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José GarcÃa Foto: Warner Bros. âIn einer Höhle im Boden, da lebte ein Hobbitâ. So beginnt J. R. R. Tolkien sein Buch âDer Hobbitâ (âThe Hobbit or There and Back Againâ, 1937). Peter Jackson, der von 2001 bis 2003 Tolkiens berühmtestes Epos âDer Herr der Ringeâ verfilmt hatte, adaptiert nun âDer Hobbitâ für die groÃe Leinwand â ebenfalls als Trilogie. Ist der erste Teil âDer Hobbit â Eine unerwartete Reiseâ gerade gestartet, so sollen âDer Hobbit â The Desolation of Smaugâ und âDer Hobbit â Hin und zurückâ im Dezember 2013 beziehungsweise Juli 2014 im Kino anlaufen. Obwohl âDer Hobbitâ im Gegensatz zu âDer Herr der Ringeâ als Kinderbuch verfasst wurde, nahm Tolkien nach der Veröffentlichung seiner groÃen Trilogie in âDer Hobbitâ einige Ãnderungen vor, um den Zusammenhang zwischen den beiden Werken zu unterstreichen. In dieser Hinsicht geht Peter Jackson sogar einen Schritt weiter: Seine Verfilmung ist in Tolkiens mythologische Welt eingebettet. Der Film âDer Hobbitâ erzählt ganz bewusst die Vorgeschichte von âDer Herr der Ringeâ. Dies wird von Anfang an deutlich. Denn anders als das Buch beginnt der Film âDer Hobbit â Eine unerwartete Reiseâ mit einem gealterten Bilbo (Ian Holm), der seine Erinnerungen für seinen Lieblingsneffen Frodo (Elijah Wood) schreibt. Bilbo feiert seinen 111. Geburtstag â für Tolkiens Fans ein wichtiges Datum, markiert es doch den Anfang von âDer Herr der Ringeâ. Peter Jackson schlieÃt diesen zehnminütigen Prolog mit einem Frodo ab, der sich auf den Weg in der Erwartung macht, unterwegs Gandalf (Ian McKellen) zu begegnen. Eine Begegnung, die am Anfang von âDer Herr der Ringe â Die Gefährtenâ steht. Erst dann beginnt die eigentliche, unerwartete Reise des Bilbo Beutlin, die 60 Jahre vorher stattfand. In einem sehr grünen und sehr hellen Auenland bekommt der junge Bilbo Beutlin (Martin Freeman) überraschenden Besuch von Gandalf. Kaum ist es Bilbo gelungen, den ungebetenen Gast loszuwerden, kommen nacheinander 13 Zwerge in seine Hobbithöhle. Irgendwann wird es Bilbo klar, dass er von Gandalf dazu auserkoren wurde, als âMeisterdiebâ den Zwergen dabei zu helfen, ihren vom Drachen Smaug geraubten Schatz zurückzuerobern. Obwohl sich Jackson viel Zeit lässt, das Treiben der Zwerge zu beschreiben, bleibt für die Figurenzeichnung der Zwerge kaum Raum. Aus ihrer Schar ragen insbesondere der Zwergenkönig Thorin Eichenschild (Richard Armitage) und der altehrwürdige Balin (Ken Stott) heraus. Zu der eigentlichen, im Buch âDer Hobbitâ erzählten Geschichte fügt Peter Jackson einerseits Rückblenden hinzu, so etwa Smaugs Angriff auf Erebor, das Auffinden des Arkensteins, Durins Tod und die Vertreibung der Zwerge aus Moria, aus der sich die Feindschaft zwischen Zwergen und Elben erklärt. Andererseits benutzt Jackson Tolkiens Notizen, um die Geschichte von âDer Hobbitâ im Mittelerde-Universum zu verankern. So führt der Film insbesondere den âWeiÃen Ratâ ein, an dem neben den Zauberern Gandalf dem Grauen und Saruman dem WeiÃen auch die Elbenfürsten Galadriel (Cate Blanchett) und Elrond (Hugo Weaving) teilnehmen. Sie beraten über die Beobachtungen des Zauberers Radagast des Braunen (Sylvester McCoy), der von der Rückkehr einer dunklen Macht in die Welt berichtet. Ãber die inhaltlichen Aussagen hinaus stellt diese Szene für den Tolkien-Kenner eine weitere Brücke zu âDer Herr der Ringeâ dar: Der WeiÃe Rat versammelt die Träger der drei Elbenringe: Galadriel, Elrond und Gandalf. Auch in der Inszenierung bleibt Peter Jackson dem epischen Charakter von âDer Herr der Ringeâ treu: Massenszenen und atemberaubende Kamerafahrten werden durch den 3D-Effekt verstärkt, ohne ihn jedoch zum Zweck an sich zu erheben. Darüber hinaus drehte Jackson seinen Film mit erhöhter Geschwindigkeit: mit 48 Bildern statt der im Kino üblichen 24 Bilder pro Sekunde. Das Ergebnis ist eine ungeheure Bildschärfe, die der Zuschauer aus Sportübertragungen, insbesondere aus den Etappenankünften der âTour de Franceâ kennt. Diese Bildschärfe irritiert zu Beginn ein wenig, aber die Augen gewöhnen sich schnell daran. Allerdings lässt diese auÃergewöhnliche Auflösung die Unterschiede zwischen realen Schauspielern und computergenerierten Kreaturen sowie die Künstlichkeit einiger Schauplätze umso deutlicher hervortreten. Ãhnlich der Verfilmung von âDer Herr der Ringeâ besticht âDer Hobbitâ durch viele kleine, vorlagengetreue Details, ob es sich nun etwa um Bilbos goldene Jackenknöpfe oder um die Rauchringe aus dessen Pfeife handelt. Eine weitere, bemerkenswerte Brücke zu âDer Herr der Ringeâ stellt die Filmmusik dar. Zwar hat Howard Shore einiges neu komponiert und mit einer an iro-schottische Klänge erinnernden Melodie die Zwergenlieder vertont. Der Soundtrack von âDer Hobbitâ nimmt die Themen von âDer Herr der Ringeâ und insbesondere das Auenland-Thema jedoch immer wieder auf. Im Laufe der Handlung wird sie entsprechend der immer unheimlicher wirkenden Geschichte freilich dunkler. Denn nach der Ruhepause in Bruchtal, im Elronds Haus, lauern immer gröÃere Gefahren auf dem Weg der Gefährten, wobei die Action immer atemloser wird. Die hochauflösenden Kameras nehmen den Zuschauer in eine regelrechte Achterbahn durch Stege mit, die über abgrundtiefe Schluchten im tiefen Orkberg führen, wo die 13 Zwerge, Bilbo und Gandalf dem übergroÃen Orkkönig (Barry Humphries) begegnen. Trotz aller Schauwerte, trotz atemloser und rasant gefilmter Action bildet die Sequenz mit der Auffindung des Rings den Kern von âDer Hobbit â Eine unerwartete Reiseâ. Der Film kommt erneut zur Ruhe, um vorlagengetreu den Rätselwettkampf zwischen Gollum und Bilbo zu beschreiben. Der Ring steht im Mittelpunkt von âDer Hobbitâ, obwohl noch niemand von dessen Bedeutung weià â Gandalfs Blick zeugt lediglich von einer Vorahnung der Rolle, die dieser Ring später spielen soll. Diese Sequenz besitzt auch deshalb eine dramatische Tiefe, weil Andy Serkis es gelingt, in Gollums Augen und in seiner ganzen Mimik eine uralte Tragödie aufleuchten zu lassen â die wiederum erst im Zusammenhang mit âDer Herr der Ringeâ begriffen werden kann. Diese Tiefe wird auch bei den anderen Charakteren spürbar, die sich etwa in der verändernden Beziehung zwischen Thorin und Bilbo zeigt: Aus dem rachesüchtigen Thorin, der Bilbo zunächst einmal als eine Last betrachtet, wird ein richtiger König, der die Vorzüge des Hobbits anerkennt. Galadriel wirkt noch majestätischer als in âDer Herr der Ringeâ. Sie erscheint als die schöne, groÃe und gütige Frau, die anderen ins Herz blicken kann und deren christliches Vorbild leicht zu erraten ist. Zwar sind viele der Themen, die in âDer Herr der Ringeâ eine besondere Bedeutung erlangen, in âDer Hobbitâ lediglich angedeutet. Aber bereits in der neuen Tolkien-Verfilmung zeichnet sich die ganz groÃe Frage ab: Wie das Böse über die Welt herein bricht. âDer Hobbitâ verdeutlicht aber auch, dass entgegen manch oberflächlicher Tolkien-Interpretation das Gute und das Böse nicht säuberlich getrennt sind. Vor der Gier nach Reichtum und Macht ist niemand gefeit â auch das veranschaulicht âDer Hobbit â Eine unerwartete Reiseâ. Was für eine verführerische Macht der Eine Ring insbesondere für die Mächtigen ausübt, bleibt zwar in âDer Hobbitâ noch unbekannt. In diesem Zusammenhang stellt aber das Gespräch zwischen Galadriel und Gandalf am Rande des WeiÃen Rates eine bemerkenswerte Ahnung für die Bedeutung des Unscheinbaren, der kleinen Leute dar. Dazu führt Drehbuch-Mitautorin Philippa Boyens aus: âEs berührt den Kern unseres Films â die Güte ganz normaler Leute. Eine gute Tat, eine hilfreiche Geste kann ebenso viel bewirken wie die gröÃte Heldentat.â Trotz einiger Längen und eines teilweise kindisch albernen Humors stellt âDer Hobbit â Eine unerwartete Reiseâ nicht nur erneut einen neuen Standard in Spezialeffekten und Kameraführung dar. Peter Jackson gelingt es, über diese Schauwerte hinaus echte Charaktere zu zeichnen und tiefgründige Fragen anzusprechen. |
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