MUTTER & SOHN | Pozitia Copilului
Filmische Qualität:   
Regie: Călin Peter Netzer
Darsteller: Bogdan Dumitrache, Vlad Ivanov, Luminiþa Gheorghiu, Mimi Branescu, Natasa Raab, Florin Zamfirescu
Land, Jahr: Rumänien 2013
Laufzeit: 112 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: D
im Kino: 5/2013


José García
Foto: X-Verleih

Der mit dem Goldenen Bären der Berlinale 2013 ausgezeichnete rumänische Film „Mutter & Sohn“ von Călin Peter Netzer erzählt von einer dominanten Mutter, die ihrem erwachsenen Sohn die Luft zum Atmen nimmt. Cornelia (Luminita Gheorghiu) gehört zu Rumäniens Oberschicht. Ihr Mann ist Chirurg, zu ihrem 60. Geburtstag erscheint ein befreundeter Staatssekretär. Ihrer besten Freundin Guta klagt sie ihr Leid: Ihr Sohn Barbu (Bogdan Dumitrache) melde sich niemals bei ihr. Barbu ist inzwischen 35 Jahre alt und will längst sein eigenes Leben führen, fühlt sich aber erdrückt von seiner Mutter. Gerade ist er mit seiner Freundin Carmen zusammengezogen, von der Cornelia nicht viel hält. Vorangetrieben wird die Handlung von dem Verkehrsunfall, den Barbu verursacht hat, und bei dem ein 14-Jähriger stirbt. Ohne Zögern begibt sich Cornelia mit ihrer Freundin zur Wache in einem Dorf in der Nähe von Bukarest. Ohne jedes Mitgefühl für die dort anwesende Familie des Opfers drängt sie die Beamten, bei der Vernehmung ihres Sohnes mit dabei zu sein und diktiert ihm vor deren Augen, was er aussagen soll. Cornelia findet heraus, wer mit dem amtlichen Gutachten beauftragt werden soll, entwendet Beweismaterial aus dem Unfallauto und sagt dem Polizeibeamten ihre Unterstützung zu, als dieser von Problemen eines Freundes mit einer Baugenehmigung erzählt. Offenbar kennen alle das System des „eine Hand wäscht die andere“, so auch der Fahrer des Autos, das Barbu in einem riskanten Manöver mit überhöhter Geschwindigkeit überholt und deshalb den tödlichen Unfall verursacht hatte. Auch er hat seinen Preis.

Mit kalten Farben und einer extrem unruhigen, teilweise zittrigen Handkamera entwirft Călin Peter Netzer ein Porträt einer Mutter, die alles unter Kontrolle halten will – nicht umsonst nennt sie ihr Mann „Controlia“. Ohne zu chargieren, spielt Luminita Gheorghiu die manisch-depressive Mutter ungemein nuancenreich. Der kalte Realismus zeigt aber auch die extremen gesellschaftlichen Unterschiede und die korrupten Strukturen im postsozialistischen Rumänien auf. Die pelzbemantelte, etwas neureich gekleidete Cornelia wirkt im einfachen Haus der Eltern des zu Tode gekommenen Kindes völlig deplatziert. Die Mutter-Sohn-Beziehung lässt sich deshalb auch als eine Metapher auf die Zustände im Post-Ceausescu-Rumänien verstehen. Ähnlich Barbu, der sich aus der Umklammerung seiner Mutter befreien muss, so muss auch Rumänien die menschenverachtenden Seilschaften abschütteln, die mit Geld alles zu kaufen meinen, soll dem Land ein wirklicher Neuanfang gelingen.
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