NIGHTCRAWLER | Nightcrawler
Filmische Qualität:   
Regie: Dan Gilroy
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Rene Russo, Bill Paxton, Riz Ahmed, Ann Cusack, Kevin Rahm, Eric Lange
Land, Jahr: USA 2014
Laufzeit: 117 Minuten
Genre: Thriller
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: G, X
im Kino: 11/2014
Auf DVD: 2/2015


José García
Foto: Concorde

In „Nightcrawler“ verkörpert Jake Gyllenhaal den jungen, einsamen Lou Bloom, der sich mit kleinen Diebstählen in Los Angeles durchschlägt. Gleichzeitig sucht er nach einer richtigen Arbeit. Diese findet Lou, als er eines Nachts Bildreporter Joe Loder (Bill Paxton) beobachtet, der mit seiner Kamera einen Verkehrsunfall für das Fernsehen aufnimmt. Lou Bloom hat seine Bestimmung gefunden. Mit dem Erlös eines gestohlenen Fahrrads kauft er sich eine einfache Kamera und ein Gerät, mit dem er den Polizeifunk abhören kann. Seine ersten Aufnahmen kann er einer kleinen Fernsehstation verkaufen, deren Nachrichtenchefin Nina Romina (Rene Russo) auf „drastische“ Bilder ganz gierig ist. Für Nina kommen Lous Aufnahmen zur richtigen Zeit. Denn ihre Einschaltquoten sind nicht gerade überzeugend, und die Fortsetzung ihres Vertrags hängt gerade davon ab. Und die Einschaltquoten werden je besser, desto drastischer die Gewalt gezeigt wird, die den Zuschauern beim Frühstücksfernsehen serviert wird. Lou besitzt nach eigenem Bekunden eine schnelle Auffassungsgabe, und so lernt er rasch, wie er Unfallopfer so hinstellen kann, dass sie maximale Wirkung entfalten, oder auch wie er in ein Haus noch vor Eintreffen der Polizei eindringen kann, in dem Mordopfer in ihrem Blut liegen. Bald besitzt Lou ein schnelles Sportauto und eine richtig gute Kamera- und Funkausrüstung. Er stellt sogar Rick (Riz Ahmed) als Praktikanten an, den er finanziell regelrecht ausnutzt. Schnell hat er darüber hinaus durchschaut, wie abhängig Nina von ihm geworden ist. Bald wagt er einen großen Wurf: Er hat einen „Businessplan“, den er koste es, was es wolle, in die Tat umsetzen möchte – auch wenn Lou dafür buchstäblich über Leichen gehen muss.

In seinem Spielfilmdebüt erzählt Drehbuchautor und Regisseur Dan Gilroy konsequent aus der Sicht eines jungen Mannes, den der Zuschauer immer abstoßender findet. Jake Gyllenhaal gestaltet seinen Lou Bloom als hageren jungen Mann, dessen Hunger nach Geltung, Macht und Erfolg seinen Augen abzulesen ist. Dabei ist ihm jedes Mittel recht. Denn nur für seine Pflanze, die er hingebungsvoll gießt, scheint Lou Gefühle zu haben. Die Menschen interessieren ihn lediglich, insofern sie ihm zu seinen Zielen dienlich sind.

In Dan Gilroys Film ist Lou Bloom lediglich ein Rädchen in einem System. Über das Porträt eines konkreten Psychopathen hinaus bietet „Nightcrawler“ jedoch auch ein unverhohlenes Bild der amerikanischen Fernsehlandschaft, die vor allem an Sensationen interessiert ist. Weder die Wahrheit noch irgendwelche ethische Prinzipien spielen dabei eine Rolle, sofern juristisch die Angelegenheit abgesichert ist. Einzig die Quote interessiert. Ein erschreckendes Bild eines zynischen Journalismus, der sich lediglich dem durch die Quote messbaren Erfolg verschrieben hat.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren