PLANES | Planes
Filmische Qualität:   
Regie: Klay Hall
Darsteller: (dt. Stimmen): Martin Halm, Marc Rosenberg, Constanze Lindner, Alexander Duda, Marie Bäumer, Matthias Dolderer, Kai Ebel, Torben Liebrecht, Kalpna Joshi
Land, Jahr: USA 2013
Laufzeit: 90 Minuten
Genre: Animation
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 8/2013


José García
Foto: Disney

Sprühflugzeug Dusty träumt davon, als Rennflugzeug am legendären „Wings Around the Globe“, dem berühmtesten Flugzeugrennen der Welt, teilzunehmen. Dass eine Ein-Propeller-Maschine, die darüber hinaus mit der Sprüheinrichtung einfach zu schwer ist, kaum mit den windschnittigen Rennprofis mithalten kann, hält Dusty von seinen Träumen nicht ab. Als schwerwiegender stellt sich zwar seine Höhenangst dar. Das Sprühflugzeug kennt aber nur noch ein Ziel, auch wenn er zunächst einmal den ehemaligen Marineflieger und Ausbilder der „Luftpiraten“ Skipper Riley davon überzeugen muss, seine Ausbildung zu übernehmen. Mit dessen Kenntnissen und seiner Lebenserfahrung – um zu gewinnen kommt es nicht nur darauf an, schnell zu sein, Wendigkeit und riskante Manöver gehören ebenso dazu – gelingt es Dusty, sich für das große Rennen zu qualifizieren.

Im Rennen um die Welt mit dem Flug über den Himalaya, wo er auf nepalesische Gabelstaplermönche trifft, mit Abstechern zur „Garage Majal“ und zu einem bayerischen Bierkeller muss sich Dusty insbesondere mit Ripslinger messen, dem erfolgreichsten Rennflugzeugstar, der das Sprühflugzeug mit lauteren und unlauteren Mitteln stoppen will. Obwohl sich Dusty bald zum Liebling der Zuschauer entwickelt, hat er weiterhin insbesondere gegen sich selbst zu kämpfen: Nur wenn er über sich hinauswächst und seine Höhenangst besiegt, hat er eine realistische Chance, das Rennen tatsächlich zu gewinnen.

„Hoch über der Welt von Cars“ heißt es zu Beginn von „Planes“. Tatsächlich kann der neue Disney-Animationsfilm als eine Fortsetzung der Pixar-Filme „Cars“ (2006) und „Cars 2“ (2011) in der Luft bezeichnet werden. Nicht nur die Augen der Flugzeuge gleichen denen der Autos in „Cars“ aufs Haar. Wie in den Vorgängerfilmen bevölkern „Planes“ weder Menschen noch Tiere, sondern mit menschlichen Attributen versehene Fahrzeuge: Abgesehen von Fluggeräten sind auch ein Zug und ein Flugzeugträger, vor allem aber Autos zu sehen wie der von RTL-Formel-Eins-Kommentator Kai Ebel synchronisierte Moderator Brent Mustangburger, der sich als eine Abwandlung von Hook aus „Cars“ ausnehmende Tanklastzug Chug oder Gabelstapler(in) Dottie. In „Cars 2“ ging es ebenfalls um einen „World Grand Prix“. Außerdem erinnert die Beziehung zwischen Dusty und Skipper Riley in „Planes“ an das Verhältnis zwischen Lightning McQueen und der vergessenen Rennlegende Doc Hudson in „Cars“. John Lasseter, der für beide „Cars“-Filmen als Regisseur verantwortlich zeichnete, übernimmt in „Planes“ die Rolle des Ausführenden Produzenten, während auf dem Regiestuhl Klay Hall Platz nimmt. Zwar gelten „Cars“ und „Cars 2“ als die am wenigsten überzeugenden Filme aus der von John Lasseter geleiteten Animationsschmiede. Allerdings waren die beiden Auto-Filme an der Kinokasse erfolgreich.

Zwar sind die einzelnen Flugzeuge gut gelungen, wobei sich die Filmemacher sogar etwas Besonderes haben einfallen lassen: Die in der deutschen Fassung von Marie Bäumer gesprochene Flugzeugdame Heidi sieht mit der deutschen Flagge und der weißen Grundlackierung ganz anders aus als die im Original rosa lackierte, aus Quebec stammende und deshalb mit französischen Akzent sprechende „Rochelle“. Zwar gibt es in „Planes“ skurrile Figuren wie der von Oliver Kalkofe gesprochene Kleinwagen Franz von Fliegenhosen, der sich in ein Flugzeug verwandeln kann, und deshalb unter Schizophrenie leidet. Die meisten Figuren sind jedoch regelrechte Klischees, so etwa der in Heide verliebte Mexikaner „El Cupacabra“ oder der teetrinkende, hochnäsige Engländer „Bulldog“. Nicht weniger klischeehaft wird der eigentliche Film-Bösewicht Ripslinger samt seinen willigen Helfern Ned & Zed gezeichnet. Lediglich Dustys Freunde Dottie und Chug sowie Skipper Riley erhalten mehr Entfaltungsraum. Verglichen mit den Pixar-Produktionen überzeugen auch die Hintergründe kaum: Außer zu Actionsequenzen werden die Schauplätze zu selten animationstechnisch verwertet. Wunderbar nimmt sich beispielsweise der von schöner Musik unterlegte Flug von Dusty und der Inderin Ishani zur „Garange Majal“ aus. Solche Sequenzen bilden jedoch die Ausnahme in „Planes“. Trotz der bunten Farbpalette des Filmes von Klay Hall kann „Planes“ animationstechnisch mit den bis in die Details akribisch animierten Hintergründen der Pixar-Filme nicht mithalten.

Ähnlich den letzten Pixar-Filmen, etwa „Cars 2“ aber auch „Merida – Legende der Highlands“ (2012), wird in „Planes“ die Botschaft allzu plakativ vermittelt. In der Überwindung der eigenen Angst als Voraussetzung, um über sich hinauszuwachsen, gleicht Dusty dem Clownfisch Marlin in „Findet Nemo“ (2003). Nur dass letzterer Film im Unterschied zu „Planes“ auf Pathos vollständig verzichtet. Eigentlich handelt „Planes“ von einem uramerikanischen Traum: vom Außenseiter, der gegen einen hoffnungslos überlegenen Gegner strenggenommen keine Chance hat, der jedoch seine inneren Hindernisse überwindet und darin die Chance findet. Dazu kommt in „Planes“ eine Eigenart klassischer amerikanischer Komödien: Der „Farmer“, der Hinterwäldler Dusty erweist sich als den Großstädtern und Weltbürgern überlegen. Dass die Freundschaft in Klay Halls Film eine entscheidende Rolle spielt, entspricht außerdem der familienfreundlichen Unterhaltung des Disney-Konzerns.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren