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José GarcÃa Foto: Delphi Das bekannteste Werk des französischen Schriftstellers Louis Pergaud (1882â1915) âDer Krieg der Knöpfeâ (âLa Guerre des boutons, roman de ma douzieme annéeâ, 1912) wurde bereits mehrfach verfilmt, wobei die 1962 unter der Regie von Yves Robert entstandene Verfilmung als die âklassischeâ Filmadaption des Pergaud-Romans gilt. Verlegte Regisseur Yves Robert die im Roman im Jahre 1893 angesiedelte Handlung in die 1960er Jahre, so spielt die nun anlaufende Filmfassung von Christophe Barratier, âKrieg der Knöpfeâ (âLa Nouvelle guerre des boutonsâ), im Jahre 1944. Mit diesem Kunstkniff verknüpfen Christophe Barratier und seine Mit-Drehbuchautoren die âkleineâ Geschichte der Rivalität zwischen den Jugendlichen der zwei Dörfer mit den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs, mit der Zeit der Zweiteilung Frankreichs in eine von deutschen Truppen besetzte Nordzone und das âfreieâ, von Marschall Petain autoritär geführte Vichy-Regime im Süden, das nach 1942 lediglich als Marionette der deutschen Besatzung weiter existierte. Deshalb spielt in diesem von Jungenbanden dominierten Film ein Mädchen eine wichtige Rolle. Bald nach einem ersten Streit zwischen Jungen der südfranzösischen Nachbardörfer Longeverne und Velrans kommt ins Dorf Longeverne Violette (Ilona Bachelier) aus Paris. Violette heiÃt eigentlich Myriam und wird von der eleganten Mademoiselle Simone (Laetitia Casta), die sie aus der Stadt mitgebracht hat, als ihr Patenkind ausgegeben. Jedoch bleibt über weite Strecken die ursprüngliche Handlung bestimmend: Unter dem jeweiligen Anführer Lebrac (Jean Texier) für Longeverne und Aztec (Thomas Goldberg) für Velrans gehen die Jungen immer wieder aufeinander los. Nach einem Sieg der Longeverner kommt Lebrac spontan auf den Gedanken, einem Gefangenen aus Velrans nicht nur die Schnürsenkel und Hosenträger aufzuschlitzen, sondern auch sämtliche Knöpfe mit einem Messer abzuschneiden. Der Beginn des âKriegs der Knöpfeâ fällt indes mit den Deportationen jüdischer Mitbürger zusammen. Dazu müssen nicht nur die verfeindeten Dörfer, sondern auch die Welt der Kinder und der Erwachsenen, insbesondere der Vater von Lebrac (Kad Merad) und Aztecs Vater (Gérad Jugnot) sowie Paul, der Lehrer (Guillaume Canet) gegen die Vertreter der als Nazi-Handlanger auftretenden Miliz zusammenhalten. Zwar bedient sich Regisseur Christophe Barratier nicht weniger Klischees. So erweist sich Lebracs Vater, der seinem Sohn wegen Einschaltens eines englischen Senders eine Ohrfeige verpasst, als nicht so unpolitisch, wie sein Sohn glaubt. Auf der anderen Seite zeichnen sich die blonden Miliz-Vertreter wie Pauls ehemaliger Schüler Brochard nicht nur durch Gewalttätigkeit, sondern auch durch Dümmlichkeit aus. Dennoch verwebt das Drehbuch beide Ebenen geschickt miteinander. So schildert âKrieg der Knöpfeâ die erste Liebe zwischen Lebrac und Violette, der sein weicher Kern unter der harten Schale gefällt, parallel zur nicht einfachen Beziehung zwischen Paul und Simone, deren Vorgeschichte lediglich angedeutet wird. Ebenso findet die Geschichte um Loyalität und Verrat, die in der kindlichen Handlung des âKriegs der Knöpfeâ eine herausragende Rolle spielt, ihren Widerhall in der âgroÃenâ Geschichte. Zwar stellt Regisseur Christophe Barratier, wie bereits in seinem erfolgreichen Spielfilmdebüt âDie Kinder des Monsieur Mathieuâ (2004), eine besondere Begabung in der Führung von Jungdarstellern unter Beweis. Zwar werden die Charaktere von Violette, Lebrac und teilweise auch von Aztec nuanciert gezeichnet, aber die anderen Figuren bleiben eher Stereotypen. So gehören zur Longeverne-Bande sowohl der starke Camus (Nathan Parent), der sich nicht gerade durch hohe Intelligenz auszeichnet, als auch der âProfessorâ La Crique (Harald Werner), der als Klassenbester immer die richtige Strategie entwickelt, oder auch der Weichling Bacaillé (Louis Dussol), der Sohn des Bürgermeisters, sowie Kleiner Gibus (Clément Godefroy) als der Jüngste, der mit den GröÃeren mitmachen will und sie deshalb manchmal zum Lachen, manchmal aber auch zur Verzweiflung bringt. Lauter Charaktere, die in jedem Spielfilm über Jugendbanden vorkommen, wobei es auffällt, dass auÃer Aztec kein Mitglied der Velrans-Bande individuelle Züge erhält. Die gut choreographierten Kampfszenen und die schönen Landschaftsaufnahmen von Kameramann Jean Poisson werden auÃerdem von der teils sentimentalen, teils allzu bombastischen Musik von Philippe Rombi konterkariert. Dennoch: Regisseur Barratier gelingt es trotz einiger Schwächen, eine klassische Erzählung mit einer Hommage an die französische Résistance zu verknüpfen. Denn die Widerstandskämpfer schafften es, während des Zweiten Weltkrieges mehr als 62 000 jüdische Jungen und Mädchen bei nicht-jüdischen Familien zu verstecken. |
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