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José GarcÃa Foto: dcm Bei dem Kindergeburtstag, mit dem Robert Thalheims Spielfilm âElternâ beginnt, wird dem Zuschauer sofort klar, dass Konrad (Charly Hübner) besonders gut mit Kindern umgehen kann. Kein Wunder, hat er doch die letzten Jahre als Hausmann und Vater zu Hause verbracht, während seine Frau Christine (Christiane Paul) an ihrer Karriere als angehende Oberärztin im Krankenhaus bastelte. Für die zwei Töchter, die 10-jährige Käthe (Paraschiva Dragus) und die 5-jährige Emma (Emilia Pieske) ist ganz klar der Vater die Hauptbezugsperson. Allerdings stehen dieser âmodernenâ Familie gravierende Veränderungen ins Haus. Denn der lange Zeit arbeitslose Theaterregisseur Konrad hat wieder einmal ein Engagement erhalten. Wer soll sich um die Kinder kümmern, wenn beide Elternteile Vollzeit berufstätigt sind? Christine und Konrad suchen aus verschiedenen Bewerbungen ein Au-pair-Mädchen aus. Bald darauf fährt Konrad zusammen mit Käthe und Emma zum Flughafen, um die aus Argentinien angereiste Isabel (Clara Lago) abzuholen. Sie steht bereits etwas verloren da, eine Haltung, die irgendwie zu ihr passt. Auch mit den Kindern kann sie eigentlich nicht viel anfangen. Gleich am nächsten Tag â ein hübsch bunter Zwischentitel kündigt den Montag an â soll es für Konrad mit den Proben für seine eigene Bühnenfassung von Friedrich Hebbels âDie Nibelungenâ losgehen. Da Christine im Krankenhaus Dienst hat, soll Isabel für die Kinder sorgen. Doch es kommt anders: Zufällig entdeckt Käthe einen positiven Schwangerschaftstest von Isabel. Als sie abends in Ohnmacht fällt, entscheiden Christine und Konrad, dass sie am nächsten Tag zum Arzt gehen soll. Aber wer kann sie begleiten? Da Christine eine wichtige Operation hat, gibt Konrad nach. Er soll gleich an seinem ersten Arbeitstag den Probebeginn verschieben (âSchauspieler schlafen sowieso längerâ). âElternâ zeigt eine Woche aus dem Leben der Familie. Aus ihrer Vergangenheit erfährt der Zuschauer kaum etwas, beispielsweise als sich Isabel für eine Abtreibung entscheidet und in diesem Zusammenhang Christine fragt, ob sie es bereut, die Kinder bekommen zu haben. Nein, sie hat es nie bereut. Wie sie wieder in den Beruf eingestiegen ist, bleibt ebenso unausgesprochen wie etwa die Frage, ob es für Konrad geplant war oder nur zufällig so gekommen ist, dass er offenbar mehrere Jahre lang auf den Beruf verzichtete oder eben verzichten musste. Mit-Drehbuchautor und Regisseur Thalheim zeigt eine Art Momentaufnahme im Leben eines Elternpaares, die Familie und Beruf zu vereinbaren versucht. Dazu führt Robert Thalheim aus: âHeute versuchen wir alles auf einmal: das Leben nicht zu verpassen, eine aufregende gleichberechtigte Beziehung zu führen, beiderseits Karriere zu machen und trotzdem eine tolle groÃe Familie mit behütet und gleichzeitig voller Anregungen aufwachsenden Kindern zu gründen. Da ist ja eine schöne Veränderung, dass man heute auch mit Kindern âlässigâ sein kann. Und trotzdem â hinter dieser coolen Fassade lauern eben auch Abgründe.â Zwar sind die Probleme, mit denen sich Christiane und Konrad herumplagen, eher alltäglich. So muss sich der Theaterregisseur etwa mit Schauspieler Martin (Thilo Nest) auseinandersetzen, der Konrads Hebbel-Bearbeitung als âLindenstraÃe-Realismusâ bezeichnet, weswegen der Regisseur zwischen den Proben noch am Text arbeiten muss. Christiane wiederum schafft es nicht, rechtzeitig aus der Klinik nach Hause zu kommen, etwa weil sie einer älteren Patientin versprochen hat, bei ihrer erneuten Operation dabei zu sein. Dies führt auch zu Reibereien unter den Eheleuten: Wirft sie ihm vor, er klage âwie eine frustrierte Ehefrau aus den Fünfzigernâ, so hält er ihr vor, âAngst vor den eigenen Kindernâ zu haben. Es kommt zu einer zeitweiligen Trennung: Weil sich Konrad auf sein Stück konzentrieren muss, beschlieÃt er, einfach im Theater zu schlafen. Als sich eine Theaterkollegin für ihn zu interessieren anfängt, während ein Arztkollege Christine offensichtliche Avancen macht, verkompliziert sich die Lage zusätzlich. âElternâ besticht durch die realitätsnahen Dialoge und durch die scheinbare Beiläufigkeit, mit der Thalheim seinen Film inszeniert. Dazu erklärt Christiane Paul: âDie Art und Weise des Drehbuchs erforderte eine groÃe Authentizität und eine Form der Unaufgeregtheit im Spiel, auch um den oft gesehenen Klischees und Schein-Dramen aus dem Weg zu gehen.â Das Produktionsdesign von Myrna Drews sowie die Kameraführung von Henner Besuch lassen vor allem die Schauspieler zur Geltung kommen. Neben den erwachsenen Darstellern, deren Zusammenspiel in jedem Augenblick glaubwürdig wirkt, überzeugt insbesondere die 12-jährige Paraschiva Dragus als Käthe. Nachdem sie bereits Anfang des Jahres im Fernsehfilm âOperation Zuckerâ (siehe Filmarchiv) beeindrucken konnte, offenbart sie in âElternâ mit ihrer zurückgenommenen Mimik ein enormes schauspielerisches Talent. Ohne vorschnelle Lösungen für die verschiedenen Probleme zu liefern, zeichnet Robert Thalheim ein realistisches, lebensnahes Bild. Dies setzt sich ebenfalls in einigen Nebensträngen fort, etwa in der Oberflächlichkeit, mit der Isabels Abtreibung behandelt wird, oder in dem Seufzer von Konrads Kollegin, die den Zeitpunkt, Kinder zu bekommen, einfach verpasst habe. Die Stärke von Thalheims âElternâ liegt gerade in der Alltäglichkeit der darin geschilderten Situationen, mit denen sich heutige Familien auseinandersetzen müssen. |
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