GOODNIGHT NOBODY | Goodnight Nobody
Filmische Qualität:   
Regie: Jacqueline Zünd
Darsteller: (Mitwirkende): Mila Dean, Jérémie Kafando, Lin Yao, Fedir Nesterchuk
Land, Jahr: Schweiz / Deutschland 2010
Laufzeit: 77 Minuten
Genre: Dokumentation
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 3/2012


José García
Foto: mixtvision

Schlafstörungen plagen etwa jeden zweiten Deutschen. Das öffentliche Bewusstsein zu diesem weltweit immer häufiger auftretenden Phänomen fördern Initiativen wie der am 16. März stattfindende „Weltschlaftag“ oder auch eine populärwissenschaftliche Berichterstattung. Die Schweizer Regisseurin Jacqueline Zünd hat mit ihrem Dokumentarfilm „Goodnight Nobody“ einen anderen Weg gewählt: In wunderbar poetischen Bildern begleitet sie vier Menschen aus vier Kontinenten auf ihrer Reise durch die Nacht. Ihre vier Hauptfiguren führt Regisseurin Zünd im abwechslungsreichen, aber dennoch ruhigen Rhythmus ein: In Burkina Faso arbeitet Jérémie Kafando als Theater-Nachtwächter, der nachts selbst auf die Bühne steigt. In der Ukraine nahe der weißrussischen Grenze lebt der 63-jährige Fedir Nesterchuk, der seit 20 Jahren keinen Schlaf mehr gefunden hat und deshalb wiederholt in Talkshows aufgetreten ist. In Tucson/Arizona fährt Mila Dean immer wieder ziellos durch menschenleere Vororte, um der Langeweile zu entkommen. In Shanghai versucht die junge Lin Yao zu schlafen, doch der Leistungsdruck lässt sie das gerade Erlernte ein ums andere Mal wiederholen. Vier Menschen aus vier unterschiedlichen Kulturkreisen mit einer Gemeinsamkeit: Sie alle leiden unter Schlaflosigkeit.

Jacqueline Zünd verwendet unterschiedliche Stilmittel. Spricht Jérémie unmittelbar in die Kamera, während er etwa auch seine Performances auf der Theaterbühne vollführt, so lässt die Regisseurin die Aussagen von Fedir oder Mila aus dem Off erklingen, während sie die Kamera durch die enge Wohnung in der Ukraine respektive durch die weiten Landstraßen Arizonas begleitet. Bei Lin Yao kommen noch alte Aufnahmen hinzu, die sie als kleines Kind zeigen. Der Kamera von Nikolai von Graevenitz gelingen bei allen Unterschieden etwa zwischen den warmen Farben der sandbedeckten Straßen Afrikas und den kalten Tönen der Wüste aus Stahl und Glas in der chinesischen Metropole hypnotische Bilder der Nacht sowie der Abend- und Morgendämmerung, die zusammen mit dem ebenfalls herausragenden Schnitt von Natali Barrey und Marcel Ramsay den Schwebezustand zwischen wirklicher Traumwelt und traumhafter Wirklichkeit wiedergeben. Dadurch, dass der Film dem Rhythmus der Nacht folgt, zeigt er auch die Folgen der Schlaflosigkeit: Die Menschenleere verstärkt das Gefühl des Alleinseins, die unendlich wirkende Zeit während der Dunkelheit führt zu Rastlosigkeit, um aus der Langeweile auszubrechen. Insbesondere Mila und Jérémie lassen jedoch immer wieder ihre Fantasie spielen. Dadurch entsteht auch ein Gefühl der Hoffnung, die sich mit den ersten Sonnenstrahlen Bahn bricht.
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