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José GarcÃa Foto: Wilder Süden Filmverleih Die 1938 vom deutsch-tschechischen Komponisten Hans Krása (1899â1944) komponierte Kinderoper âBrundibárâ, bei der sich die Geschwister Aninka und PepÃček mit Hilfe anderer Kinder gegen den bösen Leierkastenmann Brundibár auflehnten, wurde in Theresienstadt 55 Mal aufgeführt. Das nationalsozialistische Regime nutzte âBrundibárâ zu Propagandazwecken, etwa beim Besuch einer Delegation des Roten Kreuzes im Juni 1944, der Theresienstadt als âheile Weltâ vorgespielt wurde. Ausschnitte aus der Kinderoper wurden in den berüchtigten Propagandafilm âDer Führer schenkt den Juden eine Stadtâ eingebaut sowie in der Wochenschau gezeigt. Nach dem Transport des Komponisten Hans Krása und von 192 Kindern, die bei der Oper mitgewirkt hatten, im Oktober 1944 wurde âBrundibárâ in Theresienstadt nicht mehr aufgeführt. Sie galt als verschollen, ehe Ende der 1970er Jahre die Benediktinerschwester Veronika Grüters auf der Suche nach der Geschichte ihrer Familie sie zufällig wiederentdeckte. Es folgten mehrere Aufführungen, so etwa 2005 vom Leipziger Gewandhauskinderchor, der âBrundibárâ 2010 in Israel präsentierte. Im Jahre 2014 beginnt Uta Plate mit ihrer Jugendtheatergruppe âDie Zwiefachenâ an der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz, das Theaterstück âNach Brundibarâ vorzubereiten und zu proben. Der Filmemacher Douglas Wolfsperger hat sie begleitet. Daraus ist der Dokumentarfilm âWiedersehen mit Brundibarâ entstanden, der nach seiner Teilnahme an mehreren Filmfestivals und nach der Nominierung für den âPrix Europa 2014â nun im regulären Kino anläuft. âWiedersehen mit Brundibarâ zeigt nicht nur Theaterproben, sondern auch die Beschäftigung der jugendlichen Teilnehmer mit diesem Kapitel deutscher Geschichte. Dafür steht bereits die erste Szene in Wolfspergers Film: Die 18-jährigen Annika und Ikra schauen sich die stillgelegte Eisenbahnstrecke an, auf der im Jahre 1942 die Deportationen nach Theresienstadt begannen. Ihre Reaktionen auf Uta Plates Vorschlag, die Kinderoper âBrundibarâ aufzuführen, waren allerdings eher skeptisch: âNicht schon wieder Holocaustâ. Diese Einstellung ändert sich insbesondere, nachdem die Jugendlichen die Protagonistin der Oper âBrundibárâ in Theresienstadt kennenlernen: Greta Klingsberg, 1929 in Wien geboren, sang die Rolle der Aninka. Später überlebte sie Auschwitz â im Gegensatz zu ihrer jüngeren Schwester Trude. Douglas Wolfsperger zeigt in âWiedersehen mit Brundibarâ auch Originalaufnahmen von der Oper, in denen Greta Klingsberg als 14-Jährige zu sehen ist. Die Protagonistin der âUr-Aninkaâ und die heutige Darstellerin Annika Westphal lernen sich in Berlin kennen. Im Gespräch mit Greta Klingsberg kommen sehr viele Dinge über die Zeit in Theresienstadt zur Sprache, insbesondere beim gemeinsamen Besuch des ehemaligen Ghettos. Regisseur Douglas Wolfsperger sowie seine Kameramänner Frank Amann und Ingor Luther halten sich zurück. Statt ins Geschehen einzugreifen und etwa Fragen zu stellen, beobachten sie die Annährung zwischen der inzwischen 85-Jährigen und den Berliner âZwiefachenâ. Zwar zeigt âWiedersehen mit Brundibarâ auch Bilder von den Theaterproben und der Premiere. Wolfspergers besonderes Interesse gilt jedoch der Annährung der Jugendlichen an ein Thema, das manche für âauserzähltâ halten. Der Dokumentarfilm verdeutlicht, dass dies keineswegs der Fall ist. Denn die Jugendlichen hören gebannt zu, als ihnen Greta Klingsberg von der Bedeutung erzählt, die für sie die Arbeit an der Oper hatte: âBrundibár war die Rettung, dass man für ein paar Stunden alles um sich herum vergessen konnte.â In Theresienstadt zeigt sie ihnen auch, wie das Leben dort aussah. Ãber diese Erlebnisse kommt es auch zu allgemeineren Fragen, etwa wie es zu den Deportationen und dem Massenmord kommen konnte. Dazu führt Regisseur Douglas Wolfsperger aus: âIrgendwann im Lauf der Dreharbeiten fingen sie an, sich zu fragen: Was wäre, wenn ich damals auf der Welt gewesen wäre? Auf welcher Seite hätte ich gestanden? Und was hieÃe das für mein Leben heute?â âWiedersehen mit Brundibarâ verdeutlicht, dass Jugendliche bereit sind, sich mit vermeintlich âauserzähltenâ Fragen der deutschen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Regisseur Wolfsperger: âFür mich war die Frage wichtig: Wie gestaltet man eine lebendige Erinnerungskultur ohne ritualisierte Gesten? Wie erreicht man jüngere Menschen mit diesem Thema?â Mit âWiedersehen mit Brundibarâ gelingt dies. Die am Theaterprojekt beteiligten Jugendlichen durchlaufen einen Lernprozess, bei dem sie sich von der Geschichte einer Ãberlebenden berühren und persönlich ansprechen lassen. Durch den Austausch der Generationen kommen Jugendliche, die zunächst nicht nur keinen Bezug mehr zu diesem Kapitel der Geschichte hatten, sondern auch eine Beschäftigung mit ihm ablehnten, zum Nachdenken. Durch den Kontakt mit Zeitzeugen erfahren sie Geschichte auf emotionale Art und Weise, aber auch was für sie dies heute bedeutet. Und dies alles ohne erhobenen Zeigefinger, sondern in einem sehr lebendigen Prozess. |
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