|
||||||||||||||||||
José García Foto: Realfiction ![]() Von den Vorbereitungen enthält der fertige Film nichts. Der Zuschauer erfährt lediglich, dass Schubert in seinem Geländewagen neunzig 1,5 Literflaschen Mineralwasser, 80 Liter Brauchwasser in Kanistern und Verpflegung für rund zwei Monate mitgebracht hatte. Zur Wahl des Ortes, an dem er sein Zelt aufschlug, erklärt der Filmemacher: Die Gegend kenne ich von früheren Reisen. In der Nähe Zagoras habe ich einen Platz gesucht, von dem ich hoffte, vor neugierigen Besuchern sicher sein zu können. Früher brauchten die Karawanen von hier bis zum sagenumwobenen Timbuktu 52 Tage. Ich bin von der Straße auf eine wenig befahrene Piste abgebogen und dann irgendwann quer ins Gelände gefahren. Am 25. September habe ich endlich eine passende Stelle gefunden. Neben einer Akazie mit Blick auf die Bergkette habe ich mein Zelt aufgebaut. Allein die Wüste dokumentiert die fünf Wochen, in denen Dietrich Schubert jede noch so kleine Veränderung der Wüste registriert, in der eine unglaubliche Stille herrscht. Dabei gelingen ihm wunderbare Bilder, etwa eines Vollmonds oder auch von Monduntergang und Sonnenaufgang. Immer wieder manifestieren sich die Tageszeiten in unterschiedlichem Licht, das der Landschaft stets neue Stimmungen abgewinnt. Bald entdeckt er zwei Mitbewohner, zwei kleine Tiere in der Umgebung: eine in der Nähe der Akazie lebende Wüstenmaus, die Schubert Herrn Maus nennt, sowie einen kleinen, elsterähnlichen, schwarzen Mula Mula-Vogel, der an seinem weißen Schwanzgefieder zu erkennen ist. Der Filmemacher kommt ihnen dank des Futters immer näher. Der erste Mensch, dem Schubert begegnet, ist ein Kameltreiber: Erste Begegnung nach zwanzig Tagen etwas Besonderes, aber nicht als hätte Robinson Crusoe Freitag getroffen, kommentiert der Regisseur. Manchmal blickt der Filmemacher direkt in die Kamera, gelegentlich schwenkt er die Kamera um sich herum. In langen, von keiner Musik unterlegten Einstellungen und den Panorama-Schwenks erkundet der Dokumentarfilmer seine Umgebung. Da Dietrich Schubert allein ist, muss er die Aufnahmen später mittels scharfer Schnitte montieren. Lediglich einige Szenen im Zeitraffer sorgen für eine gewisse Abwechselung. Trotz dieser schlichten Inszenierung versteht es der erfahrene Filmemacher, keine Langeweile aufkommen zu lassen. Schuberts Kommentare drehen sich meistens um Alltagsfragen, etwa darum, ob das Zelt einem Gewitter oder einem Sandsturm standhalten wird. Gegen Ende fragt er sich auch, ob die Wüste ein schöner Ort zum Sterben wäre. Zusammen mit unheimlichen Albträumen führen ihn diese Gedanken dazu, die Frage zu stellen, ob er Selbstmord begehen könnte, was er aber verneint: Man müsste schon sehr entschlossen oder verzweifelt sein. Immer häufiger fragt er sich, wie lange er sein Experiment noch verlängern soll. Über das bloße Aushalten in der Einsamkeit hinaus zieht Schubert aus seinem Experiment keinerlei Schlussfolgerungen. Diese könnten etwa darin bestehen, dass ein Mensch sehr wenige Dinge zum Leben braucht. Die teils beeindruckenden Bilder sprechen ebenfalls davon, dass in dieser Natur der Mensch wirklich klein wirkt. Dennoch: Das ganze Experiment befriedigt letztlich nicht. Dies könnte darin liegen, dass in seiner Betrachtung der Wüste dem Filmemacher jede Transzendenz abgeht. Erblickten die klassischen Eremiten in der Natur Gottes Schöpfung, die sie zu einem Dialog mit dem Schöpfer anstiftete, so führt Dietrich Schubert lediglich Selbstgespräche. Nach fünf Wochen scheint er sich denn auch im Kreis zu drehen, sich nach der Zivilisation zu sehnen. |
||||||||||||||||||
|