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José GarcÃa Foto: Realfiction âGestern habe ich hier mein Zelt aufgebautâ. Die Off-Stimme wird begleitet von Bildern, die insbesondere die Einsamkeit einfangen. Eine 360°-Drehung der Kamera verdeutlicht: In Zagora, dem âTor zur Wüsteâ im Süden Marokkos ist weit und breit nichts zu sehen auÃer Sand, Steine, ein paar Sträucher und ein Akazienbaum, der in Dietrich Schuberts âExperimentâ eine besondere Rolle spielen wird. Denn im Dokumentarfilm âAllein die Wüsteâ geht es um ein Selbstexperiment: Wie lange wird es der 1940 geborene, mit mehr als siebzig Filmen für Kino und Fernsehen erfahrene Dokumentarfilmer Dietrich Schubert alleine in der Wüste aushalten? Wie lange wird er die Einsamkeit ertragen? Zum Entstehen von âAllein die Wüsteâ führt der in der Eifel lebende Schubert aus: âIn den vergangenen zwei Jahrzehnten bin ich häufig mit meinem Geländewagen durch die unterschiedlichen Wüstenlandschaften Nordafrikas gefahren. Oft waren diese Reisen mit Dreharbeiten verbunden (â¦). Schon vor einigen Jahren entstand auf einer dieser Wüstenreisen die Idee, einmal für längere Zeit an einem Platz allein in der Wüste zu sein, also nicht gemeinsam mit einem Team täglich sechs bis acht Stunden im Auto von Drehort zu Drehort zu fahren. Als ich bei einer dieser Fahrten einem Freund von meinem Vorhaben erzählte, meinte er: âDas hältst du nicht mal eine Woche ausââ. Von den Vorbereitungen enthält der fertige Film nichts. Der Zuschauer erfährt lediglich, dass Schubert in seinem Geländewagen neunzig 1,5 Literflaschen Mineralwasser, 80 Liter Brauchwasser in Kanistern und Verpflegung für rund zwei Monate mitgebracht hatte. Zur Wahl des Ortes, an dem er sein Zelt aufschlug, erklärt der Filmemacher: âDie Gegend kenne ich von früheren Reisen. In der Nähe Zagoras habe ich einen Platz gesucht, von dem ich hoffte, vor neugierigen Besuchern sicher sein zu können. Früher brauchten die Karawanen von hier bis zum sagenumwobenen Timbuktu 52 Tage. Ich bin von der StraÃe auf eine wenig befahrene Piste abgebogen und dann irgendwann quer ins Gelände gefahren. Am 25. September habe ich endlich eine passende Stelle gefunden. Neben einer Akazie mit Blick auf die Bergkette habe ich mein Zelt aufgebaut.â âAllein die Wüsteâ dokumentiert die fünf Wochen, in denen Dietrich Schubert jede noch so kleine Veränderung der Wüste registriert, in der eine âunglaubliche Stilleâ herrscht. Dabei gelingen ihm wunderbare Bilder, etwa eines Vollmonds oder auch von Monduntergang und Sonnenaufgang. Immer wieder manifestieren sich die Tageszeiten in unterschiedlichem Licht, das der Landschaft stets neue Stimmungen abgewinnt. Bald entdeckt er zwei âMitbewohnerâ, zwei kleine Tiere in der Umgebung: eine in der Nähe der Akazie lebende Wüstenmaus, die Schubert âHerrn Mausâ nennt, sowie einen kleinen, elsterähnlichen, schwarzen âMula Mulaâ-Vogel, der an seinem weiÃen Schwanzgefieder zu erkennen ist. Der Filmemacher kommt ihnen dank des Futters immer näher. Der erste Mensch, dem Schubert begegnet, ist ein Kameltreiber: âErste Begegnung nach zwanzig Tagen â etwas Besonderes, aber nicht als hätte Robinson Crusoe Freitag getroffenâ, kommentiert der Regisseur. Manchmal blickt der Filmemacher direkt in die Kamera, gelegentlich schwenkt er die Kamera um sich herum. In langen, von keiner Musik unterlegten Einstellungen und den Panorama-Schwenks erkundet der Dokumentarfilmer seine Umgebung. Da Dietrich Schubert allein ist, muss er die Aufnahmen später mittels scharfer Schnitte montieren. Lediglich einige Szenen im Zeitraffer sorgen für eine gewisse Abwechselung. Trotz dieser schlichten Inszenierung versteht es der erfahrene Filmemacher, keine Langeweile aufkommen zu lassen. Schuberts Kommentare drehen sich meistens um Alltagsfragen, etwa darum, ob das Zelt einem Gewitter oder einem Sandsturm standhalten wird. Gegen Ende fragt er sich auch, ob die Wüste ein schöner Ort zum Sterben wäre. Zusammen mit unheimlichen Albträumen führen ihn diese Gedanken dazu, die Frage zu stellen, ob er Selbstmord begehen könnte, was er aber verneint: âMan müsste schon sehr entschlossen oder verzweifelt seinâ. Immer häufiger fragt er sich, wie lange er sein âExperimentâ noch verlängern soll. Ãber das bloÃe Aushalten in der Einsamkeit hinaus zieht Schubert aus seinem Experiment keinerlei Schlussfolgerungen. Diese könnten etwa darin bestehen, dass ein Mensch sehr wenige Dinge zum Leben braucht. Die teils beeindruckenden Bilder sprechen ebenfalls davon, dass in dieser Natur der Mensch wirklich klein wirkt. Dennoch: Das ganze âExperimentâ befriedigt letztlich nicht. Dies könnte darin liegen, dass in seiner Betrachtung der Wüste dem Filmemacher jede Transzendenz abgeht. Erblickten die klassischen Eremiten in der Natur Gottes Schöpfung, die sie zu einem Dialog mit dem Schöpfer anstiftete, so führt Dietrich Schubert lediglich Selbstgespräche. Nach fünf Wochen scheint er sich denn auch im Kreis zu drehen, sich nach der Zivilisation zu sehnen. |
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