NIBELUNGEN, DIE | Die Nibelungen
Filmische Qualität:   
Regie: Fritz Lang
Darsteller: Paul Richter, Margarete Schön, Hanna Ralph, Theodor Loos, Hans Carl Müller, Erwin Biswanger, Bernhard Goetzke, Hans Adalbert Schlettow, Rudolf Klein-Rogge
Land, Jahr: Deutschland 1924
Laufzeit: 269 Minuten
Genre: Literatur-Verfilmungen
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: G
Auf DVD: 1/2014


José García
Foto: universum

Im Jahre 1924 drehte Fritz Lang (1890–1976) einen Monumentalfilm, der zusammen mit dem drei Jahre später realisierten „Metropolis“ seinen Ruf als einer der Regisseure begründete, der die Filmgeschichte mitgeprägte: „Die Nibelungen“ sorgte bereits damals für großes Aufsehen. Nun ist nach jahrelanger Restaurierungsarbeit und „Digitalisierung aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages“ Langs Version der deutschen Heldensage auf DVD erschienen.

Nach einem Drehbuch seiner damaligen Frau Thea von Harbou, die ebenfalls das Manuskript zu „Metropolis“ verfasste, besteht Langs „Die Nibelungen“ aus zwei Teilen: Der erste, 144 Minuten lange, Film „Siegfried“ erzählt in sieben Gesängen vom Siegfried von Xantens (Paul Richter) Erlernen der Schmiedekunst. Siegfried überflügelt schließlich seinen Lehrer Mime, erschlägt den Drachen und badet in dessen Blut. Dadurch wird er unverwundbar – bis auf die kleine Stelle an seiner linken Schulter, wo ein Lindenblatt klebt. Auf dem Weg nach Worms begegnet er dem Zwergenkönig Alberich, von dem er eine Tarnkappe, das unbesiegbare Schwert Balmung und den Nibelungenhort bekommt. Die Bezeichnung „Nibelung“ (ursprünglich „Sohn des Nebels“ oder „des Dunkels“) übernimmt Siegfried von diesem Zwergengeschlecht für sich. In Worms wird Siegfried von König Gunther (Theodor Loos) und seinen Brüdern Gernot (Hans Carl Müller) und Giselher (Erwin Biswanger) freundlich aufgenommen. Um deren Schwester Krimhild (Margarete Schön) zu gewinnen, hilft Siegfried Gunter, durch eine List Brunhild (Hanna Ralph) im Dreikampf und dann in der Hochzeitsnacht zu besiegen. Durch eine unbedachte Bemerkung Krimhilds erfährt aber Brunhild davon und stiftet Hagen von Tronje (Hans Adalbert Schlettow) an, Siegfried im Odenwald zu töten. An Siegfrieds Bahre begeht Brunhild Selbstmord und Krimhild schwört Rache an ihrem Oheim und ihren Brüdern.

In ebenfalls sieben Gesängen berichtet der 125-minütige zweite Teil „Krimhilds Rache“ von Kriemhilds Heirat mit dem Hunnenkönig Etzel (Rudolf Klein-Rogge) und von der Einladung der Burgunderkönige – auf die inzwischen die Bezeichnung „Nibelungen“ übergegangen ist – an Etzels Hof. Bei einem erbitterten Kampf wird das Gefolge der Burgunden vernichtet, da sie sich aufgrund der „Nibelungentreue“ weigern, Krimhild Siegfrieds Mörder Hagen von Tronje auszuliefern. Nur Gunther und Hagen überleben. Krimhild lässt Gunther töten und erschlägt Hagen eigenhändig. Waffenmeister Hildebrandt tötet empört Krimhild.

In der restaurierten Fassung fallen als Erstes die orangefarbenen Bilder ins Auge, die sich vom Schwarzweiß früherer Fassungen abheben. Obwohl die Kopien schwarzweiß hergestellt wurden, erfuhr der Originalfilm eine sogenannte Viragierung, er wurde also monochrom eingefärbt. In der Dokumentation „Das Erbe der Nibelungen“ erklärt Restaurator Joao S. de Oliveira dazu, die Farbe sei „Teil des Filmes“, denn sie reduziere den harten Kontrast und unterstütze dadurch die Emotionen. Die Kameraleute Carl Hoffmann und Günther Rittau wechseln häufig Totale und Großaufnahmen ab, die gerade im Stummfilm Gemütszustände auf sehr expressive Art ausdrücken. In den Totalen beherrschen die Leinwand die riesigen Bauten von Otto Hunte, Erich Kettelhut und Karl Vollbrecht, die den Monumentalbauten etwa von David W. Griffiths „Intolerance“ (1916) in nichts nachstehen. Monumental wirken die Wälder und insbesondere auch die Lavaformationen in Brunhilds Isenland. Die aufwändigen Kostüme am Wormser Hof mit ihren geometrischen Mustern verleihen den Figuren eine statuarische Anmutung. Sie kontrastieren mit den formlosen Formationen beim Schmied Mime, in Alberichs Höhle und insbesondere am Hof Etzels.

Die nun auf DVD erscheinende, restaurierte Fassung von Fritz Langs „Die Nibelungen“ enthält insbesondere auch Gottfried Huppertz Original-Filmmusik, die zu den stilbildenden Werken der Stummfilmmusik zählt. Im beiliegenden Booklet führt Nina Goslar dazu aus: „Huppertz Nibelungen-Musik wirkt wie ein dreidimensionaler Rahmen, in dem der Film sehr präzise im Hinblick auf Tempo und Bewegung abläuft und in dem sich die stark ornamentalisierte Choreografie eindrucksvoll entfalten kann.“ Die von Marco Jovic und Frank Strobel sorgfältig rekonstruierte, sich lediglich entfernt an Wagners Musik anlehnende Filmmusik wurde vom hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Frank Strobel eingespielt.
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