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José GarcÃa Foto: Camino Filmverleih Jan Fehses kammerspielartiger Film âJasminâ handelt von den Gesprächen zwischen einer Ãrztin für Psychiatrie und einer jungen Frau, die schwere Schuld auf sich geladen hat. Ein kleiner Raum, ein Tisch, an dem sich die zwei Frauen gegenübersitzen. Auf dieser Bühne entwickelt sich das Drama, oder besser: Im Rahmen der âExplorationâ genannten, psychiatrischen Untersuchung, bei der Dr. Feldt (Wiebke Puls) über die Schuldfähigkeit Jasmins (Anne Schäfer) ein Gutachten für die Hauptverhandlung erstellen soll, erlebt Jasmin und mit ihr der Zuschauer die Tragödie, die sich kurz vorher ereignet hat. In den langen Einstellungen, in denen die Gesichter der beiden Frauen in GroÃaufnahme gezeigt werden, fallen kleine Details, etwa die Narbe an Jasmins Hals, auf. Deren Aussage, sie habe âdas Schlimmste getan, was man machen kannâ, steigert die Spannung, mit der sich der Zuschauer auf die Reise in die Psyche der sich in der forensischen Psychiatrie befindlichen Frau begibt. Der Film âJasminâ besteht aus vier Sitzungen an vier verschiedenen Tagen. Sie werden von kurzen Szenen auÃerhalb des Raumes eingeteilt. Ob sich nun Jasmin in die Station begibt oder im Bett liegt, ob Dr. Feldt auf die StraÃe hinausgeht oder an einer StraÃenbahnhaltestelle wartet, die darin gezeigten Vorgänge sind für die eigentliche Handlung irrelevant. Sie haben lediglich einen dramaturgischen Zweck: Die vier Sitzungen, die ebenfalls chronologisch in vier Tagen gedreht wurden, zu rhythmisieren. In einem Interview erläutert Hauptdarstellerin Anne Schäfer die Arbeitsmethode: âDie einzelnen Takes entsprachen der Länge der Szene und waren bis zu 50 Minuten lang. Normalerweise dauert ein Take beim Drehen zwei bis fünf Minuten. Wir haben also eigentlich unter Theaterbedingungen gearbeitet.â Als âgefilmtes Theaterâ könnte denn auch Jan Fehses Spielfilm bezeichnet werden. Allerdings basiert âJasminâ im Unterschied zu ähnlichen kammerspielartigen Filmen, etwa Ron Howards âFrost/Nixonâ (siehe Filmarchiv) oder auch Roman Polanskis âDer Gott des Gemetzelsâ (siehe Filmarchiv) nicht auf einem Theaterstück. Drehbuchautor Christian Lyra entwickelte die fiktive Geschichte ausgehend von mehreren realen Fällen aus der Psychiatrie. Das behutsame Tempo, in dem sich die Ãrztin der Täterin annähert, entspricht dem Konzept des Regisseurs: âEs gilt für Verbrechen oder Alltagssituationen â die Menschen haben zu oft, zu schnell eine Meinung. Das ärgert mich. Und diese Haltung wollen wir hinterfragenâ, führt etwa dazu Jan Fehse aus. Behutsam beginnt die Ãrztin die Exploration. Sie verschweigt Jasmin nicht, dass dies ein schmerzhafter Prozess werden wird. Aber langsam gewinnt sie das Vertrauen der jungen Frau, die eine so schwere Last auf sich geladen hat. Schicht für Schicht legen die Gespräche Jasmins Erinnerung frei, um die Hintergründe ihrer Tat zu beleuchten. Zur Authentizität von âJasminâ erklärt Matthias Dose, Ãrztlicher Direktor, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie: âInhaltlich erscheint mir der Film sehr realistisch.â Obwohl keine äuÃere Spannung aufgebaut werde, habe er âeinen starken Spannungsbogen: den Höhepunkt bildet der Moment, in dem sich die angeschuldigte Täterin der Psychiaterin öffnet, die Tat zur Sprache kommt. Das reizvolle (und realistische) an dem Film ist für mich, dass die Psychiaterin nicht als fachlicher âRobotâ dargestellt wird, sondern man spürt, dass die Gutachterin als Mensch handelt, dass sie emotional (auch vor ihrem eigenen Lebenshintergrund) betroffen ist und dass es Bezugs- und Beziehungspunkte zwischen den beiden Frauen gibt.â Die von Jan Fehse selbst geführte Kamera stellt sich uneingeschränkt in den Dienst der Handlung. Kaum Schwenks, eigentlich lediglich Schuss/Gegenschuss-Bilder von GroÃaufnahmen und Halbtotalen bestimmen die Inszenierung. Auf den ersten Blick sieht diese Inszenierung leicht aus. Der Schnitt von Ulrike Tortora verleiht ihr einerseits das richtige Tempo. Sie erfordert jedoch andererseits ein abgestimmtes Zusammenspiel der beteiligten Schauspielerinnen. Wie es kaum anders sein könnte, ist âJasminâ vor allem ein Schauspielerinnen-Film. Abgesehen davon, dass das gut recherchierte Drehbuch der aus Gesprächen bestehenden Handlung Glaubwürdigkeit verleiht, lebt âJasminâ vom authentischen Spiel von Anne Schäfer und Wiebke Puls. Die erfahrenen Theaterdarstellerinnen gestalten ihre Rollen mit gröÃter Intensität, mit ausdrucksstarken und dennoch zurückgenommenen Gesten und Blicken. Zur gesellschaftlichen Relevanz von âJasminâ erläutern Produzent und Drehbuchautor Christian Lyra sowie sein Mit-Produzent Felix Parson: âDie Aufarbeitung dieses Falles soll auch ein Licht auf unsere Gesellschaft, auf ihre Formen der Kommunikation werfen. Auf die Art und Weise wie Menschen miteinander umgehen, wie Menschen im Umfeld der so genannten Täter(innen) auch bisweilen passiv zuschauen, nicht eingreifen, nichts tun, oder eben nicht genug, bis es zur vermeintlich unvermeidlichen Katastrophe kommtâ. |
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