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José García Foto: Koch Media ![]() Ein einziger, unerwarteter Anruf könnte jedoch alles ändern: Der Milliardär John du Pont (Steve Carell), Erbe einer steinreichen Industriellen-Dynastie, möchte ihn persönlich kennenlernen. Neugierig nimmt Mark die Einladung einschließlich First-Class-Flugticket und Hubschrauberflug zum riesigen Familienanwesen an. Die Kamera von Greig Fraser fängt das feudale Herrenhaus samt ausgedehnten Ländereien mit Vollblutpferden in schönen Totalen, aber auch in Detailaufnahmen ein. Diese bringen den unermesslichen Kontrast zwischen dem luxuriösen Du Pont-Haus und Marks armseliger Behausung zum Ausdruck. Zwar sieht John du Pont (Steve Carell mit falscher Nase und hoher Stirn) im Trainingsanzug eher schmächtig aus. Aber für den steinreichen Erben ist das olympische Ringen eine solche Leidenschaft geworden, dass er sich in den Kopf gesetzt hat, mit dem von ihm gegründeten Team Foxcatcher die olympische US-Mannschaft zu sponsern. Das Team soll sich in einem auf seinem Anwesen extra eingerichteten Trainingsareal auf die Spiele vorbereiten. Mark soll das Team anführen. Dafür muss er seine Zelte abbrechen und sich im Gästehaus auf dem Anwesen einquartieren. Was Mark vor allem zusagt: Endlich bekommt er finanzielle Sicherheit, vor allem aber die Anerkennung, die ihm selbst nach dem Gewinn der Goldmedaille versagt blieb. John möchte auch Marks Bruder Dave als Trainer verpflichten. Aber dieser lässt sich nicht vom Geld blenden und von seiner Familie trennen. Obwohl Mark Johns merkwürdiger Sprachduktus und sein seltsamer Charakter nicht verborgen bleiben, kann er nicht wissen, dass der Milliardär unter der Kälte seiner dominanten Mutter (Vanessa Redgrave) leidet. Die neue Leidenschaft des Sohnes für eine Sportart, die sie verabscheut, soll offensichtlich dem Zweck dienen, ihr zu imponieren. Regisseur Bennet Miller wurde mit zwei Filmen bekannt, die auf den ersten Blick kaum Gemeinsamkeiten haben: Capote (2005, siehe Filmarchiv), der ein Psychogramm des Autors von Kaltblütig lieferte, und Die Kunst zu gewinnen Moneyball (2012, siehe Filmarchiv), der sich nur vordergründig als ein Sportfilm erwies. In Foxcatcher gelingt ihm eine Art Mischung aus beiden vorhergehenden Filmen. Der nach einem Drehbuch von E. Max Frye und Dan Futterman realisierte Film ist ebenfalls lediglich oberflächlich ein Sportfilm. Denn Foxcatcher bietet insbesondere eine Charakterstudie der drei Persönlichkeiten Mark, Dave und John, von dem sich der äußerlich schwächlichste als stärkster Charakter, der äußerlich athletischste jedoch als der charakterlich Schwächste herausstellt. Obwohl kein Sportfilm im eigentlichen Sinn, beeindrucken die sportlichen Leistungen von Channing Tatum und Mark Ruffalo. Schauspielerisch überrascht freilich am meisten der für seine komischen Rollen bekannte Steve Carell. Obwohl die äußere Gestalt und die offenbar beim echten John du Pont entliehenen Manierismen des exzentrischen Muttersöhnchens durchaus komödiantische Elemente in sich tragen, gestaltet Steve Carell nicht zuletzt durch seine Wortkargheit und seine Körpersprache John du Pont als traurige Gestalt. Die bis in die Details sorgfältige Inszenierung und ein überaus beachtliches Gespür für Dramaturgie schaffen eine Spannung, die sich mit Daves Ankunft auf dem Anwesen steigert und zur unaufhaltsamen Tragödie führt. Darüber hinaus erzählt Foxcatcher auch die Geschichte einer besonderen Bruderbeziehung und ein Mutter-Sohn-Drama sowie die Konfrontation zwischen zwei Charakteren, die trotz aller äußeren Unterschiede eines gemeinsam haben: Sie suchen nach Anerkennung. Genauso wie Mark in Johns Team die Bestätigung sucht, die ihm sein Bruder bislang versagte, kauft sich John mit Aufmerksamkeit und einem Leben im Luxus Marks Achtung als Kompensation für die Liebe, die er bei seiner Mutter nie fand. Foxcatcher erhielt auf den Internationalen Filmfestspielen Cannes 2014 den Preis für die Beste Regie. Darüber hinaus ist der Film für die kommende Oscarverleihung in fünf Kategorien nominiert: Regie, Originaldrehbuch, Makeup sowie Hauptdarsteller (Steve Carell) und Nebendarsteller (Mark Ruffalo). |
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