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Als âBester Spielfilmâ des Jahres 2014 wurde bei der 87. Oscarverleihung in der Nacht von Sonntag auf Montag von den Mitgliedern der US-Filmakademie âBirdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeitâ gewählt. Alejandro González Iñárritus Film um einen ehemaligen Star, der seine Berühmtheit einer in mehreren Spielfilmen dargestellten Superheldenfigur namens âBirdmanâ verdankt, und nun eine zweite Karriere als Theaterregisseur und -schauspieler am New Yorker Broadway starten möchte, gewann darüber hinaus drei weitere Statuetten: für Originaldrehbuch, Regie und Kamera. Damit konnte Kameramann Emmanuel Lubezki an den Erfolg des letzten Jahres anknüpfen: Er hatte den Oscar in dieser Kategorie für âGravityâ gewonnen.
Im Vorfeld der Preisverleihung zeichnete sich zunächst ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen âBirdmanâ und âBoyhoodâ ab, Richard Linklaters in einem Zeitraum von zwölf Jahren gedrehter Geschichte um das Erwachsenwerden in einer Patchworkfamilie. Nach und nach wurde aber deutlich, dass âBoyhoodâ zwar von Kritikern, âBirdmanâ aber von der Filmindustrie vorgezogen wurde. Insofern überraschte letztendlich die Entscheidung der Academy nicht.
Die meisten Nominierungen erhielten âBirdmanâ und âGrand Budapest Hotelâ, der die Berlinale 2014 eröffnet hatte. Sie wurden je neunmal für den Oscar vorgeschlagen. âGrand Budapest Hotelâ gewann ebenfalls vier Oscars, allerdings in den eher âtechnischenâ Kategorien âKostümdesignâ, âSzenenbildâ, âMake-Upâ sowie in âFilmmusikâ.
Ãber die als âOscarâ bekannte Auszeichnung entscheiden die rund 6 000 stimmberechtigten Mitglieder der Filmakademie der Vereinigten Staaten. Das Wahlprinzip: Die Academy-Mitglieder nominieren in ihrer jeweiligen Berufssparte, also die Schauspieler, Kameraleute oder Regisseure je für sich, die besten fünf Leistungen. Einzige Ausnahme: In der Kategorie âBester Filmâ werden die (bis zu zehn) Nominierungen von allen Akademie-Mitgliedern ausgesprochen â dieses Jahr waren acht Filme in der âKönigskategorieâ nominiert worden. Die endgültige Entscheidung treffen anschlieÃend in (fast) allen Sparten die gesamten Mitglieder der âAcademy of Motion Picture Arts and Sciencesâ.
In der Ãffentlichkeit besonders beachtet: die Schauspieler-Oscars. In der Kategorie âBeste Hauptdarstellerinâ erhielt den Preis die favorisierte Julianne Moore für ihre Darstellung einer an Alzheimer erkrankten Professorin in âStill Alice â Mein Leben ohne Gesternâ (deutscher Filmstart: 5. März). Sie gewann gegen ein mit Marion Cotillard (âZwei Tage, eine Nachtâ), Felicity Jones (âDie Entdeckung der Unendlichkeitâ), Rosamund Pike (âGone Girl â Das perfekte Opferâ) und Reese Witherspoon (âWild â Der groÃe Tripâ) stark besetztes Nominierungsfeld. Damit konnte Juliane Moore bei ihrer fünften Oscarnominierung endlich die Statuette mit nach Hause nehmen. In der Sparte âBester Hauptdarstellerâ gewann Eddie Redmayne für seine Darstellung des Stephen Hawking in âDie Entdeckung der Unendlichkeitâ. Hier hatte sich die Entscheidung unter den fünf Nominierten â Redmayne setzte sich gegen Steve Carell (âFoxcatcherâ), Bradley Cooper (âAmerican Sniperâ), Benedict Cumberbatch (âThe Imitation Gameâ) und Michael Keaton (âBirdmanâ) â im Vorfeld völlig offen ausgenommen.
Unter den für die âBeste Nebendarstellerinâ Nominierten befand sich Meryl Streep, womit sie einen neunen Rekord aufstellte: Dies war ihre 19. Oscarnominierung. Der Oscar ging jedoch an Patricia Arquette für âBoyhoodâ. Bei den âBesten Nebendarstellernâ gewann J.K. Simmons für seine Rolle in âWhiplashâ, der sich insbesondere gegen Mark Ruffalo (âFoxcatcherâ) durchsetzen konnte.
