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José GarcÃa Foto: Film Kino Text In einer kürzlich erschienenen Pressemitteilung führte der für Büro- und Objektgestaltung zuständige Bundesverband zu den Veränderungen in der heutigen Arbeitswelt aus: âDie knapper werdende âRessource Menschâ soll möglichst produktiv eingesetzt und gleichzeitig wieder stärker an die Unternehmen gebunden werden. Denn der âKampf um die besten Köpfeâ, von dem wir in den vergangenen Jahren gesprochen haben, hat vielerorts schon längst begonnen. Und während die Mitgliederzahlen in digitalen Netzwerken und Communities beständig steigen, nimmt die Bereitschaft, sich dauerhaft zu binden, ab. Arbeitgeber sind in dieser Situation gefordert, Gemeinschaften neu zu definieren und mit Leben zu füllen.â In der Objektgestaltung beschäftige die Hersteller insbesondere die Frage, wie Mitarbeiter und externe Partner, die nicht permanent im Bürogebäude präsent seien, in die täglichen Arbeitsabläufe integriert werden könnten. Darüber hinaus spiele eine wichtige Rolle, welche âfunktionalen und emotionalen Qualitätenâ Räumlichkeit haben müssten, damit sie zur âzentralen Plattform für den Kontakt zwischen den Mitarbeitern und dem Arbeitgeberâ werden. Wie dies im Einzelnen aussehen kann, verdeutlicht der mit dem FIPRESCI Preis der internationalen Filmkritik sowie mit dem Preis der ökumenischen Jury beim Dokumentarfilmfestival DOK Leipzig 2011 ausgezeichnete Dokumentarfilm âWork Hard â Play Hardâ von Carmen Losmann. Aus drei Perspektiven beleuchtet Carmen Losmanns Film, wie die âRessource Menschâ bereits heute möglichst effizient eingesetzt wird. In einem ersten Teil geht es um die Architektur und die Gestaltung postindustrieller Arbeitswelten, in denen die Mitarbeiter nicht an einen bestimmten Arbeitsplatz gebunden sind â von ânon-territorialen Office Spacesâ ist dabei die Rede. Denn mithilfe mobiler Informationstechnologie können sie sich überall und jederzeit in den Arbeitsprozess einloggen. Wenn sie denn in das Firmenbüro kommen, dann müssen sie schon einen âArbeitsplatz buchenâ. Ein Manager erklärt, wie es geht: âDabei kann ich zwischen sieben Arbeitsplatztypen, die wir entwickelt haben, auswählen. Nämlich je nach Art der Arbeit, was der Mitarbeiter tun möchte, kann er zwischen einem sogenannten einfachen âTouchdownâ, wo er sagt, ich möchte ganz schnell ein paar Emails kontrollieren, ein paar Antworten schreiben, bis hin zu einem geschlossenen Arbeitsraum, einem sogenannten âEnclosed officeâ buchen.â Als Beispiele für die âschöne, neue Arbeitsweltâ stellt Carmen Losmans Film die Firmenzentralen von Unilever in der neuen Hamburger HafenCity und die deutsche Zentrale der globalen Consulting-Firma Accenture in Kronberg bei Frankfurt vor. Sie sollen nicht wie eine Firma, sondern eher wie Wohnräume oder schicke Cafés aussehen. Bereits in der ersten Szene von âWork Hard â Play Hardâ hatte bei einem Einstellungsgespräch auf die Frage, was für ihn Arbeit bedeute, der Kandidat geantwortet: âArbeit bedeutet für mich Freude. Ich arbeite gerne und ich habe auch gerne Erfolg in meinem Beruf.â Die Wohlfühlatmosphäre soll sich auf die Motivation und infolgedessen auf die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter auswirken. Ein zweiter Bereich besteht in der Angestellten-Evaluation durch externe Assessment Management Firmen. âWork Hard â Play Hardâ zeigt sowohl Teile solcher Gespräche als auch ausgefallene Techniken der Mitarbeiterführung etwa in einem Survival-Camp im Tagungszentrum Ellernhof. Dazu kommt als dritte Säule des Dokumentarfilmes die Mitarbeiter-Kontrolle. So wird eine Software vorgestellt, mit der eine âPotenzialanalyseâ eines jeden Mitarbeiters erstellt wird. Dazu führt ein Personalchef aus: âSie als Personaler sagen: Ok, wo sind jetzt meine Leute? Nicht nur die Guten, sondern auch die, die unser Bauch sind, die unsere Work Force steigern. Und was ist mit denen, die gerade nicht so performen. Was machen wir mit denen? Das man sich diesen Daten eben stellen kann.â Bereits aus diesen Zitaten wird deutlich, dass im modernen âHuman Ressource Managementâ eine aus lauter englischen, für AuÃenstehende eigentümlich geschwollen Ausdrücken bestehende, eigene Sprache genutzt wird. Verbunden etwa mit einer âNeujahrsanspracheâ eines Konzernchefs an seine Mitarbeiter wirkt solche Selbstbezüglichkeit gar sektenhaft. Dass die Mitarbeiter eine andere Familie als die Firma haben könnten, erscheint schier unmöglich. âWork Hard â Play Hardâ setzt keine Off-Stimme und auÃerdem kaum Musik ein. Carmen Losmann lässt die Akteure sprechen und handeln, wobei deren Körpersprache ähnlich viel aussagt wie deren eigenartige Redewendungen. Indem sich die Regisseurin jeglicher Kommentare enthält, entwickeln die Bildeinstellungen eine eigene kritisch-ironische Sicht. âWork Hard â Play Hardâ entlarvt denn auch die MaÃnahmen zum Wohlfüllen der Mitarbeiter nicht nur als bloÃe Strategie zur Produktivitätssteigerung und Gewinnmaximierung. Darüber hinaus entfacht Losmanns Film eine beunruhigende, an Kafka, Huxley und Orwell erinnernde Stimmung. |
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