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JOSà GARCÃA Foto: Solo Film Mit der Einführung des Oscars âfür den besten Animationsfilmâ im Jahre 2002 erfuhr der Zeichentrickfilm eine deutliche Aufwertung. Werden Animationsfilme noch immer meistens mit dem Namen Disney in Verbindung gebracht, so ist dem Traditionsstudio längst Konkurrenz erwachsen: den ersten Animationsoscar gewann nicht Buena Vista/Disney, sondern Steven Spielbergs Firma Dreamworks mit dem Film âShrekâ. Auch in Japan und Europa sind mittlerweile spezielle Studios für Zeichentrickfilme entstanden. Zum heutigen Standard sowohl der amerikanischen als auch der europäischen und japanischen Animationsfilme gehört die Verknüpfung der zweidimensionalen Zeichnung (â2Dâ, âZeichentrickâ) mit am Computer entstandenen dreidimensionalen Elementen (â3Dâ, âAnimationâ). Unter den deutschen Zeichentrickstudios ragt die 1995 von Eberhard Junkersdorf gegründete Firma âMunich Animationâ heraus, dessen erste Produktion âDie furchtlosen Vierâ mit dem Bayerischen Produzentenpreis 1998 ausgezeichnet wurde. Nach achtbaren Erfolgen mit âTobias Totz und sein Löweâ sowie âHilfe! Ich bin ein Fischâ â dem seinerzeit teuersten europäischen Zeichentrickfilm â, kommt nun auf die Leinwand der vierte abendfüllende Film des âMunich Animationâ-Studios, für den Junkersdorf auch Regie führt: âTill Eulenspiegelâ, der mit mehr als 500 Beteiligten und einem Budget von 15 Millionen Euro einen neuen Rekord für europäische Animationsfilme aufstellt und dessen Synchronstimmen hochkarätig besetzt sind. Wie etwa die japanischen âPrinzessin Mononokeâ und âChihiros Reise ins Zauberlandâ ist âTill Eulenspiegelâ kein ausschlieÃlicher Kinderfilm, sondern ein âAnimationsabenteuer für die ganze Familieâ. Obwohl sich die Hauptfigur an den mittelalterlichen Schelm anlehnt, der von Erich Kästner in seinem gleichnamigen Jugendbuchklassiker (1938) wieder entdeckt wurde, stand für den Film-Till nicht der literarische Till Eulenspiegel, sondern der britische Schauspieler und Komiker Lee Evans Pate, dessen Gestik und Bewegungsabläufe den Animatoren als Vorlage dienten. Der in den Disneystudios tätige Drehbuchautor Christopher Vogler entwarf eine eigenständige, von den zwölf Episoden aus Kästners Jugendroman und sonstigen überlieferten Geschichten über Till Eulenspiegel unabhängige Handlung. Deren Rahmen bildet Tills Suche nach seinem GroÃvater Marcus, einem genial-schrulligen Magier, der bei einem missglückten Experiment verschwindet. Den Weg zum GroÃvater kann Till jedoch nur finden, wenn er die drei von einem sprechenden Zauberspiegel gestellten Aufgaben löst, denen er sich gemeinsam mit Marcusâ sprechender Eule, dem gutmütigen Bäckergesellen Lamme sowie der hübschen Bürgermeistertochter Nele stellt. Till freundet sich darüber hinaus mit dem kindlichen König Rupert an, der Opfer einer Intrige von dessen machthungriger Tante Katharina zu werden droht. Dieser Handlungsstrang erinnert stark an den europäischen Animationsfilm âKwom und der König der Affenâ, in dem der zum Hofnarren ernannte Kwom mit Hilfe der hübschen Zofe Gina eine Intrige am Königshof vereitelte. Stellt in âKwom und der König der Affenâ die Handlung eine Einheit mit einem durchgängigen Spannungsbogen dar, so gewinnen in âTill Eulenspiegelâ die einzelnen Episoden die Oberhand, wodurch die Rahmenhandlung unübersichtlich wird. Konzentriert sich âKwom und der König der Affenâ auf markante Züge seiner Figuren, so werden die Charakterzüge der Figuren von âTill Eulenspiegelâ kaum herausgearbeitet. Der an manchen Stellen durchscheinende Witz verdeutlicht, dass âTill Eulenspiegelâ mit etwas mehr Einfallsreichtum ein groÃer Film hätte werden können. Die solide, mit gelungenen 3D-Kamerafahrten gut flieÃende Animation stellt immerhin eine kurzweilige Unterhaltung âfür die ganze Familieâ dar. |
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