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José García Foto: Ascot Elite Home Entertainment ![]() Anfang der achtziger Jahre soll der Londoner Journalist mit spanischen Wurzeln Robert (Dougray Scott) über Josemaría Escrivá eine Reportage schreiben. Bei seinen Recherchen erfährt er, dass in Josemarías Kindheit und Jugend ausgerechnet sein nun in Madrid im Sterben liegender Vater Manolo (West Bentley) eine wichtige Rolle spielte. So erzählt der Film in Rückblenden von zwei gegensätzlichen Charakteren, deren Lebenslauf sich immer wieder durch Zufall kreuzt: Nach den Kindheitsjahren Anfang der 1910er Jahre stellt Glaube, Blut und Vaterland die Jahre des spanischen Bürgerkriegs 1936-1939 in den Mittelpunkt. Widmet sich Escrivá (Charlie Cox) der Gründung des Opus Dei, das er als reine religiöse Organisation von jeder Verstrickung in parteipolitische Kämpfe herauszuhalten versucht, so gerät Manolo als Spion der Putschisten in einen inneren Konflikt, als er sich in Ildiko (Olga Kurylenko) verliebt, eine ungarische junge Frau, die unter dem charismatischen Anarchisten-Führer Oriol (Rodrigo Santoro) kämpft. Trotz der teilweise aufwändigen Ausstattung und besonders in den Kampfszenen herausragenden Kameraführung überzeugt Glaube, Blut und Vaterland letztlich nicht, weil es Roland Joffé selten gelingt, die unterschiedlichen Handlungsstränge über die größeren Zeitsprünge hinweg tatsächlich miteinander zu verknüpfen. Darüber hinaus wirken manche Szenen insbesondere bei den in den zehner Jahren spielenden Kindheitsepisoden doch zu sehr als gefilmtes (Bauern-)Theater. Zu eindimensional nehmen sich außerdem die Figuren aus. Dies gilt sowohl für die allzu glatte und unbedarfte Darstellung des Opus Dei-Gründers durch Charlie Cox als insbesondere auch für den eigentlichen Hauptcharakter von Glaube, Blut und Vaterland Manolo. Wes Bentley schafft es nicht nur wegen der dicken Maskenschichten in seiner Charakterisierung als alter Mann kaum, die Zerrissenheit des inneren Konfliktes, den Schmerz einer Entscheidung darzustellen, deren Folgen ihn angeblich ein Leben lang begleitet und bedrückt haben. Was Joffé allerdings nicht verlernt hat, ist sein Gespür, um mit einem einzigen Bild komplexe Sachverhalte und Gefühle wiederzugeben. In Mission verdichtete er etwa in einem Bild, in dem ein Indio den Strick durchschneidet, an dem der von Robert de Niro verkörperte, ehemalige Sklaventreiber seine ganze Rüstung schleppt, den Begriff der Vergebung. In seinem neuen Film bringt Derek Jacobi als Geschäftsführer in der Schokoladenfabrik von Josemarías Vater mit einer Einstellung, in der er Josemaría und Manolo als Kindern eine Bohne Kakao zeigt, nichts weniger als den Gedanken der gut getanen Arbeit zum Ausdruck. Eine Anschauung, die zum Kern von Josemarías Gründung Jahrzehnte später gehören wird. Zwar vermag die Inszenierung von Glaube, Blut und Vaterland nicht vollends zu überzeugen. Aber Joffés Film zeigt ähnlich dem von Jean-Pierre Darroussin verkörperten Abbé Moyon im letzten Schlöndorff-Film Das Meer am Morgen, eine im zeitgenössischen Kino selten gewordene positive Priestergestalt, und zwar nicht nur als Gast-, sondern gar als tragende Rolle. Darüber hinaus begnügt sich Regisseur Roland Joffé nicht mit oberflächlichen Schuldzuweisungen in einem mörderischen Bürgerkrieg. Glaube, Blut und Vaterland verdeutlicht, dass Menschenrechtsverletzungen bis hin zu Mord auf beiden Seiten stattfanden, und dass es müßig ist, die einen gegen die anderen aufrechnen zu wollen. Ob ein katholischer Priester von Linken oder ein politisch Andersdenkender von Rechten erschossen wird, Mord bleibt Mord. |
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