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José GarcÃa Foto: Constantin Am 25. Juli 2010 veröffentlichten der britische âThe Guardianâ, die US-amerikanische âThe New York Timesâ und âDer Spiegelâ zeitgleich tausende brisante Geheimdokumente, die ihnen eine Webseite namens WikiLeaks zugespielt hatte. Bill Condons Spielfilm âInside Wikileaks â Die fünfte Gewaltâ beginnt mit diesem für die Enthüllung von Staatsgeheimnissen entscheidenden Tag. Die Bedeutung der Folgen dieser Veröffentlichung unterstreicht der Regisseur dadurch, dass Bill Condon in die Spielszenen Dokumentarbilder aus darüber berichtenden Nachrichtensendungen hineinmontiert. Während Julian Assange (Benedict Cumberbatch) im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses steht, versucht der deutsche Daniel Domscheit-Berg (Daniel Brühl) vergebens, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Damit sind die zwei Hauptpersonen im Film etabliert. Nach der Eröffnungssequenz erzählt âInside Wikileaks â Die fünfte Gewaltâ chronologisch, angefangen bei der ersten Begegnung zwischen dem âWikiLeaksâ-Gründer und dem deutschen Computerspezialisten, die als IT-Systemadministrator für eine Firma arbeitet. Sie lernen sich 2007 bei einer Tagung des Chaos-Computer-Clubs in Berlin kennen, wo Assange seine Enthüllungs-Webseite WikiLeaks vorstellt. Darin will er geheime Dokumente von Banken und anderen Einrichtungen veröffentlichen, um Täuschungen und Korruption offenzulegen. Mit Hilfe von Daniel Domscheit-Berg, der sich dem australischen Internet-Freak spontan anschlieÃt, enthüllt WikiLeaks zunächst einmal das nicht ganz legale Gesetzgebaren einer Schweizer Bank. Mit dieser Plattform bringen sie nicht nur Diplomaten und Regierungen gegen sich auf. Sie rufen auch Journalisten wie âThe Guardianâ-Redakteur Nick Davies (David Thewlis) auf den Plan, weil die von WikiLeaks online-gestellte Datenmenge alles in den Schatten stellt, was investigativer Journalismus bislang bewältigen konnte. So ist Davies an einer Zusammenarbeit mit Assange interessiert, der sich die New Yorker Zeitung und das deutsche politische Magazin anschlieÃen. Auf diese Weise kommt es, wie eingangs erwähnt, dass im Juli 2010 die drei Blätter die von WikiLeaks vermittelten Geheimdokumente über den Afghanistan-Krieg gleichzeitig abdrucken. Im Kontext dieser Veröffentlichung überwerfen sich jedoch Assange und Domscheit-Berg über die Frage, wie mit den Personaldaten der in den Dokumenten Genannten verfahren werden soll. Das von Josh Singer verfasste Drehbuch basiert gröÃtenteils auf dem Buch âInside Wikileaks: Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Weltâ von Daniel Domscheit-Berg. Deshalb lässt Bill Condons Film Julian Assange in einem zunehmend schlechten Licht erscheinen. Der stets Rastlose und von seiner Idee Besessene nimmt immer mehr autistische Züge an. Denn er interessiert sich nur noch für sich selbst â bezeichnend dafür ist etwa die Szene, in der Assange Daniels Eltern brüskiert. Zwar zielt die Dramaturgie auf das Nacherzählen der wichtigsten Augenblicke in der Geschichte von âWikiLeaksâ. Einige dramaturgische Entscheidungen der Filmemacher vom Beginn der Handlung mit der bekanntesten Episode von âWikiLeaksâ über die für die Handlung zentrale Beziehung zwischen Assange und Domscheidt-Berg, denen alle Handlungsnebenstränge untergeordnet sind, bis zur grundlegenden Frage, inwieweit das Internet die Nachrichten-Welt verändert hat, leuchten allerdings ein. Dennoch: Die rasante Aufeinanderfolge der äuÃeren Ereignisse lässt kaum Zeit zur Vertiefung. Obwohl âInside Wikileaks â Die fünfte Gewaltâ bedenkenswerte Fragen stellt, etwa über das Internet als âfünfte Gewaltâ, werden sie im Laufe der Handlung kaum behandelt. Der Film wendet einen Kunstgriff an, auch wenn er in der Handlung wie ein Fremdkörper wirkt, um das Phänomen zu versinnbildlichen, dass mit den vom Internet zur Verfügung gestellten Ressourcen die kleinste Gruppierung in der Lage ist, unterschiedliche Institutionen, ja sogar ganze Regierungen im Schach zu halten. Zwar kündigt der Vorspann mit Schriftzeugnissen von ägyptischen Hieroglyphentafeln bis zur Buchdruckkunst an, dass es in âInside Wikileaks â Die fünfte Gewaltâ um Nachrichtenübermittlung gehen soll. In ihrem Bemühen, die Fakten abzuhaken, streifen jedoch Drehbuchautor Josh Singer und Regisseur Bill Condon die in diesem Zusammenhang von âWikiLeaksâ aufgeworfenen Fragen kaum. Denn eine Internet-Plattform wie âWikiLeaksâ kann grundsätzlich unendliche Datenmengen in einem ungeheuren Tempo veröffentlichen, was ein investigativer Journalismus nicht zu leisten vermag, weil hier die Sorgfalt der Recherche und ebenso der Persönlichkeitsschutz hohe Priorität besitzen. Wenn Assange nicht nur die Glaubwürdigkeit seiner Quellen nicht überprüfen kann, sondern darüber hinaus die Möglichkeit der Lüge in Kauf nimmt, weil dies der Preis sei, wenn man die Welt verändern wolle, dann stellt sich die Frage, wie eine Zusammenarbeit mit seriösen Printmedien aussehen soll. Wieder eine Frage, die Condons Film kaum anspricht. Das unterscheidet âInside Wikileaks â Die fünfte Gewaltâ etwa von Alan J. Pakulas âDie Unbestechlichenâ (âAll the Presidentâs Menâ, 1976), der noch immer als Paradebeispiel für einen Journalismus-Thriller gilt, und mit dem sich Regisseur Bill Condon laut seiner eigenen Aussage bei der Weltpremiere seines Filmes als Eröffnungsfilm des diesjährigen Filmfestival Toronto messen lassen wollte. |
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