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José GarcÃa Foto: Concorde Ein älterer Autofahrer auf einer LandstraÃe. Auf dem Beifahrersitz liegt ein BlumenstrauÃ. Dieselbe Strecke wird im Laufe des aktuellen Spielfilms von Margarethe von Trotta âDie abhandene Weltâ zwar häufig zu sehen sein. Die Identität des Mannes bleibt jedoch lange im Dunkeln. Ein noch gröÃeres Rätsel bietet der Film jedoch mit einer zufälligen Entdeckung: Paul (Matthias Habich) findet im Internet das Foto der in New York lebenden Opernsängerin Caterina Fabiani (Barbara Sukowa), die seiner vor einem Jahr verstorbenen Frau Evelyn zum Verwechseln ähnlich sieht. Von Alpträumen geplagt, bittet Paul seine Tochter Sophie (Katja Riemann), einfach über den Atlantik zu fliegen und die Fabiani darauf anzusprechen. Sophie lässt sich zwar bitten, aber viel hält sie auch nicht zurück: Als Nachtclubsängerin hat sie gerade ihren Job verloren. Sonst hält sich die Mittvierzigerin mit dem Arrangieren von sogenannten âfreien Trauungs-Zeremonienâ über Wasser. Die Reise kommt ihr offenbar darüber hinaus recht, um mit ihrem Freund Florian (Tom Beck) endlich Schluss zu machen. In New York sucht Sophie nach einer Aufführung in der Metropolitan Opera Caterina Fabiani in ihrer Garderobe auf, aber die Sängerin reagiert schroff abweisend. Allerdings findet Sophie einen Verbündeten in Catarinas Agent Philip (Robert Seeliger), der sich auf den ersten Blick in Sophie verliebt hat und sich bereit erklärt, zwischen den beiden Frauen zu vermitteln. Obwohl es Philip gelingt, ein Treffen zwischen Catarina und Sophie zu arrangieren, hat Catarina genug Probleme als alleinerziehende Mutter mit ihren zwei teils pubertierenden Söhnen sowie mit ihrem häufig dem Alkohol zusprechenden Ex-Mann George (August Zirner). Erst als Sophie hinter Caterinas Rücken deren demente Mutter Rosa (Karin Dor) im Pflegeheim besucht, wird für beide die Ahnung zur Gewissheit, dass es irgendeinen dunklen Punkt in der Vergangenheit von Rosa geben muss, den sie ihrer vermeintlichen Tochter bisher verschwiegen hat. So vertraut Catarina der deutschen Fremden an, sie habe schon einmal zu Rosa gesagt: âIch habe das Gefühl, als seist Du nicht meine Mutterâ. Wenn aber Evelyn nicht nur Sophies, sondern auch Caterinas Mutter sein sollte, wer ist nun deren Vater? âDie abhandene Weltâ basiert auf Erlebnissen der Drehbuchautorin und Regisseurin Margarethe von Trotta. Nach dem Tod ihrer Mutter habe sie â so von Trotta â von einer unbekannten Frau aus Moskau einen Brief erhalten. Es habe sich dann herausstellt, dass die Briefschreiberin ihre fünfzehn Jahre ältere Schwester sei, die ihre Mutter ohne Wissen ihrer Familie zur Adoption freigab. Von Trotta: âDer Name meiner Mutter tauchte in ihren persönlichen Papieren auf, weil ihre Adoptiveltern während der Nazizeit beweisen mussten, kein jüdisches Kind adoptiert zu haben. Kurz darauf trafen wir uns. Sie sah meiner Mutter viel ähnlicher als ich, es war, als sei sie auferstanden.â Die Schwestern-Thematik verarbeitete Margarethe von Trotta bereits in einigen Filmen, etwa auch in âDie bleierne Zeitâ (1981), in dem Barbara Sukowa erstmals für sie vor der Kamera stand. Ãbrigens: Auch Rüdiger Vogler â der in âDie abhandene Weltâ eine kleine Nebenrolle spielt â gehörte zu dem Schauspielerensemble des Filmes, der damals auf dem Filmfestival von Venedig mit dem Goldenen Löwen und dem Fipresci-Preis ausgezeichnet wurde. âDie bleierne Zeitâ erzählte von den unterschiedlichen Wegen, die zwei in den âbleiernenâ fünfziger Jahren aufgewachsenen Schwestern im Kampf für gesellschaftliche Veränderungen während der 68er Bewegung gehen. Auch der Filmtitel âDie abhandene Weltâ erinnert auffällig an den Titel âDie bleierne Zeitâ. Die âDeutsche Film- und Medienbewertung Wiesbadenâ urteilt bei der Verleihung des Prädikats âbesonders wertvollâ: âDiese Nähe der Geschichte und der Figuren zur Regisseurin und den Hauptdarstellerinnen ist wohl der Grund dafür, warum in ,Die abhandene Weltâ so entspannt und souverän erzählt wird. Dabei gibt es kaum einen Plot, der melodramatischer ist als jener von den Schwestern, die beide füreinander verloren waren und erst nach dem Tod ihrer Mutter zueinanderfinden. Doch von Trotta ist nicht an opernhaften dramaturgischen Effekten interessiert. Sie konzentriert sich ganz auf die Figuren, zeichnet sie sehr subtil und komplex. Katja Riemann und Barbara Sukowa sind diese Rollen auf den Leib geschrieben und so scheinen sie in jedem Moment ihres Spiels ganz bei sich zu sein.â Dennoch wirkt âDie abhandene Weltâ insgesamt zu uneinheitlich: Bei der Verschachtelung der Handlung kommt es zu Begegnungen, etwa mit dem von Rüdiger Vogler gespielten Orlov, die nicht nur die Hauptfigur in die Irre führen, sondern auch die Dramaturgie hemmen. Auch der sicherlich nicht immer beabsichtigte komödiantische Ton, der sich zunehmend in den Film einschleicht, irritiert den Zuschauer. Margarethe von Trotta wollte Barbara Sukowa und Katja Riemann, die ja beide professionelle Sängerinnen sind, eine âArt Hommageâ liefern, indem die beiden in âDie abhandene Weltâ ihr Gesangstalent unter Beweis stellen. Die Gesangseinlagen geraten jedoch nicht nur exzessiv. Sie nehmen sich auch meist von der Handlung losgekoppelt aus. Die inszenatorischen und dramaturgischen Schwächen bei einer so erfahrenen Regisseurin, die zuletzt mit ihrem ausgezeichneten âHannah Arendtâ (2012) dank der intensiven Darstellung der Hauptfigur durch Barbara Sukowa und der stringenten Dramaturgie durchweg überzeugte, schmälern den Wert einer eigentlich durchaus emotionalen Geschichte. |
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