WILDEN KERLE, DIE | Die wilden Kerle
Filmische Qualität:   
Regie: Joachim Masannek
Darsteller: Rufus Beck, Jimi Blue Ochsenknecht, Wilson Gonzalez Ochsenknecht, Constantin Castmann, Raban Bieling, Marlon Wessel, Leon Wessel-Masannek, Sarah Kim Gries Uwe Ochsenknecht
Land, Jahr: Deutschland 2003
Laufzeit: 96 Minuten
Genre: Literatur-Verfilmungen
Publikum: ab 6 Jahren
Einschränkungen: -


JOSÉ GARCÍA
Foto: Buena Vista International

„Die wilden Kerle“ gibt es tatsächlich. So heißt die E-Jugendmannschaft beim TSV München-Grünwald, die Autor und Regisseur Joachim Masannek trainiert und in der seine zwei Söhne mitspielen. Seine Erfahrungen als Jugendtrainer lieferten Masannek den Stoff, um das Kinderbuch „Die Wilden Fußballkerle“ zu verfassen. Nach acht Bänden und den Hörkassetten über die „wilden Kerle“ hat nun der Absolvent der Filmhochschule München für seinen ersten Film Motive daraus gewählt.

Nachdem Dauerregen den „Teufelstopf“ genannten Stammplatz der „Wilden Kerle“ in einen Sumpf verwandelt hat, verlegen die „wilden Kerle“ ihr Training ins Wohnzimmer. Als Folge der Zerstörung elterlicher Einrichtung wird Hausarrest verhängt – was für einen echten „wilden Kerl“ natürlich nur eine Herausforderung bedeuten kann, das Fußballverbot zu umgehen. Schwieriger gestaltet sich allerdings die Rückeroberung des „Teufelstopfs“, der inzwischen vom Dicken Michi und seinen „Unbesiegbaren Siegern“ besetzt wurde.

Die einzige Möglichkeit, den Bolzplatz wieder zu gewinnen, besteht darin, Michi und Konsorten zu einem Fußballspiel herauszufordern. Kein leichtes Unterfangen, beim Alters- und Körpergrößen-Unterschied. Gut, dass die „Wilden Kerle“ in Willi, dem Althippie und Kioskbesitzer, einen Trainer finden, der dem Vernehmen nach selbst Bundesliga-Spieler gewesen sein soll. Und dann taucht bei der ersten Trainingseinheit das Mädchen Vanessa auf, das unbedingt zusammen mit den Jungs Fußball spielen möchte ...

Das kindgerechte und durchaus interessante Drehbuch offenbart jedoch in der Inszenierung deutliche Mängel. Bei einem Spielfilmdebüt würde es nicht so schwer ins Gewicht fallen ... wenn dies nicht vor allem den Showdown auf dem Bolzplatz betreffen würde. Ausgerechnet die Dramaturgie des Fußballspiels lässt jede Glaubwürdigkeit fahren und obendrein vom eigentlichen Spiel kaum etwas sehen.

So wohltuend sein mag, dass die erwachsenen Schauspieler in den Hintergrund treten und den Kinderdarstellern genug Entfaltungsraum lassen, so deutlich werden deren schauspielerische Mängel. Nur der erfahrene Constantin Castmann als Fabi und Raban Bieling als Raban überzeugen. Jimi Blue und Wilson Gonzalez Ochsenknecht enttäuschen in den tragenden Rollen. Sowenig die Söhne des „Kaisers“ bundesliga-tauglich waren, nur weil sie Beckenbauer hießen, sowenig verleiht der Familienname den Kindern des Schauspielers Uwe Ochsenknecht die Gewähr, gute Schauspieler zu sein.

Aber nicht nur bei der Inszenierung und beim beschränkten Schauspielpotential der Kinderdarsteller enttäuscht letztendlich der über weite Strecken wohl kurzweilige und spaßige Film: Einerseits vermittelt er Werte, allen voran Kameradschaft, echte Freundschaft, Solidarität mit den Kleinen und Schwächen ... Andererseits verfängt er sich im Zeitgeist, der sich etwa in den Kraftausdrücken, die von den Kindern immer wieder benutzt und erfunden werden, oder auch in der verzerrten Sicht der Familie ausdrückt: bezeichnenderweise haben die „Wilden Kerle“ durchweg alleinerziehende Eltern. Eine normale Familie sucht der Zuschauer im ganzen Film vergebens.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren