OSCARVERLEIHUNG 2015 | Oscars 2015
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Als „Bester Spielfilm“ des Jahres 2014 wurde bei der 87. Oscarverleihung in der Nacht von Sonntag auf Montag von den Mitgliedern der US-Filmakademie „Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“ gewählt. Alejandro González Iñárritus Film um einen ehemaligen Star, der seine Berühmtheit einer in mehreren Spielfilmen dargestellten Superheldenfigur namens „Birdman“ verdankt, und nun eine zweite Karriere als Theaterregisseur und -schauspieler am New Yorker Broadway starten möchte, gewann darüber hinaus drei weitere Statuetten: für Originaldrehbuch, Regie und Kamera. Damit konnte Kameramann Emmanuel Lubezki an den Erfolg des letzten Jahres anknüpfen: Er hatte den Oscar in dieser Kategorie für „Gravity“ gewonnen.

Im Vorfeld der Preisverleihung zeichnete sich zunächst ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen „Birdman“ und „Boyhood“ ab, Richard Linklaters in einem Zeitraum von zwölf Jahren gedrehter Geschichte um das Erwachsenwerden in einer Patchworkfamilie. Nach und nach wurde aber deutlich, dass „Boyhood“ zwar von Kritikern, „Birdman“ aber von der Filmindustrie vorgezogen wurde. Insofern überraschte letztendlich die Entscheidung der Academy nicht.

Die meisten Nominierungen erhielten „Birdman“ und „Grand Budapest Hotel“, der die Berlinale 2014 eröffnet hatte. Sie wurden je neunmal für den Oscar vorgeschlagen. „Grand Budapest Hotel“ gewann ebenfalls vier Oscars, allerdings in den eher „technischen“ Kategorien „Kostümdesign“, „Szenenbild“, „Make-Up“ sowie in „Filmmusik“.

Über die als „Oscar“ bekannte Auszeichnung entscheiden die rund 6 000 stimmberechtigten Mitglieder der Filmakademie der Vereinigten Staaten. Das Wahlprinzip: Die Academy-Mitglieder nominieren in ihrer jeweiligen Berufssparte, also die Schauspieler, Kameraleute oder Regisseure je für sich, die besten fünf Leistungen. Einzige Ausnahme: In der Kategorie „Bester Film“ werden die (bis zu zehn) Nominierungen von allen Akademie-Mitgliedern ausgesprochen – dieses Jahr waren acht Filme in der „Königskategorie“ nominiert worden. Die endgültige Entscheidung treffen anschließend in (fast) allen Sparten die gesamten Mitglieder der „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“.

In der Öffentlichkeit besonders beachtet: die Schauspieler-Oscars. In der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“ erhielt den Preis die favorisierte Julianne Moore für ihre Darstellung einer an Alzheimer erkrankten Professorin in „Still Alice – Mein Leben ohne Gestern“ (deutscher Filmstart: 5. März). Sie gewann gegen ein mit Marion Cotillard („Zwei Tage, eine Nacht“), Felicity Jones („Die Entdeckung der Unendlichkeit“), Rosamund Pike („Gone Girl – Das perfekte Opfer“) und Reese Witherspoon („Wild – Der große Trip“) stark besetztes Nominierungsfeld. Damit konnte Juliane Moore bei ihrer fünften Oscarnominierung endlich die Statuette mit nach Hause nehmen. In der Sparte „Bester Hauptdarsteller“ gewann Eddie Redmayne für seine Darstellung des Stephen Hawking in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“. Hier hatte sich die Entscheidung unter den fünf Nominierten – Redmayne setzte sich gegen Steve Carell („Foxcatcher“), Bradley Cooper („American Sniper“), Benedict Cumberbatch („The Imitation Game“) und Michael Keaton („Birdman“) – im Vorfeld völlig offen ausgenommen.

Unter den für die „Beste Nebendarstellerin“ Nominierten befand sich Meryl Streep, womit sie einen neunen Rekord aufstellte: Dies war ihre 19. Oscarnominierung. Der Oscar ging jedoch an Patricia Arquette für „Boyhood“. Bei den „Besten Nebendarstellern“ gewann J.K. Simmons für seine Rolle in „Whiplash“, der sich insbesondere gegen Mark Ruffalo („Foxcatcher“) durchsetzen konnte.

