|
||||||||||||||||
JOSà GARCÃA Foto: Warnerbros. ![]() Mit âMatrixâ (1999) schufen die Wachowski-Brüder ein eigenes Universum, in dem wie in kaum einem anderen Spielfilm Action- und Thesenkino verknüpft wurde. Kein Produkt der Populärkultur lieà so viele Lesarten zu, dass sich etliche Bildungsschichten gleichermaÃen angesprochen fühlten. Dies gelang den Wachowski-Brüdern dadurch, dass handfeste Action und intellektueller Unterbau nicht nur das auf den ersten Blick instabile Gleichgewicht hielten, sondern darüber hinaus eine echte innere Einheit eingingen. âMatrixâ wurde â neben Quentin Tarantinos âPulp Fictionâ (1994) â zum stilbildenden, die Kino-Sehgewohnheiten am meisten beeinflussenden Film der neunziger Jahre überhaupt. Und natürlich auch zu einem Kassenschlager. Kein Wunder also, dass die Wachowski-Brüder bald an einer Fortsetzung arbeiteten. Nach dem gleichen Muster wie zwei Jahrzehnte zuvor aus dem überwältigenden Erfolg von âKrieg der Sterneâ (1977) die âStar Warsâ-Trilogie erwuchs, bei der der zweite und der dritte Film eigentlich eine Einheit bildeten, haben die âMatrixâ-Schöpfer den zweiten und dritten Teil ihrer Trilogie als einen einzigen Spielfilm angelegt, der allerdings in zwei Folgen geteilt wurde: âMatrix Reloadedâ (siehe Kritik) hörte mitten in der Handlung abrupt auf. âEs wird fortgesetztâ, hieà es am Ende, als Neo im Koma an Bord eines Rebellenschiffs lag. Zu Beginn von âMatrix Revolutionsâ erfährt der Zuschauer freilich, dass sich dort lediglich der Körper Neos befindet. Sein Geist ist in einer Zwischenwelt zwischen der Matrix und der realen Welt gefangen. Neos Rettung gibt Anlass zu den ersten Kampfszenen des Filmes und auch zu dem Schlüsselsatz von âMatrix Revolutionsâ: âSchluss mit dem Geredeâ, sagt Trinity zu âMerowingerâ, der Neos Befreiung von einer Gegenleistung abhängig machen wollte. Und in der Tat bereitet der dritte Teil all den Widersprüchen â Determinismus kontra freien Willen â ein Ende, in die sich âMatrix Reloadedâ hineinmanövriert hatte. Was folgt, ist handfeste Action, zunächst ein zwar von Spezialeffekten strotzender, aber letztendlich auf konventionelle Science-Fiction-Art inszenierter Kampf zwischen den Rebellen und den Maschinen. Zum Schluss indes, nachdem sich Trinity und Neo bis in die Maschinenstadt vorgewagt haben, zeigen âThe Wachowski Brothersâ im finalen Kampf zwischen Neo und seinem Widersacher, dem Agenten Smith, dass sie in der Lage sind, die Kino-Sehgewohnheiten weiter zu beeinflussen. Die Umsetzung dieses comichaften Kampfes in reale, grünlich getönte Bilder, mit einer entfesselten Kamera einmal in extremer Zeitlupe, einmal in âÃberschall-Zeitrafferâ, stellt eine echte Weiterentwicklung des inzwischen legendär gewordenen Spezialeffekts âBullet Timeâ mit in Zeitlupe dahingleitenden Kugeln und einer eigenwilligen Kombination von hyperschnellem Schnitt und Zeitdehnung dar, den die Wachowski-Brüder in âMatrixâ etabliert hatten. Diese technisch hervorragenden Sequenzen drängen die âUnterbauâ-Fragen in den Hintergrund, die im Trilogie-Mittelstück breitgetreten wurden. Ob nun Neo ein âSystemfehlerâ, eine vom Matrix-Architekten programmierte âAnomalieâ unter vielen oder aber der âAuserwählteâ ist, spielt letztendlich keine Rolle. Im Schlussakt der âMatrixâ-Trilogie erweist sich Neo doch noch als Erlöser in jüdisch-christlicher Tradition, der die Menschen aus der Knechtschaft befreit. Weil sich im drittel Teil die ganzen Fragestellungen des zweiten Teils nicht nur als falsche Fährten, sondern auch als völlig unerhebliche Umwege erwiesen haben, fragt es sich, ob aus âMatrix Reloadedâ und âMatrix Revolutionsâ nicht besser ein einziger abendfüllender Film hätte hergestellt werden sollen, bei dem all diese Umwege im Schneideraum verschwunden wären. Ob der Abschluss der âMatrixâ-Filmtrilogie jedoch auch das Ende des âMatrixâ-Universums darstellt, steht in den Sternen. Denn mit oder ohne Absicht haben die Filmemacher den ursprünglichen Konflikt, um den es in âMatrixâ eigentlich ging, gar nicht gelöst. Ob Neo nicht doch wieder auf die Leinwand zurückkehren wird, bleibt also auch nach âMatrix Revolutionsâ ungewiss. Ein Hintertürchen haben sich âThe Wachowski Brothersâ jedenfalls offen gehalten. |
||||||||||||||||
|