EINMAL HANS MIT SCHARFER SOSSE | Einmal Hans mit scharfer Soße
Filmische Qualität:   
Regie: Buket Alakus
Darsteller: Idil Üner, Sesede Terziyan, Adnan Maral, Şiir Eloǧlu, Demet Gül, Max von Thun, Janek Rieke, Julia Dietze, Steffen Groth
Land, Jahr: Deutschland 2013
Laufzeit: 98 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: S
im Kino: 6/2014
Auf DVD: 11/2014


José García
Foto: kinostar

Die türkischstämmige Hatice Coskun (Idil Üner) arbeitet als Journalistin in Hamburg. Dass sie mit 34 Jahren noch immer nicht verheiratet ist, gefällt ihrem Vater zwar gar nicht. Sie selbst zeigt jedoch keine Neigung, ihre Unabhängigkeit aufzugeben. Als sich allerdings ihre jüngere Schwester Fatma (Sesede Terziyan) verplappert, besteht Patriarch Ismail Coskun (Adnan Maral) darauf, dass seine älteste Tochter ihm den „künftigen Schwiegersohn“ vorstellt. Also macht sich Hatice mit ihrem Freund Stefan (Janek Rieke) auf den Weg zu ihrer Familie nach Salzgitter. Weil sich die beiden aber unterwegs streiten, kommt die junge Frau bei den Eltern allein an. Enttäuscht sind nicht nur „Baba“ Ismail und Mutter Emine (Şiir Eloǧlu) – die schon ihr bestes Baklava aufgetischt hatte –, sondern vor allem Fatma. Denn sie ist schwanger, und möchte sobald wie möglich ihren türkischstämmigen Freund heiraten. Allerdings besteht „Baba“ auf die anatolische Sitte, dass die Jüngere erst nach der Älteren heiraten darf.

Fatma zuliebe erklärt sich Hatice bereit, schleunigst einen Mann zu finden, den sie ihren Eltern als Verlobten vorstellen kann, auch wenn sie dabei „nur so tut als ob“ – merkt die dritte Schwester im Bunde Abla (Demet Gül) an. Eine Suche gegen die Zeit beginnt, bei der Hatice von ihrer Freundin Julia (Julia Dietze) und dem obligatorischen schwulen Freund Gero (Max von Thun) sowie natürlich auch von ihren beiden Schwestern unterstützt wird. Allerdings gestaltet sich die Bräutigamschau als besonders schwierig, weil für die junge Frau kein türkischer Mann in Frage kommt. Es muss schon ein Deutscher sein, allerdings mit türkischer Leidenschaft, so etwas wie ein „Hans mit scharfer Soße“ – daher der Titel sowohl des Filmes von Ruth Thoma (Drehbuch) und Buket Alakus (Regie) als auch des teils autobiografischen Romans von Hatice Akyüun, auf dem der Film basiert.

Um ihrer Familie einen Verlobten vorzusetzen, versucht sich Hatice mit Stefan zu versöhnen, fährt auch einmal mit dem „Falschen“ nach Salzgitter, oder startet eine Kennenlern-Kampagne. Allerdings stellt es sich dabei heraus, dass auch diese Männer nicht taugen: Der eine wartet gemütlich im Auto, bis sie aus der Wohnung herunterkommt, und hält ihr nicht einmal die Autotür auf, der andere schlägt im Restaurant vor, sich die Rechnung zu teilen ... Dann lernt sie Geros attraktiven Freund Hannes (Steffen Groth) kennen, denn sie fälschlicherweise für homosexuell hält. Was er jedoch nicht ist: Hannes scheint sich für Hatice wirklich zu interessieren. Plötzlich erscheint auf der Bühne auch noch Hatices neuer Kollege, der türkischstämmige Ali (Luk Piyes), der eigentlich keine Türkin heiraten will.

„Einmal Hans mit scharfer Soße“ folgt der Tradition deutsch-türkischer Komödien wie „Kebab Connection“ (Anno Saul, 2004) oder „Almanya – Willkommen in Deutschland“ (Yasemin Şamdereli, 2011), die um die Integrations- und Identitätsfrage mit komödiantischem Ton kreisen. Auch in „Einmal Hans mit scharfer Soße“ spielt beispielsweise eine Rolle, dass sich Hatices Mutter ausschließlich auf Deutsch unterhalten will, weil sie sich auf den Einbürgerungstest vorbereitet, und dass sich Fatma und Hatice anders entscheiden, wenn es um ihren jeweils Zukünftigen geht. Dazu führt Regisseurin Buket Alakus aus: „Das Besondere an unserem Film ist, dass das Deutsche und Türkische gut gemischt ist. Und ich finde es ganz großartig, dass ,Einmal Hans mit scharfer Soße‘ Klischees zeigt, um sie dann aber gnadenlos wieder zunichte zu machen.“

Drehbuchautorin und Regisseurin finden denn auch einige lustige Situationen, die sie teilweise in schnellgeschnittenen Sequenzen inszenieren, etwa wenn Hatice immer wieder an der Stadtgrenze Salzgitters anhält, um den „Hamburger“ kurzen Rock durch einen knöchellangen „Vaterrock“ zu ersetzen, um Diskussionen über ihren Kleidungsstil mit dem „Baba“ zu vermeiden. Besonders gelungen ist dabei eine zusammengeschnittene Sequenz, die das immer wiederkehrende „Vatergespräch“ mit Hatice in unterschiedlichem Alter im Auto vor einer roten Ampel zeigt. Über die türkischen Pop-Songs hinaus, die hin und wieder in die Handlung eingeschoben werden, überzeugt insbesondere der Spezialeffekt mit dem anatolischen Dorf, den angeblich Deutschtürken immer im Kopf mit sich herumtragen und der in brenzligen Situationen an das eigene Gewissen appelliert. Hatices Mutter tischt immer wieder türkisches Essen in einer Menge auf, als müsste davon eine ganze Kompanie satt werden. Diese und andere sich wiederholende Szenen machen andererseits klar, dass die Handlung kaum von der Stelle kommt.

Zwar stimmt darüber hinaus bei „Hans mit scharfer Soße“ nicht immer das Tempo der Gags, die außerdem allzu oft einfach klamaukig ausfallen. Die bestens aufgelegten Darsteller tragen jedoch den Film. Adnan Maral gestaltet Hatices Vater mit strengem Traditionsbewusstsein, hat aber das Herz am rechten Fleck. Şiir Eloǧlu gibt auf den ersten Blick das Klischee der Frau wieder, die sich ihrem Mann unterwirft. Allerdings zeigt sie auch im Laufe der Handlung, wer im Hause Coskun eigentlich das Sagen hat. Idil Üner verkörpert die junge Deutschtürkin, die nicht so sehr zwischen den Kulturen sitzt, als vielmehr zwischen dem Glück der Familie und ihrem eigenen Glück hin- und hergerissen ist. Den Kern von „Einmal Hans mit scharfer Soße“ bildet jedoch der Zusammenhalt der drei Schwestern (und auch des jüngeren Bruders). Gemeinsam können sie jede Situation meistern.
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