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José García Foto: Neue Visionen ![]() Ein Zufall treibt die Handlung voran. Nach einer von Schlaflosigkeit herbeigeführten nächtlichen Plauderei zwischen Frau Simon und Herr Tiedgen macht dieser auf dem Weg in sein Zimmer eine interessante Entdeckung: Bei seinem Besuch bei Schwester Amelie hat ein mit ihr befreundeter Polizist unvorsichtigerweise das Pistolenholster auf dem Flur aufgehängt. Da ausgerechnet am nächsten Tag ein Rundflug über Brandenburg mit einer Propellermaschine JU 52 auf dem Unterhaltungsprogramm von Abendstern steht, kommt Herrn Tiedgen eine Schnapsidee: Mit der gestohlenen Pistole entführt er kurzerhand die Maschine in Richtung Süden. Auf die Frage des verdutzten Piloten Schlepper (Tilo Prückner) und seines jungen Kopiloten Mittwoch (Robert Stadlober), wohin die Reise gehen soll, antwortet Eckehardt Tiedgen: Bis zum Horizont, dann links. Schließlich möchte er noch das Meer sehen. Obwohl Böhlichs Film mehrmals fast in den Klamauk abgleitet, so etwa als eine Zwischenlandung in Wien nicht nur zu scharfzüngigen Kommentaren (Wir freuen uns über jeden Besuch in Österreich) Anlass gibt, sondern auch wegen der unmittelbar bevorstehenden Ankunft einer russischen Delegation beinahe eine politische Krise ausgelöst hätte. Zu solchen Episoden sowie zu einigen unglaubwürdigen Wendungen führt die FBW-Filmbewertungsstelle Wiesbaden bei der Verleihung des Prädikats besonders wertvoll aus: Dass da einige Szenen hart am Rande des Klamauks vorbeisegeln und einige Löcher in der Erzählung klaffen (die Besatzung verwandelt sich allzu plötzlich von Entführungsopfern zu Mittätern), verzeiht man den Filmemachern gerne. Denn Bis zum Horizont, dann links macht nicht nur präzise Beobachtungen am Rande etwa bei einer Szene im Speise-, oder auch im Fernsehzimmer, als alle nebeneinander sitzen so wie sie im Altersheim nebeneinander herleben. Darüber hinaus zeigt der Film zu Beginn die Stimmung der Seniorenheim-Insassen, die von der Resignation bis zum Schwermut reicht. Ohne zu beschönigen, liefert Bernd Böhlich somit auf durchaus realistische Weise das Bild eines Lebens in zwar gediegener, aber auch entmündigender Atmosphäre. Die Art etwa, wie Schwester Amelie mit den Senioren umgeht, spricht davon Bände. Dass die Handlung nach der Flugzeugentführung eine beinah märchenhafte Anmutung annimmt, tut dieser ungeschönten Analyse keinen Abbruch. Bis zum Horizont, dann links ist jedoch vor allem ein bis in die Nebenrollen bestens besetzter Schauspielerfilm. Insbesondere Angelica Domröse und Otto Sander gestalten ihre Figuren äußerst glaubwürdig. Dadurch transportieren sie eine angesichts der demografischen Entwicklung aktuelle Botschaft: Die Alten wehren sich gegen eine Abschiebung durch die jüngere Generation, sie wollen nicht in einem sie entmündigenden Ghetto ihren Lebensabend verbringen, sondern den letzten Lebensabschnitt möglichst sinnvoll und möglichst selbstbestimmt gestalten. |
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