LAYLA FOURIE | Layla Fourie
Filmische Qualität:   
Regie: Pia Marais
Darsteller: Rayna Campbell, August Diehl, Rapule Hendricks, Terry Norton, Rapulana Seiphemo
Land, Jahr: Deutschland / Südafrika / Frankreich / Niederlande 2013
Laufzeit: 105 Minuten
Genre: Thriller
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: X
im Kino: 7/2013


José García
Foto: Real Fiction

Die alleinerziehende Layla Fourie (Rayna Campbell) sucht in Johannesburg nach einer neuen Arbeitsstelle. Nachdem sie sich selbst einer Lügendetektor-Prozedur unterzogen hat, wird Layla von einer auf Lügendetektoren spezialisierten Sicherheitsfirma eingestellt. Sie erhält den Auftrag, Einstellungstests in einem mehrere Autostunden entfernten Casinobetrieb durchzuführen. Weil sie ihren kleinen Sohn Kane (Rapule Hendricks) bei dessen Vater nicht abgeben kann, macht sich Layla mit ihm auf den langen Weg durch die südafrikanische Nacht. Auf der nächtlichen Landstraße glaubt die junge Mutter, in einen Hinterhalt zu geraten. Eine fatale Einschätzung, denn sie fährt einen älteren Mann an, der schwerverletzt liegen bleibt. Layla will ihn zum Krankenhaus bringen, aber unterwegs stirbt der Mann. Da sie befürchtet, ins Gefängnis zu kommen, und sich dann nicht um ihren Sohn kümmern zu können, trifft die junge Frau eine folgenreiche Entscheidung: Layla lädt die Leiche auf einer Müllkippe ab, und erklärt ihrem Sohn, dass dieses Geheimnis niemals ans Licht kommen darf.

Während der Einstellungstests im Casino fühlt sich Layla von der Angst gelähmt, mit dem Unfall in Verbindung gebracht zu werden. Kane merkt bald, dass die Notlage seiner Mutter auch ihn trifft und dass seine Mitwisserschaft eine Gefahr darstellt. Der Junge beginnt diese Macht auszunutzen, um sich selbst Vorteile und Freiheiten zu verschaffen. Bei ihrer Arbeit im Casino lernt Layla Eugene Piennar (August Diehl) und wenig später auch dessen Mutter Constanza (Terry Norton) kennen, die ihren Mann vermisst. Bald stellt sich heraus, dass es sich bei dem Vermissten um das Unfallopfer handelt. Dennoch sieht Layla in ihm auch eine Hoffnung, Schutz zu finden. Während Eugene nach der Wahrheit forscht, versucht die junge Frau sie zu verschleiern. Kane kann die seltsame Beziehung aus Verdacht und Neugierde zwischen Piennar und seiner Mutter spüren und empfindet zum ersten Mal in seinem jungen Leben ein Gefühl der Eifersucht. Bald ist ein dichtes Netz aus Lügen und Täuschungen um Layla und Eugene, aber auch um Layla und Kane gewebt.

Zu Beginn des Filmes sagt Layla: „Eine Lüge zieht eine andere nach sich“. Dass sich diese Aussage bald gegen sie selbst wenden wird, nimmt sich als eine Art Versuchsanordnung durch Drehbuchautor Horst Markgraf aus. Dennoch gelingt es Regisseurin Pia Marais, einen Einblick in die von ständiger Angst und Unsicherheit geprägte Seelenlage Laylas zu vermitteln, wozu auch das sensible Spiel von Hauptdarstellerin Rayna Campbell erheblich beiträgt. Bereits in den ersten Szenen in Johannesburg leidet die junge Mutter unter der Angst, in einer völlig unsicheren Umgebung könnte ihrem Sohn etwas zustoßen. Später nimmt diese diffuse Bedrohung konkrete Formen an, als die Furcht vor Bekanntwerden der Wahrheit und vor dem damit einhergehenden Verlust ihres Sohnes ihr ganzes Verhalten prägt. Im Laufe der Handlung wird jedoch sowohl Eugenes als auch ihr Verhalten immer weniger nachvollziehbar, so dass die Konstruiertheit des Drehbuchs deutlicher zu Tage tritt.

Für Regisseurin Pia Marais, die seit Jahren in Berlin lebt, aber in Südafrika und Schweden aufwuchs, besitzt die konkrete Handlung auch Symbolcharakter für Südafrika. Dazu führt sie aus: „Layla Fourie ist der Versuch, diese Atmosphäre des Misstrauens einzufangen. Auch geht es darum, wie man im Bewusstsein um die Geschichte Südafrikas als Menschen Seite an Seite leben und einander vertrauen kann? Die Prämisse der Geschichte ist eine Hauptfigur, Layla, die daran glaubt, ehrlich sein zu können und darin standhaft in dem zu sein, woran sie glaubt. Mit Wahrheit ist vielleicht auch immer Verantwortung verbunden. Sie entscheidet sich jedoch aus nachvollziehbaren Gründen, aus einem Zufall heraus, das zu verraten, woran sie eigentlich glaubt.“ Das Gefühl des Misstrauens und der Angst drückt „Layla Fourie“ besonders eindrücklich in einer Szene aus, in der Eugenes Mutter Constanza die Alarmanlage hört, und sich anschließend in ihrem Haus verbarrikadiert. Marais Film verdeutlicht darüber hinaus die sozialen Unterschiede im heutigen Südafrika, zwanzig Jahre nach dem Ende der Apartheid: Die Weißen wohnen weiterhin in großzügigen Anwesen, während die Schwarzen immer noch unter der Armut leiden.

Das Netz aus Lügen und Misstrauen gilt nach Pia Marais nicht nur für die konkrete Situation Laylas, sondern auch für ein Land, das trotz der politischen Veränderungen noch immer nicht das soziale Gleichgewicht gefunden hat. Sie selbst erklärt dazu: „Allem voran ist es ein Film über eine junge allein erziehende Mutter und ihren Sohn. Jedoch spiegelt ihre Beziehung und wie sie sich im Laufe der Geschichte verändert, eine bestimmte Atmosphäre, die in Südafrika vorherrscht: Hoffnung überlagert von Misstrauen. Der Haupterzählstrang des Films dreht sich um die Situation dieser jungen Mutter, die eine falsche Entscheidung getroffen hat. Von diesem Augenblick an hat sich ihr Leben tiefgreifend verändert. Alles wird zur Bedrohung, sogar ihr siebenjähriger Junge.“ Trotz seines thesenhaften Charakters bietet Pia Marais in „Layla Fourie“ eine Studie über das Verhältnis von Opfer und Täter, aber auch allgemein über Schuld und Sühne.
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