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José García Foto: polyband ![]() Der Großgrundbesitzer schickt den Jungen ins abgelegene Tal der Stille zum alten Ziegenhirten Atanasio (Sancho Gracia), dem er bei seiner Arbeit helfen soll. Zwischen den beiden entwickelt sich ein schönes Vater-Sohn-Verhältnis. Atanasio bringt dem Jungen das Überleben in der freien Natur bei. Von ihm lernt Marcos etwa, mit Hilfe eines gezähmten Frettchens Hasen zu jagen oder auch zu fischen sowie Wildpflanzen zu Heilzwecken einzusetzen. Als aber der alte Ziegenhirt stirbt, bleibt der Junge auf sich allein gestellt. Bei seinem Kampf gegen Hunger, Kälte und Einsamkeit bekommt Marcos Unterstützung von einem Rudel Wölfe, mit dem er sich zaghaft anfreundet. Heute, ein halbes Jahrhundert später, erinnert sich Marcos Rodríguez Pantoja in einem Interview daran: Ich dachte, es wären Hunde und deshalb hatte ich keine Angst vor ihnen. Sie sind in einer Höhle verschwunden und ich bin ihnen gefolgt und sogar selbst hineingeklettert. Plötzlich kam die Mutter mit einem Stück Fleisch im Mund auf mich zu. Sie ließ das Fleisch auf den Boden fallen und fing an mich anzuknurren. Das hat mich sehr erschreckt und ich habe mich in eine Ecke der Höhle geflüchtet. Auf einmal kam die Wölfin näher und hat angefangen mich abzulecken. Ab diesem Zeitpunkt wurde ich akzeptiert. Mit seinen Wolfsbrüdern geht Marcos auf die Jagd und lebt in den Bergen zwölf Jahre lang, bis Don Honestos Vorarbeiter Ceferino (Carlos Bardem) nach jahrelanger Suche den Partisanen Balilla (Alex Brendemühl) festnimmt und dabei auch den inzwischen 20-jährigen Marcos (Juan José Ballesta) gefangen und mit in die Zivilisation nimmt. Die Begegnung mit dem vier Monate alten Wolfswelpen, den Marcos Lobito nennt, stellt den dramaturgischen Höhepunkt in einem an fantastischen Natur- und Tieraufnahmen reichen Film dar. Spektakuläre Bilder einer urwüchsigen Natur wechseln sich mit Szenen mit wilden Geiern oder einem wunderschönen Uhu ab. So atemberaubend sich eine Sequenz ausnimmt, in der Marcos zusammen mit seinen Wolfsbrüdern ein Reh jagt, sie bleibt eher die Ausnahme in einem Film, in dem lange Einstellungen und eine niedrige Schnittfrequenz überwiegen. Wolfsbrüder besteht eigentlich aus zwei Teilen, dem Naturfilm und der Spielhandlung. Bei den Dreharbeiten arbeiteten zwei Aufnahmeteams zusammen: Neben der Spielfilmcrew von Gerardo Olivares nahm der erfahrene Naturfilmer Joaquín Gutiérrez Acha das Leben der in der Sierra Morena lebenden Tiere und insbesondere eines Rudels Wölfe auf, mit denen Gutiérrez Acha bereits einen Dokumentarfilm gedreht hatte. Zwar gelingt die Verknüpfung zwischen beiden Teilen nicht ganz, worunter die Dramaturgie, aber auch die Inszenierung leiden. Dies kompensieren jedoch die berührende Geschichte und die wunderbaren Natur- und Tieraufnahmen sowie insbesondere auch die Figurenzeichnung, die dem kleinen Manuel Camacho vollends glückt. Authentisch drückt er unterschiedliche Gefühlszustände aus. Darüber hinaus stimmt die Chemie mit dem Wolfswelpen. Demgegenüber kommt Juan José Ballesta als erwachsenem Marcos die eher undankbare Aufgabe zu, die Action-Szenen zu übernehmen. Weil er außerdem lediglich in etwa einem Viertel der Filmzeit zu sehen ist, bleibt ihm insgesamt zu wenig Entfaltungsraum, um seine Figur zu gestalten. Dass sich die Wölfe zusammen mit den beiden Darstellern filmen ließen, ist überhaupt als ein Glücksfall zu werten. Laut dem Regisseur hatte dies der betreuende Biologe und Wolfexperte zunächst völlig ausgeschlossen, und sich erst im Laufe der Dreharbeiten ergeben. Der inzwischen 65-jährige Marcos Rodríguez, den Regisseur Olivares am Filmschluss ein paar Minuten auftreten lässt, fasst seine Zeit in der freien Natur mit folgenden Worten zusammen: Die Grenzen des Menschen liegen jenseits von dem, was wir uns vorstellen können. Diese Fähigkeit zu kämpfen und dieser Wille zu überleben, kommen in den extremsten Situationen auf; und ich lebte gewissermaßen in einer Extremsituation. |
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