KRIEGERIN | Combat Girls
Filmische Qualität:   
Regie: David Wnendt
Darsteller: Alina Levshin, Jella Haase, Sayed Ahmad Wasil Mrowat, Gerdy Zint, Lukas Steltner, Uwe Preuss, Winnie Böwe
Land, Jahr: Deutschland 2011
Laufzeit: 103 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: G, X
im Kino: 1/2012
Auf DVD: 9/2012


José García
Foto: Ascot Elite

Für seinen Abschlussfilm an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg HFF „Kriegerin“ hat sich Regisseur David Wnendt eines brisanten Themas angenommen. Am Anfang steht eine Off-Stimme, mit der die etwa 20-jährige Marisa (Alina Levshin) ihre Gesinnung unverblümt ausdrückt: „Demokratie ist das Beste, was wir je auf deutschem Boden hatten. In einer Demokratie kann jeder mitbestimmen. Du, ich, Alkoholiker, Junkies, Kinderschänder, Neger, Leute, die zu blöd sind, ihren Hauptschulabschluss zu schaffen.“ Eine kurze Rückblende zeigt sie als 10-Jährige am Strand mit ihrem vergötterten Großvater, dem Alt-Nazi Franz (Klaus Manchen), der sie „meine Kriegerin“ nennt. Zehn Jahre später ist Marisa in der Tat eine Kriegerin geworden. Von ihrem Dorf in Ostdeutschland aus führt Krieg sie gegen das, was aus Deutschland geworden ist. Ihre Uniform: das typische Aussehen der „Nazibräute“ mit dem halbrasierten Schädel und den längeren Strähnen an den Seiten, den T-Shirts mit rechtsradikalen Parolen und den Tätowierungen: „88“, Hakenkreuz und Reichsadler auf dem Brustbein, die Aufschrift „14 Words“ am Unterarm. Zusammen mit ihrem Freund, dem Skinhead Sandro (Gerdy Zint), macht sie etwa Jagd auf Vietnamesen im Zug.

Konkurrenz in der Neonazi-Clique bekommt Marisa von der 15-jährigen Svenja (Jella Haase), die dem überstrengen Stiefvater und der schwachen Mutter entfliehen will und sich deshalb den Rechtsradikalen anschließt. Die Handlung wird von einem einschneidenden Zwischenfall vorangetrieben: Nach einer Konfrontation mit zwei jugendlichen afghanischen Asylanten fährt Marisa, aufgeheizt von dröhnendem Rechtsrock und von Alkohol, die Jungs mit ihrem Auto an, und flieht. Als einer der zwei Asylbewerber, Rasul (Sayed Ahmed Wasil Mrowat), tags darauf ausgerechnet bei ihr auftaucht, lässt sich die „Nazibraut“ überreden, ihm zu helfen.

Drehbuchautor und Regisseur David Wnendt interviewte mehrere junge Frauen aus der rechtsextremen Szene, besuchte Demos und Cliquen, um Material zu sammeln. Diese „Geschichten und Beobachtungen“ seien zu einer „packenden und zugespitzten Handlung verdichtet“ worden, führt er dazu aus. Trotz dieser umfangreichen Recherchen wirken einige Figuren klischeehaft und insbesondere die dramaturgische Wendung etwas konstruiert. Die Stärke von „Kriegerin“ besteht indes in der authentischen Schilderung des alkoholgetränkten, gewalttätigen Rechtsradikalen-Milieus, das eine immer nah am Geschehen agierende (Hand-)Kamera halbdokumentarisch beobachtet. Ohne einfache Antworten zu geben, verdeutlicht „Kriegerin“ einige Ursachen für den Rechtsradikalismus und Rassismus. „Kriegerin“ wurde mit dem Förderpreis des deutschen Films in den Kategorien „Drehbuch“ und „Schauspiel weiblich“ ausgezeichnet.
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