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José GarcÃa Foto: olana Filmproduktion Als heilige Stadt für die drei monotheistischen Weltreligionen spielte Jerusalem in seiner wechselvollen Geschichte schon immer eine ganz besondere Rolle. Unabhängig davon, ob sich die Bezeichnung Melchisedechs als âKönig von Salemâ im Buch Genesis (14, 18â20) auf eine Vorläufer-Stadt Jerusalems oder eher auf einen Friedensfürst (âKönig von Schalomâ) bezieht, wurde Jerusalem mit der Verlegung des Regierungssitzes König Davids um das Jahr 1000 vor Christus zur Hauptstadt seines Reiches. Die Verlegung der Bundeslade und der Bau des ersten Tempels machten Jerusalem zum religiösen Mittelpunkt der jüdischen Religion. Für Christen ist die Stadt als Ort der Passion, des Kreuzestodes und der Auferstehung Jesu Christi heilig. Unter den vielen christlichen Stätten Jerusalems ragt deshalb die den Golgathafelsen und das Grab Jesu beherbergende Grabeskirche besonders heraus. Für den Islam gilt Jerusalem und insbesondere die al-Aqsa-Moschee als drittwichtigste Kultstätte nach Mekka und Medina, weil der Tradition nach der Prophet Mohammed von hier aus in den Himmel aufstieg. Nach der Eroberung Ostjerusalems als Folge des Sechstagekriegs 1967 ist die Oberhoheit über die Stadt umstritten. Gehört es aus israelischer Sicht zum vereinigten Jerusalem, so erheben die Palästinenser den Anspruch, Ostjerusalem zur Hauptstadt eines künftigen unabhängigen Palästinenserstaates zu erklären. Insofern liegt in Jerusalem ein Kern des Nahostkonfliktes. Für ihren als DVD veröffentlichten Dokumentarfilm âBis ich deine Tränen trockneâ hat die Filmemacherin Daniela Baumgartner Jerusalem besucht. Die Geschichte und die Kunstdenkmäler der Stadt streift sie lediglich am Rande. Ihr Blick richtet sich vielmehr auf das alltägliche Miteinander der Menschen. Dies macht sie von Anfang an deutlich, als in einer Art Vorspann zwei kleine Mädchen in GroÃaufnahme vor der Kamera über ihren christlichen respektive ihren muslimischen Glauben berichten. In der Altstadt von Jerusalem leben auf knapp einem Quadratkilometer Juden, Christen und Moslems auf engstem Raum zusammen. Die Kamera von Daniela Baumgartner und Günter Brockt besucht das jüdische, das armenische, das christliche und das moslemische Viertel Jerusalems auf der Suche nach Familien, die dort im vermeintlich friedlichen Miteinander leben. Allerdings täuscht dieser erste Blick: âWas hier geschieht, ist nicht, was Sie sehenâ, erklärt etwa dazu Rabbi Yitzchak Goldstein. Der Zuschauer erfährt beispielsweise, dass die armenische Familie Jololian ziemlich abgeschottet lebt. Sie wohnt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche, die sie zwar ohne Schwierigkeiten besuchen können. Aber die zwölfjährige Katia verbringt ihre Freizeit so gut wie ausschlieÃlich zu Hause. Nicht anders ergeht es den Kindern der muslimischen Familie Said oder der jüdischen Familie Goldstein. Sie unterhalten keinerlei Beziehungen zu Mitgliedern der anderen Religionen. Bezeichnend sind in dieser Beziehung die Antworten der drei Väter auf die Frage, wie sie reagieren würden, sollte eines ihrer Kinder einen Angehörigen einer anderen Religionsgemeinschaft heiraten wollen. Daniela Baumgartner verdeutlicht in ihrem Film, dass in Jerusalem mehr ein Neben- als ein Miteinander herrscht. Jesu Forderung âLiebt Eure Feindeâ bezeichnet die griechisch-katholische Routy Shehade denn auch als âsehr schwierigâ zu leben. Deshalb scheint auch der Filmtitel folgerichtig zu sein. Denn âBis ich deine Tränen trockneâ bezieht sich auf das Schriftwort: âAls er [Jesus] näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie und sagte: ,Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt. Jetzt aber bleibt es vor deinen Augen verborgenâ.â (Lukas 19, 41â42). Eines haben die von Filmemacherin interviewten Menschen jedoch gemeinsam: Nicht nur für die im Film zu Wort kommenden Geistlichen der drei Religionen â Rabbi Yitzchak Goldstein, Pater Joseph Saghbini, Imam RabÃa al Saqri â spielt der Glaube die entscheidende Rolle. Auch die Kinder und Jugendlichen sowie die Erwachsenen aus den verschiedenen Familien berichten unabhängig von ihren Anschauungen in erfrischender Weise davon, dass der Glaube in ihrem Leben einen zentralen Platz einnimmt. Ãber diesen persönlichen Einblick in das Leben einiger Menschen von Jerusalem, in ihre Ãngste, Sorgen und Hoffnungen, über das Ineinandergreifen von religiösen und politischen Ansichten hinaus zeigt âBis ich deine Träne trockneâ, dass auch ein Miteinander möglich ist. Dafür macht Daniela Baumgartner einen kurzen Abstecher in das Friedensdorf Neve Shalom Wahat Al Salam zwischen Jerusalem und Tel Aviv, das mit seiner Arbeit sehr aktiv am Friedensprozess beteiligt ist. Denn hier lernen israelische und palästinensische Jugendliche in Workshops, wie ein friedliches Miteinander unterschiedlicher Gruppen gelingen kann. Dabei verheimlichen Abdessalam Najjar und Evi Guggenheim Shbeta die dabei auftretenden Schwierigkeiten nicht. Gute Erfahrungen haben sie etwa mit einem Ort der Stille gemacht, wenn Sprachlosigkeit oder gar Ablehnung auftreten: âDas Schweigen, die Stille ist die gemeinsame Sprache der drei Religionen.â Für Rabbi Yitzchak Goldstein steht jedenfalls fest: âNur Gott kann einen dauerhaften Frieden schaffen.â âBis ich deine Tränen trockneâ gewann den âBest Director Awardâ beim âNew York International Filmfestivalâ in Los Angeles 2012. |
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