UNGLAUBLICHE BURT WONDERSTONE, DER | The Incredible Burt Wonderstone
Filmische Qualität:   
Regie: Don Scardino
Darsteller: Steve Carell, Steve Buscemi, Olivia Wilde, Alan Arkin, James Gandolfini, Jim Carrey, Michael „Bully“ Herbig
Land, Jahr: USA 2013
Laufzeit: 100 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: D, S
im Kino: 4/2013
Auf DVD: 8/2013


José García
Foto: Warner Bros.

Alles beginnt im Jahre 1982, als der junge Burt Wonderstone von einer Bande Gleichaltriger verfolgt wird: „Keiner mag Dich, keiner wird Dich je mögen“, sagen sie zu ihm. Zu Hause muss er seinen Geburtstag alleine feiern, weil seine Mutter wieder einmal eine Doppelschicht übernommen hat. Dafür bekommt er einen Zauberkasten geschenkt samt einer VHS-Kassette mit den Zaubertricks seines Idols Rance Holloway (Alan Arkin), der außerdem verspricht, dass ein Zauberer von allen geliebt wird. Für Burt steht die Entscheidung fest: Er wird Zauberer. In der Schule freundet er sich mit dem kränklichen Anton Marvelton an, der ebenfalls von der Zauberei fasziniert ist. Zusammen fangen sie an, sich in die Zaubertricks einzuarbeiten. Es ist der Beginn einer „zauberhaften Freundschaft“.

Jahrzehnte später bekommen Burt (Steve Carell) und Anton (Steve Buscemi) in Las Vegas von Casino-Besitzer Doug Munny (James Gandolfini) eine eigene Show. Jahrelang präsentieren sie vor vollem Haus im nach ihnen benannten Theater ihre besten Tricks. Regisseur Don Scardino zeigt den Erfolg in einer schnellgeschnittenen Sequenz, ehe der Film erneut einen Sprung nach vorne macht. Denn wiederum zehn Jahre später ist die Show zur reinen Routine geworden – die Theaterreihen lichten sich zusehends. Burt spult selbstverliebt und nur noch routiniert seine Show herunter. Die schlechte Stimmung hinter den Kulissen schlägt sich in der Frustration der ständig wechselnden Assistentinnen nieder, die Burt stets mit „Nicole“ anredet – sich ihren eigentlichen Namen zu merken, wäre offenbar unter seiner Würde. Schlimmer noch: Die alte Freundschaft zu Anton, der trotz Berühmtheit bescheiden geblieben ist, zerbricht an Burts Starallüren. Ausgerechnet in diesem Augenblick taucht in der Stadt der Straßenkünstler Steve Gray (Jim Carrey) auf, der mit extremen körperlichen Leistungen und ohne die ganzen Requisiten der klassischen Zauberer immer mehr Anhänger im Internet gewinnt. Bald gehen Burt und Anton getrennte Wege, und Burt steht vor dem Nichts. Ein Glück, dass ihm seine letzte Assistentin Jane (Olivia Wilde) und der inzwischen gealterte Rance Holloway zur Seite stehen, um sich Steve Gray zu stellen, und dadurch auch zu sich selbst zu finden.

Die bis in die Details sorgfältige Arbeit von Produktionsdesigner Keith Cunningham zeigt sich nicht nur in der Glitzerwelt von Las Vegas, sondern bereits in den zu Beginn der achtziger Jahre angesiedelten Anfangssequenzen mit dem VHS-Gerät, dem alten Fernseher, aber auch mit dem heute eher altertümlich wirkenden Zauberkasten. Wer sich aber bei „Der unglaubliche Burt Wonderstone“ auf aufsehenerregende Zauberstücke gefreut hat, wird eher enttäuscht. Denn der Handlung gemäß stiehlt Steve Gray den beiden „zauberhaften Freunden“ die Show. Grays Aktionen nehmen sich zwar spektakulär aus, haben allerdings mehr mit Körperbeherrschung als mit Illusion zu tun, ob er sich mit Feuer die Aufschrift „herzlichen Glückwunsch“ in den Unterarm eingraviert oder auf heißen Kohlen schläft – um nicht weitere, haarsträubende „Kunststücke“ zu nennen. Immerhin bleibt der letzte Zaubertrick von Burt und Anton wirklich eindrucksvoll. Aber selbst hier schlägt dann der Witz in einen schenkelklopfenden Klamauk um, der zusammen mit einem gewissen Hang des Filmes zum Fäkalhumor die teilweise gute Situationskomik wieder entwertet.

Vermutlich liegt das Problem von Scardinos Film daran, dass sich der Regisseur gar nicht entscheiden kann, was für ein Film „Der unglaubliche Burt Wonderstone“ sein soll. Die von James Gandolfini verkörperte Figur des Casinomoguls Doug Munny liefert zwar einen Ansatz auf Kritik an der Glitzerwelt von Las Vegas mit ihren Megashows. Aber außer Klischees und dem „Running Gag“, dass er das Alter seines Sohnes immer wieder vergisst, bleibt wenig von diesem Charakter übrig. Jedenfalls lässt Regisseur Don Scardino die Chance einer Satire auf die Zaubererwelt und auf den Starkult ungenutzt. Der Kurzauftritt von David Copperfield hilft in dieser Hinsicht auch nicht weiter. Ebenfalls eine kurze Rolle hat in diesem Hollywoodfilm der deutsche Komödienspezialist Michael „Bully“ Herbig, der in zwei Szenen eigentlich den gleichen Dialog zu bewältigen hat.

Spielen Steve Carell und Jim Carrey eigentlich für sie gewohnte Rollen, so erstaunt es, den für Gangsterfilme mit einem Hang zum schwarzen Humor wie „Reservoir Dogs“, „Fargo“ oder „The Big Lebowski“ bekannten Steve Buscemi in einem rein komödiantischen Part zu sehen – obwohl ihm das Drehbuch nicht besonders viel Spielraum zugesteht. Unter den schauspielerischen Leistungen ragt Alan Arkin heraus, der seiner eher klischeebeladenen Rolle eine große Leinwandpräsenz verleiht, und insbesondere auch Olivia Wilde, die sich als einzige Frau unter den Protagonisten mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein aus ihrer anfänglichen Assistentin-Position herausarbeitet.

„Der unglaubliche Burt Wonderstone“ erweist sich letztendlich als die Geschichte einer Läuterung. Zwar wirkt der Film in dieser Hinsicht nicht besonders originell. Die Wandlung des egozentrischen Burt dank Janes Zuwendung und der Nachhilfe in Sachen Ehrlichkeit und Liebe zum eigenen Beruf seitens des Zauberer-Altmeisters Rance Holloway macht jedoch Scardinos Film trotz seiner Schwächen aufmunternd.
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