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José GarcÃa Foto: Fox Mit zwanzig Jahren gelang Calvin Weir-Fields (Paul Dano) ein Kultroman. Zehn Jahre später leidet der neurotische Autor jedoch unter einer Schreibblockade. Dies ändert sich erst, als er einen Ratschlag seines Psychiaters befolgt und über das Mädchen zu schreiben anfängt, von dem er träumt. Calvin nennt sie Ruby Sparks (Zoe Kazan). Auf einmal beginnt er, wie ein Berserker über Ruby und seine Beziehung zu ihr zu schreiben, so dass binnen kurzem der Roman über Ruby vollendet ist. Just in dem Moment, als er den Roman zum Verleger bringen will, steht Ruby leibhaftig in Calvins Küche, und behauptet, seine Freundin zu sein. Natürlich glaubt Calvin zunächst an eine Halluzination oder an Einbildung. Allerdings muss er bald feststellen, dass nicht nur er, sondern auch andere Menschen einschlieÃlich seines Bruders Harry (Chris Messina) Ruby sehen und hören können. Die Vermischung der Erzählebene mit der âWirklichkeitâ kommt nicht nur im Theater (Luigi Pirandellos âSechs Personen suchen einen Autorâ, 1921), sondern auch im Kino vor. In Woody Allens âThe Purple Rose of Cairoâ (1985) steigt die Hauptfigur eines Films von der Leinwand herunter. Indem âThe Purple Rose of Cairoâ zwischen den beiden Erzählebenen â dem Film, der auf der Leinwand vorgeführt wird, und dem, den der Zuschauer sieht â hin- und herpendelt, reflektiert er über das Kino als Ort der Sehnsüchte, des mittelbaren Lebens. Marc Forsters âSchräger als Fiktionâ (âStranger than Fictionâ, 2006) erzählt von einem unscheinbaren Angestellten, der eines Tages die Stimme einer allwissenden Erzählerin hört, die sein Leben beschreibt. Dadurch gelingt es dem Film, das Verhältnis zwischen Wahrheit und Fiktion in den Mittelpunkt zu stellen. âRuby Sparks â Meine fabelhafte Freundinâ wendet dieses Stilmittel in einem anderen Genre, in einer romantischen Komödie an. Das von Ruby-Darstellerin Zoe Kazan verfasste Drehbuch stellt tief greifende Fragen, etwa nach Vorherbestimmung und Freiheit. Denn Ruby kann nur das tun, was Calvin auf seiner Schreibmaschine tippt. Stellte sich Marc Forsters âSchräger als Fiktionâ als Metapher heraus, inwieweit der Einzelne in sein vermeintlich vorherbestimmtes Schicksal selbst eingreifen kann, so werden diese Fragen hier jedoch unter den Vorzeichen einer Liebesgeschichte behandelt: Kann es als Liebe bezeichnet werden, wenn Ruby nicht anders kann, als Calvin zu lieben? Das Regisseurpaar Valerie Faris und Jonathan Dayton, dem im Jahre 2006 mit âLittle Miss Sunshineâ ein Film über eine zwar reichlich âschrägeâ, aber dank ihres Zusammenhalts starke Familie gelungen war, tappt zunächst einmal nicht in die Falle, aus dieser Versuchsanordnung seichtes Kapital zu schlagen. Als etwa Harry feststellt, dass Calvin Ruby nach seinen eigenen Vorstellungen formen kann, schlägt er einige âkosmetischeâ Veränderungen vor. Calvin kommt es jedoch nicht darauf an, Ruby als perfekte Schönheit zu zeichnen. Er möchte sie jedoch so âschreibenâ, wie er sie sich erträumt hatte. Stellt sich âRuby Sparks â Meine fabelhafte Freundinâ zunächst als innerhalb des Genres durchaus originell heraus, so scheinen Drehbuchautorin Zoe Kazan im weiteren Verlauf der Handlung die Ideen auszugehen. Ein Besuch bei Calvins Mutter (Annette Bening) und deren neuem Lebensgefährten (Antonio Banderas) steht mit dem restlichen Film kaum in Verbindung, als hätten Valerie Faris und Jonathan Dayton damit lediglich die Formel der âschrägen Familieâ aus âLittle Miss Sunshineâ einfach wiederholen wollen. Die aufgekratzten Charaktere lenken indes von der Handlung eher ab, als dass sie ihr irgendetwas hinzufügen würden. Obwohl Ruby die theoretisch idealen Eigenschaften besitzt, erweist sich das Leben mit einem erfundenen Menschen nicht gerade als einfach. Calvin greift immer wieder zur Schreibmaschine, um Rubys Charakter zu verändern, womit er allerdings die Situation immer mehr verschlimmert. Was zunächst als ein Kommentar zur ewigen Unzufriedenheit des Intellektuellen verstanden werden könnte, den das perfekte Glück einfach nur unglücklich macht, verbraucht sich jedoch schnell. Das Drehbuch-Problem von âRuby Sparks â Meine fabelhafte Freundinâ besteht nicht in der Vermischung der zwei Erzählebenen oder in der Suche nach einer vernünftigen Interpretation für ein unerklärliches Phänomen. In âThe Purple Rose of Cairoâ liefert Woody Allen eine entwaffnende Erklärung für den Filmcharakter, der in die Wirklichkeit tritt: âDie wirklichen Menschen wollen, dass ihr Leben eine Fiktion ist, und die erfundenen, dass ihr Leben Realität wirdâ. Marc Forster liegt es genauso wenig daran, für âSchräger als Fiktionâ eine realistische Auflösung zu finden. Das gekünstelte Happy End im Film von Valerie Faris und Jonathan Dayton nimmt sich jedoch alles andere als stimmig aus. Die Formel von âLittle Miss Sunshineâ ist diesmal trotz der interessanten ersten Filmhälfte nicht aufgegangen. |
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