigen Drehbuch gedreht. Dazu führt Drehbuchautor Johannes Boss aus: âJonas ist ein Film ohne Drehbuch, und doch gibt es eines. Das Drehbuch kommt mit vielen Stimmen, trägt viele Ranzen. Jonas Geschichte setzt sich zusammen aus dem Mosaik seiner Begegnungen, wird erzählt von Ethiklehrerin Schröder, Klassenkamerad Max und dem einsetzenden Winter in Dahme-Spreewald.â Das âfilmische Experimentâ setzt sich aus vielen Impressionen zusammen. Kameramann Frank Lamm hatte drei Kameras zur Verfügung, die allerdings kaum die Schule verlassen, mit Ausnahme etwa einer abendlichen Feier, in der der Alkohol reichlich flieÃt. Der Schnitt von David Gruschka arrangiert das umfangreiche Material immer wieder zu schnell geschnittenen Sequenzen, die den Alltag des âSchülersâ Jonas mosaikartig wiedergeben: Auf den Unterricht und die Pause folgt etwa der Besuch der Schulkantine. Eine Art roter Faden besteht einerseits in den Schwierigkeiten Jonas mit dem Fach Mathematik. Dazu Christian Ulmen: âNatürlich war klar, dass ich kein Mathe kann â da war der Konflikt mit dem Mathelehrer logischerweise vorprogrammiert.â Als weiterer roter Faden dient, dass sich Jonas in die Musiklehrerin Frau Maschke verliebt, was teilweise zu komischen Situationen, aber auch zur Gründung einer Schüler-Musik-AG führt. Auf diese Art und Weise entsteht nicht nur eine Art Nebenstrang, der Abwechselung in die Handlung bringt. Darüber hinaus kann Ulmen seine Musiktalente in den Film einbringen. Als schöner Nebeneffekt tritt die âBand-AGâ auf einer professionell aufgebauten Bühne sozusagen mit einem Dankeschön-Konzert dafür auf, dass die Schule bei diesem âfilmischen Experimentâ mitgemacht hatte. AuÃerdem bleiben den Schülern auch die Erinnerungsfotos, die zwischendurch gemacht werden. âJonasâ erzählt zwei sich ergänzende Geschichten: Zum einen handelt der Film, dem Untertitel âStell Dir vor, es ist Schule, und Du musst wieder hin!â getreu, von den Ãngsten, die etwa an der Tafel oder bei einer Klassenarbeit viele Menschen in ihrer Schulzeit ausgestanden haben. Zum andern gewährt der Film einen Einblick in den ganz normalen Schulalltag und in die Gefühlswelt pubertierender Schüler. Ãber die komödiantischen Elemente hinaus werden dadurch auch Fragen etwa der Erziehung und auch des Glaubens angesprochen. âEs wäre toll, wenn ich an Gott glauben könnteâ, heiÃt es etwa in einem Streitgespräch mit der agnostischen Ethik-Lehrerin. In Wildes Film fällt eine Normalität im schulischen Alltag ins Auge, die den in letzter Zeit von den Medien präsentierten Meldungen über Mobbing oder Cybermobbing gegensätzlicher kaum sein könnte. Inwieweit es sich allerdings um âdie Realitätâ oder um eine von der besonderen Situation der Filmentstehung beeinflusste Wirklichkeit handelt, steht natürlich auf einem anderen Blatt. |
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