In den wichtigen Oscar-Kategorien „Regie“, „Originaldrehbuch“ sowie „adaptiertes Drehbuch“ spiegelten sich die Nominierungen für den „Besten Film“ mit einer Ausnahme wider: Das Drama um den Marsch von Martin Luther King für die Durchsetzung des Wahlrechtes der schwarzen Bevölkerung „Selma“ wurde lediglich für den „Besten Film“ sowie für den „Besten Filmsong“ nominiert. „Selma“ gewann denn auch den Oscar in dieser Sparte (für das Lied „Glory“). Den Oscar für den besten „adaptierten Drehbuch“ erhielt aber „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“. Als bestes „Originaldrehbuch“ wurde „Birdman“ gekürt. In der Sparte „Beste Regie“ gewann Alejandro González Iñárritu, ebenfalls für „Birdman“.

Als „Bester nicht-englischsprachiger Film“ wählten die „Academy“-Mitglieder den polnischen Film „Ida“ von Pawel Pawlikowski. Das Drama um eine junge Novizin, die vor der Ablage ihrer Profess von ihrem jüdischen Ursprung erfährt und mit einer ihr bislang fremden Welt in Berührung kommt, ehe sie sich letztendlich für das Leben im Kloster entscheidet, war zuvor bereits von den 3.000 Mitgliedern der European Film Academy – Filmemacher aus ganz Europa – zum „Europäischen Film 2014“ gewählt worden. „Ida“ konnte sich insbesondere gegen „Timbuktu“ des mauretanischen Regisseurs Abderrahmane Sissako durchsetzen. Das Drama um eine nach und nach von Dschihadisten übernommene Stadt hatte vergangene Woche bei der Verleihung des französischen Filmpreises „César“ sieben Preise, darunter auch als „Bester Film“, gewonnen.

Ebenso offen nahm sich die Entscheidung in der Sparte „Dokumentarfilm“ aus. Die besten Chancen wurden zwar der Snowden-Dokumentation „Citizenfour“ eingeräumt. Der „César“-Gewinn von Wim Wenders Hommage an den Fotografen Sebastião Salgado „Das Salz der Erde“ rückte Wenders Film jedoch wieder in den Mittelpunkt. Schließlich entschieden sich die Academy-Mitglieder für „Citizenfour“.

Diese Entscheidungen verdeutlichen außerdem den Unterschied zwischen den Präferenzen der Filmindustrie in den Vereinigten Staaten und etwa in Frankreich. Dieses Jahr stieß die französische Preisauszeichnung „César“ auf ein größeres Echo, weil mit Kristen Stewart (für ihre Rolle in „Die Wolken von Sils Maria) erstmals eine US-amerikanische Schauspielerin den französischen Filmpreis gewinnen konnte. Besonders pikant: Für den „Oscar“ wurde sie nicht einmal nominiert.

Nachdem in den ersten zehn Jahren des 2002 eingeführten Oscars für den „Besten Animationsfilm“ die Auszeichnung sechsmal an einen „Pixar“-Film ging, wurde sowohl 2012 als auch 2014 kein Film aus der Animationsschmiede „Pixar“ nominiert. Dieser Trend setzte sich dieses Jahr fort. In dieser Kategorie war das Ergebnis ebenfalls sehr offen, wobei die besten Chancen gleichermaßen „Baymax – Riesiges Robowabohu“, „Die Boxtrolls“ und „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ eingeräumt wurden. Durchsetzen konnte sich letztlich „Baymax – Riesiges Robowabohu“ (Original: „Big Hero 6“).

Als der große Verlierer des Abends kann „Boyhood “ angesehen werden. Linklaters Film ging mit sechs Nominierungen in die Oscarnacht. Gewinnen konnte er aber lediglich in der Kategorie „Beste Nebendarstellerin“. Je vier „Oscars“ erhielten zwei Filme: „The Grand Budapest Hotel“ und „Birdman“. Wes Andersons überaus bunter Film gewann sie aber in eher technischen Kategorien. Der große Gewinner der 87. Oscarnacht war deshalb eindeutig „Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“, die vier von den wichtigsten Oscars (darunter als „Bester Film“) mit nach Hause nehmen konnte.
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