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José García Foto: universum ![]() Sechs Monate später hat sich Jordan Turner zwar halbwegs davon erholt. Statt im aktiven Dienst in der Telefonzentrale arbeitet sie jedoch nun als Ausbilderin in derselben Polizeieinheit. Während eines Rundgangs mit den Neuzugängen in der Abteilung wird sie Zeugin eines Notrufs. Die junge Casey (Abigail Breslin) ruft aus dem Kofferraum eines Autos an. Nach einem Einkaufsbummel mit ihrer Freundin sei sie in einem Parkhaus von einem Unbekannten in eine Falle gelockt und entführt worden. Zwar hat der Fremde ihr Handy zerstört, aber das vergessene Handy ihrer Freundin gibt ihr die Möglichkeit, bei der Notrufzentrale anzurufen. Da es sich um ein älteres Modell handelt, kann allerdings dieses Handy nicht geortet werden. Weil die junge Kollegin, die den Anruf entgegengenommen hat, sichtlich überfordert ist, übernimmt Jordan ihre Stelle. Während aufgrund von Caseys Beschreibung des Fahrzeuges eine großangelegte Fahndung ausgeschrieben wird, gibt Jordan der jungen Frau Hinweise, wie sie andere Autofahrer auf sich aufmerksam machen kann, etwa durch Heraustreten einer Rückleuchte und dadurch, dass sie durch die Öffnung winkt. Aber auch dies merkt der Entführer, der dann schnell die Autobahn verlässt, ehe das Fahrzeug gefunden werden kann. Bald erkennt die Polizistin im Verhalten des Entführers, dass es sich um denselben Mann handeln muss, der sechs Monate zuvor das andere Mädchen getötet hatte. Diesmal wird sie ihn zur Strecke bringen, schwört sich die Polizistin. Durch den einfachen Kunstgriff, dass das Telefon von Caseys Freundin keine GPS-Ortung zulässt, gerät der Technikeinsatz in den Hintergrund. Drehbuchautor Richard DOvidio und Regisseur Brad Anderson konzentrieren sich vielmehr auf ein psychologisches Duell, bei dem Spannung nach einem klassischen Muster erzeugt wird. Dazu gehört nicht nur, dass die Identität des Entführers Michael Foster (Michael Eklund) erst nach einiger Zeit festgestellt wird, sondern auch, dass dem Zuschauer sein Gesicht ebenso lange verborgen bleibt. Zu den Elementen, die eine solche Spannung aufkommen lassen, gehört aber auch das mit hoher Schnittfrequenz ständige Wechseln zwischen den so unterschiedlichen Schauplätzen, dem klaustrophobisch engen Kofferraum, in dem sich Casey befindet, und der großzügig gestalteten Notrufzentrale, von der aus Jordan agiert. Dazu kommen die immer wieder eingestreuten Bilder der Polizeieinheiten, die im Großraum Los Angeles das Auto wie eine Nadel im Heuhafen suchen, später aber konkreten Hinweisen nachgehen. Zum Suspense im Sinne von Alfred Hitchcock trägt freilich auch ein Kniff bei, den auch der Spannungs-Meister immer wieder einsetzte, der Wissensvorsprung des Zuschauers. Gerade weil es Regisseur Brad Anderson über weite Strecken von The Call Leg nicht auf! gelingt, die Spannung aufrechtzuerhalten und den Zuschauer über den Ausgang des Thrillers im Unklaren zu lassen, nimmt sich die Auflösung des Filmes umso bedauerlicher aus. Vollends unrealistisch nimmt Jordan die Verfolgung des Entführers selbst in die Hand. Was einem Polizei-Suchtrupp nicht geglückt war, gelingt es ihr im Alleingang. Noch zweifelhafter wird unter moralischen Gesichtspunkten der Schluss. Der Versuch, Selbstjustiz zu legitimieren, erinnert unrühmlich an dieses Subgenre aus den achtziger Jahren, etwa an Ein Richter sieht rot (1983). Dass es sich nun um eine Frau handelt, die diese Selbstjustiz verübt, macht das Ganze auch nicht besser. Trotz dieses unbefriedigenden Ausgangs überzeugt The Call Leg nicht auf! in den ersten zwei Dritteln auch durch die über die Entfernung hinweg aufkommende kammerspielartige Anmutung der Gesprächsführung zwischen der Polizistin in der Notrufzentrale und der Entführten im Kofferraum. Dem Regisseur und der Schauspielerin Abigail Breslin gelingt es insbesondere, die Todesangst der jungen Frau in dieser Ausnahmesituation fühlbar zu machen. |
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