ONCE UPON A TIME IN ANATOLIA | Bir Zamanlar Anadolu'da
Filmische Qualität:   
Regie: Nuri Bilge Ceylan
Darsteller: Muhammet Uzuner, Yilmaz Erdogan, Taner Birsel, Ahmet Mümtaz Taylan, Firat Tanis, Ercan Kesal, Erol Eraslan, Ugur Arslanoglu, Murat Kiliç
Land, Jahr: Türkei 2011
Laufzeit: 157 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: G
im Kino: 1/2012


José García
Foto: Kinostar

Obwohl „Once upon a Time in Anatolia“ vordergründig als Krimi oder Road-Movie dramaturgisch aufgebaut ist, steht im Mittelpunkt von Nuri Bilge Ceylans Spielfilm eigentlich die Milieubeschreibung. Nach einer sehr langen Einstellung mit drei in einem kleinen Raum sitzenden Männern hinter einer Scheibe sieht der Zuschauer die Scheinwerfer von drei Autos, die sich in einer pechschwarzen Nacht auf der sich schlängelnden Landstraße nähern. In zwei Autos sitzt ein Suchtrupp, bestehend aus einigen Polizisten, darunter dem Chef (Yilmaz Erdogan), einem Staatsanwalt (Taner Birsel), einem Arzt (Muhammet Uzuner) und zwei Männern mit Schaufeln, gefolgt von einem Jeep mit Soldaten, auf der Suche nach einer Leiche. Sie führen den geständigen Mörder (Firat Tanis) mit sich, der sich allerdings nicht mehr erinnern kann, wo er den Toten verscharrt hatte. Deshalb zieht sich die Suche hin, bis schließlich die ganze Gesellschaft beim Dorfvorsteher eines kleinen Ortes (Ercan Kesal) übernachten muss. Für zweieinhalb Stunden Film ist dies nicht viel Handlung.

Sie tritt außerdem im Laufe der Zeit in den Hintergrund, weil sich Regisseur Nuri Bilge Ceylan und seine Mit-Drehbuchautoren Ercan Kesal und Ebru Ceylan immer mehr für die familiären Probleme der Ermittler interessieren, für den geschiedenen Arzt oder für den kranken Sohn des Polizeichefs. In den Gesprächen zwischen dem Arzt und dem Staatsanwalt gewinnen die Erzählung über den Selbstmord von dessen Ehefrau und die daraus resultierende Belastung für ihn nach und nach so sehr an Bedeutung, dass sich dies zu einem regelrechten Handlungs-Nebenstrang ausweitet. Das bedächtige, ja Geduld erfordernde Erzähltempo erlaubt eine genaue Beobachtung der zwischenmenschlichen Beziehungen. Trotz der ausgesucht schönen Bilder der anatolischen Landschaft, auch und insbesondere der Nachtaufnahmen, von Kameramann Gökhan Tiryaki besitzt dieses Gesellschaftsporträt einen universellen Charakter. Ceylans Bild der „conditio humana“ lässt etliche Rätsel bewusst ungelöst. „Once upon a Time in Anatolia” wurde auf dem Filmfestival Cannes 2011 (ex aqueo mit „Der Jungen mit dem Fahrrad“ der Dardenne-Brüder) mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet.
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