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José García Foto: Fox ![]() Bereits die leichtfüßige Einführung zum geschichtlichen Hintergrund des Big Year mit ihrer Mischung aus Dokumentar- und Animationsfilm, einer Off-Stimme mit lustigen Kommentaren und der beschwingten Musik gibt den komödiantischen Ton in David Frankels Film vor. Die Erzählstimme gehört dem Computerfachmann Brad Harris (Jack Black), in dessen Leben bisher alles falsch gelaufen ist. Besonders gespannt zeigt sich sein Verhältnis zu seinem Vater, für den Brad ein Versager ist. Der korpulente Computerspezialist möchte endlich etwas Nennenswertes in seinem Leben tun warum nicht das Big Year samt Eintrag ins American Birding Journal gewinnen? Vielleicht gelingt es ihm sogar, den Big Year-Rekord von Bauunternehmer Kenny Bostick Kenny (Owen Wilson) zu brechen, der im vorigen Jahr 732 verschiedene Vogelarten sichten konnte. Das möchte freilich Kenny selbst auch. Der dynamische Mann steckt in einer Midlifecrisis, vor allem seit sich seine Frau sehnlichst ein Kind wünscht. Ein solches freies Jahr könnte ihm helfen, sich neu zu finden. Noch ein Dritter fühlt sich dazu berufen, eine neue Höchstmarke hinzulegen: Der erfolgreiche Unternehmer Stu Preissler (Steve Martin) möchte seinen Traum endlich leben, ehe er altersgemäß nicht mehr dazu in der Lage sein wird. Auf das Verständnis seiner Frau kann er zwar rechnen. Seine Entscheidung, sich diese Zeit zu nehmen, stößt jedoch auf den Widerstand zweier Manager in seiner Firma, die den Senior immer wieder zu Verhandlungen in die Zentrale zurückholen möchten ein running gag in Frankels Film. In Ein Jahr vogelfrei gelingt es Drehbuchautor Howard Franklin und Regisseur David Frankel, drei eigenständige Teilhandlungen zu einem Gesamtplot zusammenzufügen. Die Klammer bildet die Männerfreundschaft sicher, kein originelles Sujet, insbesondere im amerikanischen Kino, das aber der Film insbesondere in Stus väterlichen Gefühlen gegenüber Brad trefflich inszeniert. Parallel zum Wettbewerb, der durch einen Vogelarten-Zähler immer wieder versinnbildlicht wird, und zur von der beachtlichen Musik von Theodore Shapiro unterstützten Schönheit der Landschaftsaufnahmen, die Kameramann Lawrence Sher an mehr als hundert Drehorten einfängt, geht es in Ein Jahr vogelfrei um die Entwicklung der drei Hauptfiguren. Über den ebenfalls aus unzähligen Hollywood-Filmen bekannten Leitsatz hinaus, alle Leidenschaft in die Waagschale zu werfen, um ein sinnstiftendes Ziel zu erreichen, hilft die etwas außergewöhnliche Leidenschaft des Vögel-Sichtens, die wichtigen Dinge des Lebens zu entdecken. Ohne Moralinsäure verhilft Ein Jahr vogelfrei den Akteuren zu neuen Einsichten. Bostick Kenny lernt etwa vielleicht noch nicht allzu spät, dass ihm seine Ehe wichtiger ist als jede Höchstmarke. Besonders gut trifft es Brad, der sich nicht nur in die bezaubernde Ellie (Rashida Jones) verliebt, sondern auch die Aufmerksamkeit und die Liebe seines Vaters wieder gewinnt, der sich endlich für den Sohn interessiert. Zwar könnten die vielen und schnellen Ortswechsel und natürlich die zahlreichen Vogelarten für den durchschnittlichen Kinobesucher etwas zuviel werden. Das Spiel der Darsteller entschädigt ihn aber weitaus dafür. Bis in die Nebenrollen mit kleinen, aber prägnanten Auftritten von Anjelica Huston, Dianne Wiest, Kevin Pollak und Tim Blake Nelson hervorragend besetzt, überrascht insbesondere positiv die zurückgenommene Darbietung von drei Schauspielern, die eher für ihren hektischen Slapstick-Humor bekannt sind. Owen Wilson hatte bereits in Woody Allens Midnight in Paris unter Beweis gestellt, dass er neben komödiantischen auch nachdenklichere Töne anschlagen kann. David Frankels Schauspielführung gelingt es aber auch, die bislang für schenkelklopfende Lacher bekannten Steve Martin und vor allem Jack Black zurückhaltend in Szene zu setzen. Davon profitiert Ein Jahr vogelfrei außerordentlich. |
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