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José García Foto: Disney ![]() Jahrelang stand der Name Pixar für eine äußerst kreative Filmgattung, den Animationsfilm. Seit 1995 der erste Pixar-Langspielfilm und damit der erste vollständig im Computer erzeugte abendfüllende Spielfilm Toy Story in die Kinos kam, wurde mit jedem neuen Pixar-Film die Animation perfekter, die Handlung immer komplexer. Vor zwei Jahren ging Produzent John Lasseter sogar das Risiko ein, mit Toy Story 3 (Regie: Lee Unkrich, siehe Filmarchiv) an die animationstechnisch weitaus einfacheren früheren Toy Story-Filme anzuknüpfen. Toy Story 3 wurde sowohl ein Kritiker- als auch ein überwältigender Kassenerfolg. Als aber Cars 2 (siehe Filmarchiv) folgte, erwies sich dieser Film als die erste regelrechte Enttäuschung in der Erfolgsgeschichte von Pixar. Zwar stellte Pixar in Cars 2 weiterhin unter Beweis, dass sie in Sachen Animation der Konkurrenz noch immer weit überlegen ist. Standen indes bei den Pixar-Filmen Animation und Schauwerte bis Cars 2 stets im Dienst der Handlung, so hatte sich mit diesem Film eine Wende vollzogen: Die unstimmige Dramaturgie machte die Handlung zweitrangig. Der zweifellos schönen Oberfläche wurde offenkundig mehr Bedeutung als der Charakterzeichnung und -entwicklung beigemessen. Merida Legende der Highlands kann eine einstweilige Antwort auf die Frage liefern, ob dies etwas Einmaliges war oder aber eine Trendwende nach Pixars Übernahme durch den Walt-Disney-Konzern darstellt. Im nun anlaufenden Pixar-Film besticht erneut die wieder einmal weiterentwickelte Animation. Sowohl Pflanzen als auch Stoffe, etwa Meridas seidenes Kleid, oder auch menschliche Haare und Tierfelle nehmen sich sehr realistisch aus. Dazu kommt eine ungemeine Tiefe der Hintergründe beispielsweise im Wald, so dass die im Computer erzeugten Landschaften von realen Aufnahmen kaum zu unterscheiden sind. Trotz aller animationstechnischen Fortschritte der Konkurrenz, die sich etwa in Ice Age 4 Voll verschoben (siehe Filmarchiv) offenbaren, bleibt Pixar weiterhin animationsfilmästhetisch die Nummer eins. Hatten sich bis einschließlich Toy Story 3 Pixar-Filme jedoch dadurch ausgezeichnet, dass die Schauwerte stets im Dienste einer originellen Handlung gestanden haben, so enttäuscht diesbezüglich Merida Legende der Highlands wie bereits Cars 2. Die Abenteuer, die Merida und ihre Mutter erleben, bleiben trotz einzelner hübscher Einfälle vorsehbar, so dass die gesamte Geschichte von der Kreativität früherer Pixar-Filme denkbar entfernt bleibt. Trotz der Auffrischung durch die Emanzipationsgeschichte eines Mädchens erinnert der Mutter-Tochter-Konflikt an unzählige Filme, die von Problemen in der Pubertät handeln so zuletzt in einem Handlungsnebenstrang von Ice Age 4 Voll verschoben, der den Konflikt zwischen dem Vater und der pubertierenden Tochter thematisierte. Noch in einer anderen Hinsicht lässt Merida an frühere Disney-Filme denken: Ähnlich Cars 2 wird hier eine Botschaft ( Folge Deinem Herzen) allzu plakativ vermittelt. Zu den Stärken der Pixar-Filmen hatte es bis 2010 gehört, dass sie eine familienfreundliche Grundhaltung besaßen, ohne auf solches Pathos zurückgreifen zu müssen. Man mag darüber spekulieren, ob sich die Kreativität bei Pixar einfach erschöpft hat, oder aber die Kontrolle durch den Disney-Konzern deren Ideenreichtum hemmt. Jedenfalls ist nach Cars 2 mit Merida Legende der Highlands eine Trendwende in der einst so fantasievollen Animationsschmiede festzustellen. Dass noch Hoffnung auf weitere originelle Geschichten besteht, stellt der Kurzfilm unter Beweis, der vor Merida auf der Leinwand zu sehen ist: Mondlicht (La luna) bezaubert durch eine überaus poetische Filmsprache und eine großartig märchenhafte Handlung. |
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