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José García Foto: Senator ![]() Drehbuchautor und Regisseur Dominik Graf macht in Die geliebten Schwestern aus diesen historischen Tatsachen eine Dreiecksbeziehung, die über den Zeitraum von 1787 bis 1805 verschiedene Aufs und Abs erlebt. Grafs Spielfilm beginnt mit den Briefen, die sich beide Schwestern schreiben: Im Herbst 1787 lebt Charlotte von Lengefeld bei ihrer Patentante, der Frau von Stein (Maja Maranow), in Weimar, während ihre Schwester Caroline in Rudolstadt an der Saale geblieben ist. Aus Lottes Briefen spricht vor allem Spott für Weimars höfische Gesellschaft. Zufällig lernt sie den jungen Autor Friedrich Schiller kennen, der zu dieser Zeit nach seiner Flucht aus Stuttgart in Dresden lebte. Caroline entdeckt bei einem Besuch bei ihrer Schwester einen Brief Schillers, den sie unerlaubterweise liest. Sie schreibt an ihn: Wenn Sie mögen, dann können Sie uns im Sommer in Rudolstadt an der Saale besuchen. Unsere Mutter, die bei mir und meinem Mann wohnt, wäre sicher sehr gespannt darauf, einen in jungen Jahren so berühmten Dichter kennenzulernen, der wegen seines Stückes Die Räuber, auch ein wenig skandalös ist. In diesem Sommer 1788 finden die drei zueinander. Die Schwestern erinnern ein-ander an einen vor Jahren während einer Reise am Rheinfall bei Schaffhausen geschlossenen Schwur: Sie wollen sich treu bleiben und alles miteinander teilen. Deshalb beschließen sie, dass Lotte Fritz heiraten soll, damit auch Lollo an ihm Anteil haben kann. Sie schreiben sich mit jeweils einem Kreis, einem Dreieck und einem Doppelstrich codierten Briefe. Was im Laufe der Jahre nachdem Schiller an die Universität Jena berufen und Caroline aus ihrer Ehe flieht aus diesem utopischen Verhältnis wird, davon handelt Die geliebten Schwestern. Schillers Antrittsvorlesung an der Jenaer Universität bleibt in Grafs Film zusammen mit der Entstehung der Zeitschrift Die Horen so gut wie die einzige öffentliche Handlung. Alles andere spielt sich im Privaten ab. Selbst das erste Treffen mit Goethe verläuft eher außerhalb der Leinwand, ist der Geheimrat doch lediglich kurz und von hinten zu sehen. Obwohl viele Zeitgenossen über die Leinwand huschen, bleibt Michael Wieswegs Kamera stets bei dem Kreis aus den drei Protagonisten, der später mit Wilhelm von Wolzogen (Ronald Zehrfeld), einem Freund Schillers, der nach deren Scheidung von Friedrich von Beulwitz (Andreas Pietschmann) Caroline heiratet, erweitert wird. Von Schillers literarischer Tätigkeit zeigt der Film eigentlich nur seinen Anteil an Caroline von Wolzogens Fortsetzungsroman Agnes von Lilien einen Anteil, den Dominik Graf als ziemlich hoch einschätzt. Bei aller detailverliebten Ausstattung verkommt Die geliebten Schwestern in keinem Augenblick zu einem Kostümfilm. Denn die Charaktere, die Florian Stetter, Hannah Herzsprung und Henriette Confurius mit großer Leidenschaft und kleinen, vielsagenden Gesten darstellen, werden sehr lebendig gezeichnet. Dominik Graf schafft einen Mittelweg, um dem Zuschauer diese Menschen aus der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert nahezubringen. Das liegt teilweise an der Sprache, zu der sich eine distanzierende, teilweise schwer verständliche Off-Stimme gesellt. Aber auch die Körpersprache verrät: Der Regisseur hat sich nicht um eine künstliche Modernisierung bemüht, ohne dass auf der anderen Seite die Figuren allzu sehr in die Historie entrückt erscheinen. Neben einer konventionellen Inszenierung, die wegen der rigiden Anordnung im Bildausschnitt häufig an Theaterszenen erinnert, setzt Dominik Graf etwa auch schnellgeschnittene Sequenzen ein, in denen die Schwestern die Briefe, die sie sich gegenseitig schreiben, frontal in die Kamera vorlesen. Dadurch findet der Film ein gelungenes Gleichgewicht zwischen Bild und Wort. Dadurch, dass Die geliebten Schwestern ein privates Drama im ausgehenden 18. Jahrhundert in den Mittelpunkt stellt, zeichnet der Film ein lebendiges Bild einer längst vergangenen Zeit, in der aber die Menschen von zeitlosen Idealen und Leidenschaften erfüllt sind. |
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