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José GarcÃa Foto: Studiocanal Die Buch-Trilogie âDie Tribute von Panemâ von Suzanne Collins stellte nach der Verfilmung des ersten Bandes einen neuen Verkaufsrekord auf: Von den deutschsprachigen Ausgaben gingen bislang mehr als 2,5 Millionen Exemplare über die Ladentheke. Insgesamt wurde die Geschichte der Katniss Everdeen, die in einer dystopischen Zukunftsvision an einem Gladiatorenkampf auf Leben und Tod teilzunehmen gezwungen wird, in 51 Sprachen übersetzt. Im ersten Film âDie Tribute von Panem â The Hunger Gamesâ (siehe Filmarchiv) gelang es Katniss (Jennifer Lawrence) und Peeta (Josh Hutcherson) durch eine List, gemeinsam zu überleben und die sogenannten 74. âHungerspieleâ zu gewinnen. Weil der erste Film weltweit mehr als 690 Millionen Dollar (bei Produktionskosten von 78 Millionen) umsetzte, kommt nun die Verfilmung des zweiten Bandes âDie Tribute von Panem â Catching Fireâ ins Kino. Sie setzt gerade in dem Moment ein, als Katniss und Peeta zur gemeinsamen Siegestour durch die 12 Distrikte des totalitären Regimes von âPanemâ aufbrechen sollen. Allerdings wird Katniss die ethische Dimension dieser âSpieleâ voll bewusst. Auf die Aussage, sie habe den Sieg verdient, antwortet sie: âIndem ich Menschen umgebracht habeâ. Präsident Snow (Donald Sutherland) zeigt sich jedoch eher über die Auswirkungen von Katnissâ Popularität besorgt. Dass sie dem Kapitol die Stirn geboten hat, könnte eine Signalwirkung für die unterdrückte Bevölkerung in den verschiedenen Bezirken entfachen, die wie im alten Rom der Machtzentrale âBrot und Spieleâ in Form von Rohstoffen und den alljährlich stattfindenden âHungerspielenâ liefern müssen. Und tatsächlich: Bereits im ersten von ihnen besuchten Distrikt bricht ein Tumult aus, als jemand in der Menge plötzlich Katnissâ GruÃgeste nachmacht. Die âFriedenstruppenâ des Kapitols schreiten zwar sofort ein, aber der Anfang ist gemacht: In der Bevölkerung regt sich Widerstand â Katniss ist zum Hoffnungsträger der Geknebelten geworden. Um dem zu begegnen, erfindet Präsident Snow mit Hilfe des neuen Spielleiters der âHunger Gamesâ Plutarch Heavensbee (Philip Seymour Hoffman) eine hinterhältige Variante der Hungerspiele: Zum 75. Jubiläum sollen die Sieger vergangener Spiele gegeneinander antreten, so dass Katniss und Peeta wieder einmal in die Arena müssen. Das hohe Erzähltempo des ersten Films wird in âDie Tribute von Panem â Catching Fireâ teilweise noch gesteigert, insbesondere dann, wenn es um die Wiederholung von Ritualen geht, die der Zuschauer bereits aus der ersten Verfilmung kennt: Die Vorstellung der Teilnehmer samt Einzug in die zirkusähnliche Anlage des Kapitols, das Training und sonstige Vorbereitungen werden im Schnellgang absolviert, schlieÃlich setzen die Filmemacher einfach voraus, dass den Zuschauern dies alles aus dem Vorgängerfilm geläufig ist. In der Kampfarena selbst wird alles eine Spur bombastischer als im ersten Film: Nun haben die 24 hypermodernen Gladiatoren in einem undurchdringlichen Dschungel mit allerlei Gefahren â von einem heimtückischen Giftneben über Blutregen bis zu Killeraffen â zu tun. Im Grunde besteht die Erzählstruktur jedoch in dem aus dem ersten âPanemâ-Film bereits bekannten Ãberlebenskampf⦠bis zur letzten überraschenden Wendung, die in den nächsten Film überleiten soll. Dass bei den 75. Hungerspielen nicht jeweils ein Mädchen und ein Junge im Alter von 12 bis 18 Jahren aus jedem der 12 Distrikte â so die âSpielregelnâ im Vorgängerfilm â sondern ehemalige Sieger gegeneinander kämpfen sollen, hat auch Auswirkungen auf die Besetzung. Unter den Kämpfern finden sich denn auch erwachsene Schauspieler wie Amanda Plummer und Jeffrey Wright als erfindungsreiches Paar Wiress und Beetee. Unter den neuen Gesichtern ragt insbesondere jedoch Philip Seymour Hoffman als schillernder und unheimlicher Spielleiter Plutarch Heavensbee heraus, der als Strippenzieher im Hintergrund die Mechanismen der medialen Manipulation bestens beherrscht. Ãbernimmt erneut Stanley Tucci die Rolle des stets gutgelaunten Moderators Caesar Flickerman, der das bitter ernste Spiel in eine oberflächliche Reality-Show umsetzen soll, so darf die von Elizabeth Banks gespielte Effie Trinket Risse in der Fassade der aufgesetzten Fröhlichkeit zeigen. Obwohl eigentlich für die Rolle der 16-jährigen Katniss Everdeen bereits zu alt, drückt Jennifer Lawrence dem Film von Anfang bis Ende ihren Stempel auf. âDie Tribute von Panemâ erzählt nicht nur aus ihrer Perspektive. Mehr als im ersten Film darf sie in âCatching Fireâ die Zerrissenheit zeigen, die aus ihrem Status als Hoffnungsträgerin wider Willen herrührt. Jennifer Lawrence verkörpert diese Zwiespältigkeit mit vielen Nuancen. Trotz dieser im GroÃen und Ganzen stimmigen Besetzung liegen die Qualitäten von âDie Tribute von Panem â Catching Fireâ weder in den Schauwerten einer zwar spektakulären, aber im Grunde bereits bekannten Action noch in einer Dramaturgie, die eine Ãberleitungsfunktion vom ersten zum finalen Teil übernimmt. Interessanter nimmt sich der gesellschaftskritische Ansatz aus. Findet der Totalitarismus seinen Ausdruck nicht nur in einer dekadenten, von den Spektakeln der medialen Realität ruhiggestellten Gesellschaft, sondern auch in der faschistisch anmutenden Architektur etwa des Zirkus und insgesamt des Kapitols, so spart diese Zukunftsvision nicht mit Kritik an einer an (heutige) Reality- und Casting-Shows gemahnenden medialen Realität. |
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