In den wichtigen Oscar-Kategorien âRegieâ, âOriginaldrehbuchâ sowie âadaptiertes Drehbuchâ spiegelten sich die Nominierungen für den âBesten Filmâ mit einer Ausnahme wider: Das Drama um den Marsch von Martin Luther King für die Durchsetzung des Wahlrechtes der schwarzen Bevölkerung âSelmaâ wurde lediglich für den âBesten Filmâ sowie für den âBesten Filmsongâ nominiert. âSelmaâ gewann denn auch den Oscar in dieser Sparte (für das Lied âGloryâ). Den Oscar für den besten âadaptierten Drehbuchâ erhielt aber âThe Imitation Game â Ein streng geheimes Lebenâ. Als bestes âOriginaldrehbuchâ wurde âBirdmanâ gekürt. In der Sparte âBeste Regieâ gewann Alejandro González Iñárritu, ebenfalls für âBirdmanâ.
Als âBester nicht-englischsprachiger Filmâ wählten die âAcademyâ-Mitglieder den polnischen Film âIdaâ von Pawel Pawlikowski. Das Drama um eine junge Novizin, die vor der Ablage ihrer Profess von ihrem jüdischen Ursprung erfährt und mit einer ihr bislang fremden Welt in Berührung kommt, ehe sie sich letztendlich für das Leben im Kloster entscheidet, war zuvor bereits von den 3.000 Mitgliedern der European Film Academy â Filmemacher aus ganz Europa â zum âEuropäischen Film 2014â gewählt worden. âIdaâ konnte sich insbesondere gegen âTimbuktuâ des mauretanischen Regisseurs Abderrahmane Sissako durchsetzen. Das Drama um eine nach und nach von Dschihadisten übernommene Stadt hatte vergangene Woche bei der Verleihung des französischen Filmpreises âCésarâ sieben Preise, darunter auch als âBester Filmâ, gewonnen.
Ebenso offen nahm sich die Entscheidung in der Sparte âDokumentarfilmâ aus. Die besten Chancen wurden zwar der Snowden-Dokumentation âCitizenfourâ eingeräumt. Der âCésarâ-Gewinn von Wim Wenders Hommage an den Fotografen Sebastião Salgado âDas Salz der Erdeâ rückte Wenders Film jedoch wieder in den Mittelpunkt. SchlieÃlich entschieden sich die Academy-Mitglieder für âCitizenfourâ.
Diese Entscheidungen verdeutlichen auÃerdem den Unterschied zwischen den Präferenzen der Filmindustrie in den Vereinigten Staaten und etwa in Frankreich. Dieses Jahr stieà die französische Preisauszeichnung âCésarâ auf ein gröÃeres Echo, weil mit Kristen Stewart (für ihre Rolle in âDie Wolken von Sils Maria) erstmals eine US-amerikanische Schauspielerin den französischen Filmpreis gewinnen konnte. Besonders pikant: Für den âOscarâ wurde sie nicht einmal nominiert.
Nachdem in den ersten zehn Jahren des 2002 eingeführten Oscars für den âBesten Animationsfilmâ die Auszeichnung sechsmal an einen âPixarâ-Film ging, wurde sowohl 2012 als auch 2014 kein Film aus der Animationsschmiede âPixarâ nominiert. Dieser Trend setzte sich dieses Jahr fort. In dieser Kategorie war das Ergebnis ebenfalls sehr offen, wobei die besten Chancen gleichermaÃen âBaymax â Riesiges Robowabohuâ, âDie Boxtrollsâ und âDrachenzähmen leicht gemacht 2â eingeräumt wurden. Durchsetzen konnte sich letztlich âBaymax â Riesiges Robowabohuâ (Original: âBig Hero 6â).
Als der groÃe Verlierer des Abends kann âBoyhood â angesehen werden. Linklaters Film ging mit sechs Nominierungen in die Oscarnacht. Gewinnen konnte er aber lediglich in der Kategorie âBeste Nebendarstellerinâ. Je vier âOscarsâ erhielten zwei Filme: âThe Grand Budapest Hotelâ und âBirdmanâ. Wes Andersons überaus bunter Film gewann sie aber in eher technischen Kategorien. Der groÃe Gewinner der 87. Oscarnacht war deshalb eindeutig âBirdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeitâ, die vier von den wichtigsten Oscars (darunter als âBester Filmâ) mit nach Hause nehmen konnte.
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