BUTLER, DER | Lee Daniels’s The Butler
Filmische Qualität:   
Regie: Lee Daniels
Darsteller: Forest Whitaker, Oprah Winfrey, Cuba Gooding Jr., Terrence Howard, David Oyelowo, Robin Williams, John Cusack, Alan Rickman, Jane Fonda, Lenny Kravitz, James Marsden, Vanessa Redgrave, Liev Schreiber, Clarence Williams III
Land, Jahr: USA 2013
Laufzeit: 130 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: D
im Kino: 10/2013
Auf DVD: 2/2014


José García
Foto: Prokino

Cecil Gaines (Forest Whitaker), der in der wohl wichtigsten Machtzentrale der Welt als Butler unter sieben verschiedenen Präsidenten der Vereinigten Staaten – von Dwight „Ike“ David Eisenhower bis Ronald Reagan – arbeitete, lässt ein Leben Revue passieren: Eine Off-Stimme erzählt von seiner Kindheit in einer Baumwollplantage in den 1920er Jahren und von einem traumatischen Erlebnis. Denn Cecils Vater wurde vor den Augen des Jungen erschossen, weil er es wagte, gegen die Vergewaltigung seiner Frau durch den Plantagebesitzer aufzubegehren. Die Mutter des Farmers (Vanessa Redgrave) holt Cecil daraufhin ins Haus, wodurch er „Hausnigger“ wird, und sein Leben als Butler beginnt. Jahrzehnte später bekommt Cecil eine Anstellung in einem Hotel, von wo aus er für das Washingtoner „Excelsior“ engagiert wird. In diesem Luxushotel wird der Personalchef des Weißen Hauses auf den Kellner mit den perfekten Manieren aufmerksam, der ihn für einen Butler-Job am Amtssitz des US-Präsidenten vorschlägt. Bezeichnend für diese Arbeit nimmt sich die Frage beim Einstellungsgespräch aus: Cecil wird gefragt, ob er „politisch“ sei. Als er verneint, hat er den Job, denn im Weißen Haus werde Politisches nicht toleriert. So beginnt Cecils 34-jährige Arbeit in der Washingtoner Pennsylvania Avenue 1600.

Im Spielfilm „Der Butler“ erzählen Drehbuchautor Danny Strong und Regisseur Lee Daniels denn auch 34 Jahre US-amerikanische Geschichte aus der Sicht eines Mannes, der die Schaltstelle der Macht aus einer passiven Position erlebte. Historisches Vorbild für die Filmemacher ist der Butler Eugene Allen, der von 1952 bis 1986 im Weißen Haus arbeitete. Allerdings verlegt der Film Cecils Diensteintritt ins Jahre 1957, womit der Filmbutler im Gegensatz zum Vorbild nicht unter Harry S. Truman, sondern unter Eisenhower (Robin Williams) seine Arbeit aufnimmt – wenn auch Robin Williams äußerlich eher Truman als Eisenhower ähnelt. Im Weißen Haus bleibt Cecil Gaines jahrzehntelang, während Präsidenten kommen und gehen: Auf Eisenhower folgt 1961 John F. Kennedy (James Marsden), nach dessen Ermordung 1963 wird Lyndon B. Johnson (Liev Schreiber) Präsident. Richard Nixon (John Cusack) hatte der Zuschauer bereits als Vizepräsidenten und Präsidentschaftskandidaten kennengelernt, ehe er selbst 1969 ins Weiße Haus einzieht. Gerald Ford (1974–1977) und Jimmy Carter (1977–1981) werden im Film übergangen, ehe mit Ronald Reagan (Alan Rickman) der letzte US-Präsident das Weiße Haus betritt, unter dem Cecil Gaines seinen Dienst versieht. Der Schnellgang durch die jüngste Geschichte der Vereinigten Staaten wird mit der Entwicklung der schwarzen Bürgerrechtsbewegung verknüpft. Denn Cecils ältester Sohn Louis (David Oyelowo) engagiert sich an der Universität für den Widerstand und gerät später sogar durch seine Freundin in Berührung mit der Black-Panther-Bewegung, womit es zum Bruch innerhalb der Familie kommt. Nachdem der zweite Sohn in Vietnam gefallen ist, steht Cecils Frau Gloria (Oprah Winfrey) zwischen den Beiden und kämpft mit Alkoholproblemen. Die Vater-Sohn-Handlung beschert „Der Butler“ nicht nur einige seiner emotionalsten Szenen mit gut ausgearbeiteten Dialogen, sondern auch filmisch besonders gelungene parallel geschnittene Sequenzen: Während Cecil im Weisen Haus bedient, setzen sich sein Sohn Louis und ein paar Freunden in einem Lokal an einen für Schwarze verbotenen Platz, womit es zu einer Schlägerei kommt. Später schneidet Regisseur Lee Daniels zwei ähnliche Szenen wieder parallel: Cecil deckt akribisch den Tisch im Weißen Haus zu einem feierlichen Anlass, während Louis und seine Mitstreiter vom Ku-Klux-Klan angegriffen werden.

Deshalb wundert es kaum, dass „Der Butler“ die Zeitgeschichte der Vereinigten Staaten insbesondere unter dem Prisma der schwarzen Bürgerrechtsbewegung beleuchtet: Cecil Gaines wird Zeuge ebenso von Eisenhowers Entscheidung, 1957 die Nationalgarde nach Little Rock zu entsenden, damit mehrere schwarze Schüler am Unterricht teilnehmen dürfen wie von Kennedys Kommentaren auf Martin Luther Kings Marsch auf Washington. Dabei verkommen die US-Präsidenten freilich zu Karikaturen. Allzu deutlich wird es, als sich Präsidentschaftskandidat Richard Nixon in die Küche schleicht und sich beim Personal einzuschmeicheln versucht, oder als sich Lyndon B. Johnson mit heruntergelassener Hose auf dem Klo bei geöffneter Tür als Rassist herausstellt. Auch Reagan enttäuscht Cecils Hoffnungen auf Gleichberechtigung, was zu seiner Kündigung führt. Allein Jane Fonda überzeugt als Nancy Reagan in einer kleinen, aber bezeichnenden Szene. Drehbuchautor Danny Strong und Regisseur Lee Daniels machen keinen Hehl daraus, dass sie die Wahl Barack Obamas im Jahre 2008 als den politischen Höhepunkt ihres Filmes ansehen.

Obwohl „Der Butler“ gediegen inszeniert und mit einer ganzen Reihe Stars (darunter fünf Oscar-Preisträgern) bespickt ist, stellt es sich als die Schwäche des Films heraus, dass der Film bis auf wenige Ausnahmen Cecils Familien- und die „große“ Geschichte nicht ganz gelungen verknüpft. Die besondere Stärke von Daniels’ Film liegt jedoch in der Art und Weise, wie Forest Whitaker mit einer Mischung aus einer gewissen Unterwürfigkeit, in der er aber seine eigene Würde zu bewahren vermag, und dem wachsenden Bewusstsein für die Bürgerrechtsbewegung den Butler Cecil Gaines spielt.
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