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José GarcÃa Foto: Sony Am Ende des 21. Jahrhunderts träumt der einfache FlieÃbandarbeiter Douglas Quaid (Colin Farrell) von einem gefährlichen Agenteneinsatz an der Seite einer hübschen Kollegin. Dann wacht Doug an der Seite seiner Frau Lori (Kate Beckinsale) auf, die sich rührend um ihn kümmert. Auf dem Weg zur Arbeit wird er auf die Firma âRekallâ aufmerksam, die âTräume in echte Erinnerungen verwandeln kannâ. Trotz der Warnung seines Freundes Harry (Bokeem Woodbine) sucht er die Firma auf. Bei der Programmierung geht jedoch einiges schief. Sofort stürmen Polizisten die Firma, um ihn festzunehmen. Die Handlung von âTotal Recallâ dürfte den an Science-Fiction-Filmen Interessierten bekannt sein. Denn die auf der Kurzgeschichte âWe Can Remember It For You Wholesaleâ (deutsch âErinnerungen en grosâ) des Science-Fiction-Autors Philip K. Dick (1928â1982) basierende Story wurde bereits 1990 unter demselben Titel von Paul Verhoeven mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle verfilmt. In seinem nun anlaufenden Film âTotal Recallâ führen die Drehbuchautoren Kurt Wimmer und Marm Bomback sowie Regisseur Len Wiseman eine Neuerung ein: Statt teilweise auf dem Mars spielt sich die ganze Handlung auf der Erde ab. Laut dem Vorspann wurde nach einem chemischen Krieg die Erde bis auf zwei Regionen unbewohnbar: Die Vereinigte Föderation von Britannien (V.F.B.) und die in Australien angesiedelte âKolonieâ. Wie im Genre üblich, so beispielsweise in Alfonso Cuaróns âChildren of Menâ (siehe Filmarchiv), sind sie optisch klar unterscheidbar. In der V.F.B. herrschen helle Töne, eine groÃzügige Architektur sowie schnelle Autos, die auf ebenso schnellen StraÃen in unterschiedlicher Höhe fahren. Dort leben gut gekleidete, offenbar wohlhabende Menschen. Die âKolonieâ zeichnet sich durch eine durch den Dauerregen und die Enge in den überfüllten StraÃen und Gebäuden verstärkte düstere Atmosphäre aus, die unverhohlen an Ridley Scotts âBlade Runnerâ (1982) erinnert. Was nicht weiter verwundert, stammt die Vorlage für Scotts stilbildenden Science-Fiction-Film ebenfalls aus der Feder Philip K. Dicks. Vieles im Szenenbild von Patrick Tatopoulos kommt dem Zuschauer zwar bekannt vor â von den Autos und deren Fortbewegung, die sich an den ebenso auf einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick basierenden âMinority Reportâ (Steven Spielberg, 2002) anlehnen, bis zur Roboterarmee, die etwa an die Klon-Armee von âStar Wars Episode II â Angriff der Klonkriegerâ (George Lucas, 2002) erinnert. Einige Neuerungen hat Len Wisemans Film jedoch aufzuweisen, so etwa das in die Hand implantierte und damit dem deutschen Namen âHandyâ alle Ehre machende Mobiltelefon, das sich sogar in Verbindung mit einer Glasscheibe zum überdimensionierten iPad erweitern lässt. Die wichtigste Neuheit dürfte neben einer riesigen Aufzugsschacht in einem ebenso gigantischen Gebäude, in der die Aufzüge in alle Richtungen fahren, das âDer Fallâ genannte Fortbewegungsmittel, das die V.F.B. mit der Kolonie verbindet: Dieses Vehikel fährt durch einen das gesamte Erdinnere samt Erdkern von der einen zur anderen Seite des Planeten durchbrechenden Tunnel, wobei sich mitten in der Fahrt die Schwerkraft umkehrt. Damit fahren die in der Kolonie lebenden Arbeiter wie Douglas und sein Kollege Harry zur Arbeit in die V.F.B. Sie werden wie einst in Fritz Langs âMetropolisâ (1926) geknechtet. Wie in âMetropolisâ regt sich aber dort Widerstand unter der Führung des Rebellen Matthias (Bill Nighy), dessen rechte Hand Melina (Jessica Biel) die Aufgabe übernimmt, Douglas daran zu erinnern, dass er eigentlich Carl Hauser heiÃt und sich auf die Seite der Rebellen im Kampf gegen Kanzler Coohagen (Bryan Cranston) geschlagen hatte. Obwohl die Handlung von Wisemans Film über das rundumerneuerte Produktionsdesign hinaus der Story in Verhoevens Film von 1990 bis aufs Haar gleicht, wirkt die Reduktion der Figuren zunächst einmal wohltuend. So übernimmt die Verfolgung von Quaid/Hauser seine vermeintliche Ehefrau Lori selbst, und auch Harry wird mehr Raum eingestanden. Dennoch: Die Vielschichtigkeit der vom Szenenbild entworfenen Welt findet auf der Drehbuchebene keine Entsprechung. Angesichts der atemlosen Action bleibt den Figuren über die Aussage von Quaid/Hauser (âIch weià nicht, wer ich war, aber ich weiÃ, wer ich binâ) hinaus kaum Zeit über die Identitätsfragen nachzudenken, die in Dicks Kurzgeschichte durchaus angelegt sind. Denn ähnlich âBlade Runnerâ stellt âTotal Recallâ die Frage, inwieweit implantierte, also gefälschte Erinnerungen die eigene Persönlichkeit bestimmen. Dies gilt erst recht für den Fall, dass die falsifizierten Erinnerungen als solche entlarvt werden. In âBlade Runnerâ sorgte gerade diese Entdeckung durch die von Sean Young verkörperte Androidin Rachael für einen wirklich berührenden Augenblick. Solche Momente gönnt Regisseur Les Wiseman seinen Figuren in âTotal Recallâ nicht. Das Drehbuch lässt Colin Farrell kaum Gelegenheit, eine Identitätskrise darzustellen. Wieder einmal stellt es sich heraus, wie schwer es den groÃen Hollywood-Studios fällt, ein anspruchs- und fantasievolles Produktionsdesign mit einer originellen Handlung und tiefgründigen Fragen zu verknüpfen. |
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