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José García Foto: Studiocanal ![]() Ehe sich Rydal versehen hat, wird er in eine undurchsichtige Geschichte hineingezogen. Bald wird es ihm klar, dass Chester nicht der unbescholtene Geschäftsmann und Gentleman ist, für den er sich ausgibt, sondern vielmehr vor geprellten Kunden flieht. Weil das Ehepaar MacFarland zwar das Hotel verlassen kann, aber in der Rezeption ihre Pässe zurücklassen muss, bringt Rydal Chester zu seinem Bekannten Niko (Omiros Poulakis), der dem Ehepaar gegen gutes Geld neue Ausweispapiere besorgen kann. Allerdings sollten sie die paar Tage, bis die neuen Pässe fertig sind, nicht in Athen verbringen. Rydal schlägt vor, sich auf Kreta eine unauffällige Unterkunft zu besorgen. So fahren die drei nach Heraklion, wo sie allerdings die Nacht im Freien verbringen müssen. Ist Colette von der Aussicht auf einige gemeinsame Tage mit Rydal begeistert, so wird Chester immer eifersüchtiger. Allerdings ist er jetzt auf den jungen Mann angewiesen wenigstens bis er die neuen Pässe in Händen hält. Basierend auf einem Roman von Patricia Highsmith entwickelt Drehbuchautor und Regisseur Hossein Amini in seinem Spielfilmdebüt einen Thriller, der zwar auch Actionszenen bietet, sich aber hauptsächlich auf die Charaktere konzentriert. Dabei geht es nicht in erster Linie um die Frage, wer der Täter sei, sondern eher um dessen Persönlichkeitsstruktur und um die Zufälle, die zu verschiedenen Verwicklungen führen was ein immer wiederkehrendes Motiv in den Filmen von Alfred Hitchcock ist. In Die zwei Gesichter des Januars sind alle drei Hauptfiguren so komplizierte Charaktere, dass Aminis Film teilweise Ausmaße einer klassischen griechischen Tragödie annimmt. So hatte es bereits zu Beginn geheißen: Manchmal erfordern die Götter Tragödien von den Menschen. Zum Filmtitel erklären übrigens die Filmemacher: Die Abbildungen des Gottes Janus zeigen ihn traditionell mit zwei Gesichtern, die in entgegengesetzte Richtungen blicken eins in die Zukunft, eins in die Vergangenheit. Chester und Rydal kommen sich in dieser Geschichte so nah, dass man sie schließlich als eine einzige Persönlichkeit mit zwei Gesichtern sehen kann, dem Janus ähnlich. Obwohl Kameramann Marcel Zyskind sehr helle, ja größtenteils sonnendurchflutete Bilder einsetzt, was in der heiteren Sommerkleidung einen Widerschein findet, wirft er auch immer wieder Schatten auf die Gesichter der Protagonisten, was wiederum auf den Film noir und dessen ambivalente Charaktere verweist. Auch die Musik von Alberto Iglesias passt sich in der Art, wie Spannung aufgebaut wird, den Genrekonventionen an. Dadurch gelingt Hossein Amini ein sehr atmosphärischer Film, der den Zuschauer in seinen Bann zieht. Weil aber im Mittelpunkt von Die zwei Gesichter des Januars die Charaktere stehen, kommt den Hauptdarstellern eine zentrale Bedeutung zu. Schafft Kirsten Dunst es nicht ganz, ihre Colette als die ebenfalls genretypische femme fatale zu verkörpern, die dem Touristenführer den Kopf verdreht, so zeigt Viggo Mortensen eine breite Palette an Emotionen und Charakterzügen: Die Wandlung vom eleganten und weltgewandten Geschäftsmann zu einem aggressiven Kriminellen lässt seinem Chester noch eine gewisse geheimnisvolle Aura, die nicht nur auf Rydal anziehend wirkt. Der weitaus weniger bekannte Oscar Isaac gestaltet den jungen Amerikaner in Athen ebenfalls sehr überzeugend. Ihm gelingt es, über weite Strecken in der Schwebe zu halten, ob er mehr Bewunderung für Chester oder für Colette spürt. Auch die Gründe, warum Rydal dem Ehepaar hilft, lässt er weitgehend offen. Dank der schauspielerischen Leistungen, einer klassisch anmutenden und einnehmenden Atmosphäre sowie eines in seinen Wendungen immer glaubwürdig bleibenden Drehbuchs gelingt es Hossein Amini, Patricia Highsmiths Roman in einen Thriller umzusetzen, der vor allem von Charakteren lebt. Diese sind trotz ihrer Schwächen und Begierden komplex genug, damit sie dem Zuschauer ans Herz wachsen können. |
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